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Wegen Armut kleinere Verpackungen

Wegen Armut kleinere Verpackungen
(dpa)

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Bald wiegt Eis in Verpackung oder Waschmittel weniger. Wegen der Eurokrise wendet der Unilever-Konzern sein Modell der günstigeren Kleinpackungen statt teurer Premium-Produkte auch in Europa an.

Der Konsumgüterkonzern Unilever (Rama, Dove) spürt die Verarmung von Millionen Europäern am eigenen Geschäft. Das
niederländisch-britische Unternehmen greift deshalb jetzt auch in
Europa zu Absatzstrategien aus Schwellenländern. «Die Armut kehrt nach Europa zurück», sagte Unilever-Manager Jan Zijderveld der «Financial Times Deutschland» (Montagausgabe).

Unilever setzt nun stärker auf Mini-Packungen und neue billige
Einsteigermarken, damit das Einkaufsbudget der Konsumenten entlastet wird. Für den Konzern geht die Strategie laut Zijderveld auf, der Absatz steige. Bisher haben Konsumgüterkonzerne wie Nestle oder Procter and Gamble in Europa eher dem umgekehrten Weg beschritten und sich von billigen Nischenmarken getrennt, um eher teure Produktlinien zu stärken.

«In Europa verlernt»

«In Indonesien verkaufen wir Einzelpackungen Shampoo für zwei bis drei Cent und verdienen trotzdem ordentliches Geld», sagte der
Unilever-Europa-Chef. «Wir wissen, wie das geht, aber in Europa haben wir es in den Jahren vor der Krise verlernt.»

Bislang hatten Konsumgüterunternehmen eher versucht, Wachstum in den reichen westlichen Märkten durch teurere Öko-Produkte oder Premiummarken zu erreichen – um sich von den günstigen Handelsmarken der Discounter abzuheben. Inzwischen aber verkauft Unilever laut Bericht in Spanien sein Waschmittel Surf in Packungen, die lediglich für fünf Waschgänge reichen. In Griechenland bietet der Konzern
heute Kartoffelpüree und Mayonnaise in Kleinpackungen an, während Basisprodukte wie Tee oder Olivenöl unter einer griechischen Preiseinstiegsmarke verkauft werden.

Die Billistrategie funktioniert

«Wenn ein Spanier nur noch durchschnittlich 17 Euro pro Einkauf
ausgibt, dann kann ich ihm kein Waschmittel für die Hälfte seines
Budgets verkaufen», sagte der Manager. Die Billigstrategie scheint zu funktionieren: Nachdem die Umsätze
des Konzerns in Europa stagnierten oder rückläufig waren, stand 2011 laut «FTD» ein Plus von 0,7 Prozent in der Bilanz. Im ersten Halbjahr 2012 legten die Erlöse 1,1 Prozent zu, höhere Rohstoffpreise ließen aber den Gewinn niedriger ausfallen.
Westeuropa stand im vergangenen Jahr mit insgesamt 12,3 Milliarden Euro Umsatz für gut ein Viertel der Konzernerlöse.

Auch der große Unilever-Konkurrenz Nestle sieht mit Sorgen auf sein Europageschäft: Im ersten Halbjahr wuchs der Umsatz weltweit um 7,5 Prozent. Am schwächsten war das Wachstum in Europa mir 2,6 Prozent.