Der Firmenboss kündigte in einer E-Mail an die Beschäftigten am Dienstag eine Auszeit von unbestimmter Dauer an und erklärte, er werde sich in der Zwischenzeit zu dem Chef entwickeln, den die Firma «verdient». Unterdessen trat ein weiteres Aufsichtsratsmitglied wegen umstrittener Äußerungen zurück.
«Wenn wir an Uber 2.0 arbeiten, muss ich auch an Travis 2.0 arbeiten, um der Chef zu werden, den dieses Unternehmen braucht und den Ihr verdient», schrieb der 40-Jährige. Kalanick begründete den Schritt auch mit dem kürzlichen Unfalltod seiner Mutter – er brauche eine «Auszeit vom Alltag, um zu trauern» und nachzudenken. Er wolle an sich selbst arbeiten und sich auf den «Aufbau eines Weltklasse-Führungsteams» konzentrieren. Angaben zur Dauer seiner Auszeit machte Kalanick nicht. Gleichwohl bleibe er weiterhin «verfügbar», wenn es um wichtige Firmenentscheidungen gehe, erklärte er. Insgesamt gebe es eine Reihe von Dingen, auf die Uber stolz sein könne – aber auch «vieles zu verbessern».
Sexismus, Aggressivität am Arbeitsplatz, unfaire Arbeitsbedingungen, Tricksereien mit Software, …
Der US-Fahrtenanbieter, der den etablierten Taxiunternehmen weltweit ein Dorn im Auge ist, war zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen geraten: Berichte über Sexismus und Aggressivität am Arbeitsplatz, unfaire Arbeitsbedingungen sowie mutmaßliche Tricksereien mit einer Software, die Behördenkontrollen vermeiden sollte, belasteten das Unternehmen schwer. Seit Beginn des Jahres verlor Uber eine Reihe ranghoher Mitarbeiter, erst am Montag war bekanntgeworden, dass die Nummer zwei des Unternehmens, Emil Michael, den Hut nahm. Nach einer Reihe von internen Beschwerden über Diskriminierung und Schikane bis hin zur sexuellen Belästigung entließ Uber kürzlich zudem 20 Mitarbeiter.
Die Firma veröffentlichte nun einen 13-seitigen Bericht, in dem sie Reformen ankündigte. Dieser wiederum stützt sich auf einen internen Untersuchungsbericht über Missstände im Unternehmen, den der frühere US-Justizminister Eric Holder erstellte. Uber müsse seine «kulturellen Werte überdenken» und eine Firmenkultur schaffen, die auf Teamwork, gegenseitigem Respekt und Vielfalt basiere, heißt es in dem Bericht. Konkret müsse Uber den Verantwortungsbereich seines Chefs überdenken und schauen, welche Aufgaben «geteilt» oder «anderen übertragen» werden könnten, lauten die Empfehlungen. Zudem müssten ein wahrer Stellvertreter etabliert sowie der Aufsichtsrat durchlässiger für «unabhängige Mitglieder» gestaltet werden. Es sei außerdem wichtig, mehr Vertreter von Minderheiten einzustellen und intern klar zu formulieren, welches Verhalten angebracht sei. Auch die internen Kontroll- und Beschwerdemöglichkeiten müssten gestärkt werden.
Wert der Firma wird auf 68 Milliarden Dollar taxiert
Uber versprach in einer Erklärung, diese Empfehlungen umzusetzen, um zu verhindern, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholten.
Doch die guten Vorsätze erlitten zunächst noch einen Rückschlag: Wie die «New York Times» berichtete, musste Aufsichtsratsmitglied David Bonderman am Dienstagabend (Ortszeit) wegen sexistischer Äußerungen bei einer Firmenversammlung am Morgen zurücktreten. Aufsichtsratsmitglied Arianna Huffington hatte demnach als Reaktion auf die Empfehlungen für Uber angekündigt, dass eine weitere Frau in das Gremium kommen werde. Daraufhin sagte Bonderman, dann werde es wohl «noch mehr Gequatsche» geben. Er entschuldigte sich später, hatte da aber den Zorn der Internetgemeinde bereits auf sich gezogen.
Uber war 2009 gegründet worden. Mittlerweile ist es weltweit das wertvollste Startup mit Beteiligungskapital, sein Wert wird auf rund 68 Milliarden Dollar (60,7 Milliarden Euro) taxiert.
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