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Über 60 Tote bei Anschlag in Mogadischu

Über 60 Tote bei Anschlag in Mogadischu

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Das Bürgerkriegsland Somalia kommt nicht zur Ruhe. Am Dienstag wurde die Hauptstadt Mogadischu von einer schweren Explosion erschüttert. Mehr als 60 Menschen starben. Die Al-Shabaab-Miliz bekannte sich zum dem Anschlag.

Schwere Explosion in Mogadischu: Bei einem verheerenden Selbstmordanschlag in der somalischen Hauptstadt sind am Dienstag Dutzende Menschen getötet worden. Der Chef der Notfallärzte, Ali Muse Scheich, sagte der Nachrichtenagentur dpa, er habe mindestens 65 Opfer gezählt. Weitere 60 Menschen seien verletzt worden. Zu dem Anschlag bekannte sich nach Angaben des britischen Nachrichtensenders BBC die radikal-islamische Al-Shabaab-Miliz.

Logo" class="infobox_img" />Nach mehreren Terroranschlägen gesellt sich jetzt die Angst zum Hunger.

Die somalische Al-Shabaab-Miliz
Die Al-Shabaab-Miliz will im Bürgerkriegsland Somalia eine strenge Auslegung des islamischen Rechts durchsetzen und einen islamischen Staat gründen. Zunächst hatten die Rebellen vor allem die im Land stationierten äthiopischen Truppen bekämpft. Seit deren Abzug vor wenigen Jahren versucht die islamistische Bewegung aber weiter, die Übergangsregierung in Mogadischu zu destabilisieren. Die 1998 gegründete Gruppe hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. In Somalia kontrollieren die Rebellen große Teile des Südens und des Zentrums.
Freiheiten der Bürger haben die Islamisten bereits stark eingeschränkt. Männer dürfen nicht «westlich» aussehen und müssen sich Bärte wachsen lassen. Frauen werden dazu gedrängt, ihre traditionell bunten Gewänder gegen einen dunklen Gesichtsschleier zu tauschen. Alles Westliche, wie Kino oder Fußball, wurde verboten. Die Kämpfer gehen dabei oft brutal gegen die Bevölkerung vor.
Vor zwei Jahren hatte die Al-Shabaab allen ausländischen Hilfsorganisationen die Arbeit in den von ihr kontrollierten Gebieten verboten. Zuvor hatten die Rebellen immer wieder Hilfsgüter zerstört, geplündert oder weiterveräußert und unter anderem «Sicherheitsgebühren» von UN-Organisationen gefordert. (dpa)

Die Rebellen, die große Teile des Südens und des Zentrums von Somalia kontrollieren, kämpfen seit Jahren gegen die Übergangsregierung in Mogadischu. Sie waren erst im August bei schweren Gefechten mit dem Militär aus Mogadischu vertrieben worden und hatten daraufhin weitere Angriffe angekündigt.

Lastwagen flog in die Luft

Die Explosion in der Nähe von Regierungsgebäuden, in denen sich unter anderem das Außenministerium befindet, sei von einem mit Sprengstoff beladenen Lastwagen ausgegangen. Ein Augenzeuge sagte der BBC, es hätten überall Leichen auf den Straßen gelegen und viele Fahrzeuge seien in Flammen aufgegangen. Geschockte Soldaten hätten immer wieder Warnschüsse in die Luft abgegeben.

Unter den Opfern sind somalischen Medienangaben zufolge viele Studenten, die sich gerade dort aufhielten, um Prüfungen für einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Ob auch Regierungsangehörige ums Leben kamen, war zunächst unklar. Zahlreiche Retter waren im Einsatz, um Verletzte zu versorgen und Opfer aus den Trümmern zu bergen.

Seit 20 Jahren ohne Regierung

In dem Land am Horn von Afrika, wo die Bevölkerung derzeit unter der schwersten Dürre seit 60 Jahren leidet, gibt es seit 20 Jahren keine funktionierende Zentralregierung mehr. Die vom Westen unterstützte Übergangsregierung beherrscht bisher nur kleine Teile des seit dem Bürgerkrieg von 1991 zerrissenen Landes. Sie wird von Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AMISOM) unterstützt. Die Al-Shabaab-Miliz kämpft hingegen für einen islamischen Gottesstaat am Horn von Afrika, der sich an einem weltweiten Dschihad beteiligt.

Der Bürgerkrieg erschwert die Versorgung der Hungernden in weiten Teilen des Landes. Seit Jahren lassen die Al-Shabaab-Rebellen nur bedingt Hilfslieferungen an die Bevölkerung zu. Hunderttausende sind bereits aus den besonders betroffenen Landesteilen im Süden nach Kenia, Äthiopien und Mogadischu geflohen. Ein Experte der Vereinten Nationen forderte am Dienstag, die Islamisten wegen Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen. Das «herzlose und kriminelle Verhalten» der Miliz sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, schrieb der UN-Somalia-Experte Matt Bryden in einem Bericht.

Viele vom Hungertod bedroht

Inzwischen wird das Massensterben in Ostafrika nach Einschätzung der Vereinten Nationen immer dramatischer. Allein in Somalia seien 750 000 Menschen vom Hungertod bedroht, warnte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) am Dienstag in Genf. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen hungern derzeit mehr als 13 Millionen Menschen in Ostafrika, darunter viele Millionen Kinder. Allein in Somalia seien 450 00 Kinder akut mangelernährt, davon 200 000 in lebensbedrohlichem Zustand. Jedes zweite Todesopfer ist nach UN-Einschätzung ein Kind.

Die Hungersnot treibt immer mehr Menschen dazu, ihr Land zu verlassen: Jeden Tag überqueren durchschnittlich 1100 Menschen aus Somalia die Grenze nach Kenia, 250 flüchten täglich nach Äthiopien. Mehr als 910 000 Somalier haben bisher ihre Heimat verlassen.

Nach Ocha-Angaben werden zur Bekämpfung der Dürre insgesamt 2,4 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) von internationalen Gebern benötigt. 1,7 Milliarden Dollar wurden bereits zugesagt.