Der starke Konsum beflügelte die Wirtschaft in der Europäischen Union (EU) auch im ersten Quartal dieses Jahres. Die Wirtschaftsleistung stieg um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Auf Jahresfrist beträgt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2,0 Prozent. Das geht aus den neuesten Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor.
Damit hat die Wachstumsrate weiter leicht an Tempo gewonnen. Noch im dritten und vierten Quartal 2016 lag sie bei 1,9 Prozent, nach 1,8 Prozent im zweiten Quartal 2016. In der Eurozone betrug das BIP-Wachstum im ersten Quartal 1,7 Prozent. Das ist zwar etwas weniger als noch im letzten Quartal 2016, als sie bei 1,8 Prozent lag, aber höher als im zweiten Quartal 2016.
Vergleicht man die einzelnen Quartale in der Eurozone miteinander, zeigt sich im ersten Quartal dieses Jahres mit 0,5 Prozent ein deutlich höherer Anstieg des BIP als im Durchschnitt der Quartale des vergangenen Jahres.
Ifo-Wirtschaftsklima für Eurozone auf Zehn-Jahres-Hoch
Das Wirtschaftswachstum dürfte im Laufe des Jahres zudem weiter anziehen. Das Ifo-Wirtschaftsklima für die Eurozone hat sich im zweiten Quartal deutlich aufgehellt und stieg von 17,2 auf 26,4 Punkte, was der höchste Stand seit fast zehn Jahren ist. Die befragten Experten sind somit so optimistisch wie seit der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht mehr.
Das starke Wirtschaftswachstum dürfte sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die seit 2012 kontinuierlich zurückgehende Arbeitslosenquote in der EU dürfte somit auch weiterhin fallen. Im März dieses Jahres waren in der EU 19,7 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind rund 1,6 Millionen weniger als noch ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote fiel demnach von 8,7 Prozent im März 2016 auf 8,0 Prozent im März dieses Jahres. In der Eurozone ging sie im gleichen Zeitraum von 10,2 auf 9,5 Prozent zurück.
Der durch das BIP-Wachstum bedingte Anstieg der Beschäftigtenzahlen wirkt sich zudem auch positiv auf die Wirtschaftsleistung aus. Denn steigende Beschäftigung bedeutet auch mehr verfügbares Einkommen für die Haushalte. Und das Wirtschaftswachstum in der EU wird gegenwärtig vor allem durch den privaten Konsum beflügelt.
EU braucht expansive Fiskal- und Lohnpolitik
Steigende Reallöhne, die den jeweiligen Produktivitätssteigerungen nicht hinterherhinken, könnten ebenfalls ihren Teil zur Stärkung des Wirtschaftswachstums in der EU beitragen. Doch leider hat sich diese Erkenntnis noch nicht überall durchgesetzt. So hat die Austeritätspolitik in Griechenland mit sinkenden Löhnen und Renten zu einer Dauer-Rezession und der höchsten Arbeitslosenquote von 23,5 Prozent in der EU geführt.
Auch im ersten Quartal dieses Jahres ist die Wirtschaftsleistung in Griechenland im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent zurückgegangen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beträgt das Minus 0,5 Prozent. Griechenland ist somit das einzige Land der EU, das noch in der Rezession verharrt.
Statt Griechenland weiter eine Austeritätspolitik zu oktroyieren, sollten die internationalen Geldgeber besser auf eine expansive Fiskal- und Lohnpolitik setzen, um die Wirtschaft wieder in Schwung und die Arbeitslosenzahlen nach unten zu bringen. Das würde eine positive Spirale von steigenden Löhnen, mehr Konsum, wachsendem BIP, weiter fallender Arbeitslosigkeit und mehr verfügbarem Haushaltseinkommen auslösen.
Luxemburgs BIP legt um über vier Prozent zu
Auch für die anderen Länder der EU wäre eine expansive Fiskal- und Lohnpolitik sinnvoll, zumal die Reallöhne seit Jahren hinter der Produktivitätsentwicklung hinterherhinken und aufgrund des BIP-Wachstums die Steuereinnahmen sprudeln, sodass fiskalischer Spielraum für die Entlastung von Beziehern mittlerer und unterer Einkommen vorhanden ist.
Luxemburg hatte im vierten Quartal des vergangenen Jahres nach Irland und Malta mit 3,6 Prozent das dritthöchste Wirtschaftswachstum aller 28 EU-Mitgliedsstaaten. Für das erste Quartal dieses Jahres liegen noch keine Zahlen vor. Für das Gesamtjahr 2016 lag das BIP-Wachstum im Großherzogtum bei knapp über vier Prozent.
Das höchste Wachstum verzeichnete im ersten Quartal dieses Jahres Rumänien mit 5,6 Prozent, das niedrigste Griechenland mit Minus 0,5 Prozent. Deutschlands Wirtschaftsleistung konnte um 1,7 Prozent zulegen, Frankreichs um 0,8 Prozent.
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