Headlines

Vormarsch der Rebellen geht weiter

Vormarsch der Rebellen geht weiter
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem Eingreifen der internationalen Staatengemeinschaft hat sich das Blatt in Libyen anscheinend gewendet. Die Rebellen sind auf dem Vormarsch.

Unter dem Schutz der westlichen Militärkoalition schreitet der Vormarsch der Rebellen in Libyen voran. Nach Einnahme der strategisch wichtigen Ölhäfen im Osten des Landes rückten die Aufständischen in der Nacht zum Montag gegen Sirte, die Heimatstadt von Machthaber Muammar al-Gaddafi vor. Dort trafen sie allerdings auf Widerstand von Regierungstruppen. Noch stünden die Rebellen etwa 120 Kilometer östlich der Stadt, hieß es aus Quellen in Tripolis. Am Dienstag wollen die Außenminister von mehr als 35 Nationen in London über die Zukunft des Landes beraten.

Türkei will Flughafen übernehmen
Die Türkei will in Libyen die Kontrolle über den Flughafen der Rebellenhochburg Bengasi übernehmen, um von dort aus humanitäre Hilfe für das nordafrikanische Land zu koordinieren. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayip Erdogan sagte am Montag, dies eine von drei Aufgaben, zu denen sich sein Land bei dem von der Nato geführten Einsatz bereit erklärt habe.

Als weitere Punkte nannte er Luftüberwachung und den Einsatz der Marine zur Durchsetzung des Waffenembargos, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
dpa

Die westliche Militärkoalition flog am Montagmorgen erneut Angriffe auf Stellungen Gaddafi-treuer Truppen in Sirte. Staatliche Medien berichteten von insgesamt neun Explosionen in der Mittelmeerstadt . Auch gegen die Hauptstadt Tripolis seien in der Nacht Luftschläge geführt worden. Gaddafis Artillerie beschoss indes die Stadt Al-Sintan südwestlich von Tripolis mit Raketenwerfern vom Typ Grad, berichtete Al-Dschasira unter Berufung auf einen Oppositionssprecher.

Weite Strecken

Rund 200 Gaddafi-treue Soldaten ergaben sich in der Ölförderstadt Dschalu, 400 Kilometer südlich von Bengasi im Landesinneren, den Aufständischen, nachdem sie von den entlang der Mittelmeerküste abziehenden Truppen abgeschnitten worden waren. Sirte, die Geburtsstadt Gaddafis, dürfte von den Rebellen ohne neuerliche Luftunterstützung durch die westliche Allianz schwer zu erobern sein. Die Stadt liegt 460 Kilometer östlich von Tripolis und 560 Kilometer westlich der Aufständischen-Metropole Bengasi.

Die Botschafter der 28 Nato-Staaten hatten am Sonntag die Übernahme des Kommandos für den gesamten internationalen Militäreinsatz beschlossen. Dies gelte «mit sofortiger Wirkung», sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Abend in Brüssel.

Resolution umsetzen

«Unser Ziel ist es, Zivilisten und von Zivilisten bewohnte Gebiete zu schützen, die von einem Angriff durch das Gaddafi-Regime bedroht sind», heißt es in der Erklärung Rasmussens mit Blick auf die vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Libyen-Resolution. «Die Nato wird alle Aspekte dieser Resolution umsetzen – nicht mehr und nicht weniger.» Die Nato-Mitglieder müssten nun entscheiden, ob und wie sie sich daran beteiligen wollten, sagte Rasmussen.

Als erstes und einziges Bündnisland hat Deutschland eine militärische Beteiligung ausgeschlossen. Italiens Außenminister Franco Frattini stellte vor der Libyen-Konferenz in London klar, dass er keine «deutsch-italienischen Achse» zur Beilegung des Libyen-Konflikts anstrebe. «Wir müssen eine Lösung finden, die von allen Verbündeten geteilt wird, nicht nur von den vier größten europäischen Ländern», sagte Frattini am Montag dem italienischen Fernsehsender Rai Uno.

Spaltung vermeiden

Jede Spaltung in der politischen Libyen-Strategie müsse vermieden werden. Es gehe darum, eine gemeinsame Lösung zu finden für «das neue Libyen, das nach Gaddafi». Dass Gaddafi ins Exil geht, ist nach Frattinis Worten eine Option, die von der internationalen Gemeinschaft erörtert wird. «Ich bezweifele, dass er gehen will, die internationale Gemeinschaft muss aber darauf bestehen.»

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bot unterdessen an, eine baldige Waffenruhe in Libyen zu vermitteln. In der britischen Zeitung «The Guardian» warnte Erdogan davor, dass ein langwieriger Konflikte das Land in einen «zweiten Irak» oder «ein weiteres Afghanistan» verwandeln könnte. Erdogan sagte, Ankara sei im Gespräch sowohl mit der Regierung Gaddafis als auch mit dem Nationalen Übergangsrat der Aufständischen in Bengasi.

«Politische Dynamik»

Die Rebellen hatten am Samstag die lange Zeit heftig umkämpfte Stadt Adschdabija, 160 Kilometer südlich von Bengasi, eingenommen. Am Sonntag legten sie eine Strecke von 250 Kilometern zurück und rückten in die wichtigen Ölhäfen im Osten des Landes ein. Dabei seien sie in Brega und Ras Lanuf auf keinen Widerstand der Gaddafi-Truppen gestoßen, berichtete Al-Dschasira. Bald seien sie in der Lage, die Kontrolle über die Ölexporte des Landes zu übernehmen, sagte der britische Verteidigungsminister Liam Fox am Sonntag der BBC. Damit könnten sie die «politische Dynamik» des Konfliktes entscheidend ändern