Dem Beobachter bot sich folgendes Bild: Im auf die Seite gekippten Bus waren zahlreiche Personen zwischen den Sitzen eingeklemmt, eine herausgeschleuderte Person lag bewusstlos auf dem Asphalt, einige Leichtverletzte konnten sich befreien und liefen schreiend umher. Das Auto hatte, auf dem Dach im Seitengraben liegend, den schwer verletzten Fahrer in seinem Inneren begraben.
Gegen 16 Uhr ging die Unfallmeldung bei der Notrufzentrale ein, woraufhin die zuständigen Feuerwehren von Canach/Lenningen und Wormeldingen alarmiert wurden. Wenige Minuten später erreichte bereits ein erstes Erkundungsteam den Ort der Kollision und setzte nach dem Feststellen der Schwere des Unfalles den Notfallplan „nombreuses victimes“ in Gang. Dieser kommt zum Tragen, sobald mehr als zehn Personen in ein Unfallgeschehen verwickelt sind, etwa bei Zug-, Flug- oder Busunglücken. Durch das vor kurzem in Betrieb genommene Einsatzleitsystem wurden dann alle in diesem Fall vorgesehenen Einsatzstellen in der Umgebung alarmiert.
Notfallpsychologen
Während im Laufe der Zeit die Rettungskräfte aus Flaxweiler, Bous/Remich/Stadtbredimus, Niederanven/Schüttringen, Grevenmacher/Mertert, Düdelingen und der hauptstädtischen Berufsfeuerwehr eintrafen, stabilisierten die bereits anwesenden Teams die verunglückten Fahrzeuge und begannen mit der Erstversorgung und Bergung der Opfer. Eine Löschmannschaft wurde in Bereitschaft gestellt, um eventuell aufflammende Brände im Keim zu ersticken, Polizeibeamte sperrten die Straße.
Ebenfalls im „Plan nombreuses victimes“ vorgesehen ist ein erweitertes medizinisch-psychologisches Aufgebot. Die Berufsfeuerwehr richtete wenige hundert Meter von der Unfallstelle entfernt einen so genannten PMA („poste médical avancé“), eine Art Notaufnahme-Zelt, ein. Eine Einheit aus Notfallpsychologen kümmerte sich um die unter Schock stehenden Personen. Gleich mehrere Notärzte waren vor Ort, um bereits während der Bergung eine erste Einschätzung der Schwere der Verletzungen vorzunehmen, die Erstversorgung zu garantieren und den Abtransport der Patienten zu organisieren. Letzterer wurde von sieben Rettungswagen aus Remich, Mertert, Junglinster, Fels, Bettemburg und Luxemburg-Stadt bewerkstelligt.
140 Einsatzkräfte
Insgesamt gut 140 Einsatzkräfte waren bei diesem Großeinsatz mobilisiert worden.
In drei Gruppen arbeiteten sich die Rettungskräfte inzwischen systematisch voran, jeweils eine vom vorderen und hinteren Teil des Busses her, eine am verunglückten Auto. Einen gute Stunde nachdem der Unfall „passiert“ war, trafen die beiden am Bus arbeitenden Gruppen zusammen und konnten so die Bergung aller Opfer feststellen. Etwa genauso lange dauerte es, bis der Fahrer des Unfallautos aus seinem blechernen Gefängnis befreit werden konnte. Die nur schwer zugängliche Position im Straßengraben und die Seitenlage stellten für die Rettungskräfte eine besondere Herausforderung dar. In vielen Gesichtern konnte man nach der Übung die besonderen körperlichen Anstrengungen, die ein solcher Einsatz den Rettungskräften abverlangt, klar und deutlich ablesen.
Als die zuletzt in Sicherheit gebrachten Verletzten noch im PMA ärztlich versorgt wurden, begannen bereits die Aufräumarbeiten auf der Strecke. Zwei Spezialkräne kippten den Bus vorsichtig wieder zurück auf seine eigenen Reifen und hoben das Auto aus dem Graben, so dass beide Fahrzeuge schließlich abtransportiert werden konnten. Die dreistündige Übung wurde von zahlreichen Beobachtern verfolgt, deren Aufzeichnungen helfen werden, künftig die Koordination und Durchführung solcher Einsätze weiter zu verbessern.
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