Montag29. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

Wahllose Angriffe auf die eigene Bevölkerung

Wahllose Angriffe auf die eigene Bevölkerung
(AFP)

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Mit systematischem Terror geht das Assad-Regime laut einem Bericht von Amnesty International gegen die syrische Bevölkerung vor.

Dazu zählt die Menschenrechtsorganisation wahllose Luftangriffe und großflächigen Artilleriebeschuss durch die syrischen Streitkräfte. Die Angriffe richteten sich nicht gegen oppositionelle Kämpfer oder militärische Ziele, sondern seien offenbar ausschließlich ein Mittel zur Bestrafung von Zivilisten, die mit den Aufständischen sympathisierten, erklärte Amnesty in einem am Mittwoch vorgelegten Bericht. Wo sich die Regierungstruppen nach Kämpfen mit Rebellen zurückziehen, bombardierten sie wahllos die aufgegebenen Gebiete.

In den vergangenen Wochen konzentrierten sich die Kämpfe auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden des Landes. Laut Amnesty wurden aber auch in anderen Teilen von Nord- und Zentralsyrien Hunderte Zivilisten getötet oder verletzt, darunter zahlreiche Kinder. «Solche willkürlichen Angriffe verletzen grundlegende Regeln des humanitären Völkerrechts, da sie nicht zwischen militärischen Zielen und Zivilisten unterscheiden», hieß es in dem Bericht. Täglich würden Wohngebiete mit ungelenkten Bomben und unpräzisen Granaten angegriffen, wodurch die Zahl der zivilen Opfer deutlich steige.

23.000 Menschen getötet

Die Menschen seien in ihren Häusern, auf offener Straße oder beim Versuch, sich vor den Bombardements in Sicherheit zu bringen, getroffen worden, hieß es in dem Amnesty-Bericht. Die Angaben beruhten auf Erkenntnissen der Amnesty-Krisenbeauftragten Donatella Rovera, die vom 31. August bis zum 11. September 26 Städte und Dörfer im Norden Syriens besucht hatte. Seit Beginn des Aufstands gegen das Regime von Präsident Baschar Assad vor 18 Monaten wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens 23.000 Menschen getötet.

Zwar richtete sich die Kritik von Amnesty vor allem gegen die Regierungstruppen, allerdings wirft die Organisation auch den Aufständischen schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Beide Seiten würden von Wohngebieten aus Angriffe starten und die Zivilbevölkerung damit erheblichen Gefahren aussetzen, hieß es in dem Bericht.

Grenzposten erobert

Unterdessen eroberten die Rebellen einen Grenzübergang zur Türkei. Die Aufständischen rissen die syrische Flagge herunter, wie ein AP-Reporter vor Ort sah. Auf der türkischen Seite der Grenze feierten die Menschen. Noch am Dienstag hatten Rebellen und Regierungssoldaten heftig um den Grenzübergang Tal Abjad gekämpft. Die türkische Nachrichtenagentur Dogan berichtete von schweren Gefechten zwischen Aufständischen und Scharfschützen der syrischen Streitkräfte. Dabei seien mehrere Menschen verletzt und zur Behandlung in die Türkei gebracht worden. Auch mehrere Tote habe es gegeben, berichtete Dogan unter Berufung auf geflohene Zivilisten.

Die türkischen Behörden sperrten das Gebiet umgehend, während die Polizei die Menge daran hinderte, die Grenze zu stürmen und nach Syrien zu gehen. «Ich bin ein freier Syrer», rief Sischa Bargasch und warf seine Hände in die Luft, während er die Einnahme des Übergangs von der türkischen Seite aus beobachtete. Das ist der Anfang vom Ende Assads.«

Die Rebellen kontrollieren bereits mehrere andere Grenzübergänge zur Türkei sowie einen zum Irak. Mit der Einnahme des Postens Tal Abjad ist es den Rebellen aber offenbar erstmals gelungen, einen Grenzübergang in der Provinz Rakka zu überrennen. Somit eröffnen sich neue strategische und logistische Möglichkeiten, um beispielsweise Nachschub nach Syrien zu bringen.