Ihren Traum-Prinzen brauche sie nicht mehr zu suchen. Den habe sie schon, lächelt Gräfin Stéphanie de Lannoy ihren Prinzen an und plaudert ein wenig aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit. „Zum ersten Mal gesehen haben wir uns vor acht Jahren in Deutschland bei Freunden. Während einer Woche Ferien haben wir uns ganz gut verstanden. Dann bei anderer Gelegenheit wieder in Deutschland und danach immer wieder einmal.“
Als sie sich vor drei Jahren dann sahen, wurde es ernst. In einem Frauengespräch zwischen zwei Freundinnen kam heraus, dass Gräfin Stéphanie von ihrem Prinzen nicht mehr lassen wollte. „Meine Freundin hatte auch gerade ihren Mann fürs Leben gefunden und wir haben uns über mich unterhalten“, gesteht die zukünftige Erbgroßherzogin. Ihrer Freundin gestand sie dann, dass Prinz Guillaume, Erbgroßherzog von Luxemburg, wohl ihr Mann fürs Leben sei. Er sei perfekt für sie, alles, was sie sich von einem Mann wünsche. Gräfin Stéphanie hört an diesem Punkt mit ihrer Erzählung auf. Sie weiß genau, wie viel sie aus ihrem Leben und dem ihres Verlobten erzählen darf, um die wirkliche Intimität zwischen Prinz Guillaume und ihr zu bewahren. Und sie befriedigt den Wissensdurst der Journalisten genau bis zu dem Punkt, den sie bestimmt.
In Zwei Wochen Erbgroßherzogin
Als sie an der Seite des Erbgroßherzogs das Speisezimmer im Palais in der Hauptstadt betritt, erscheint dort eine junge Frau, der man auf der Straße begegnen kann und nicht vermuten würde, dass sie in nur zwei Wochen die Erbgroßherzogin und damit Frau eines zukünftigen Staatoberhauptes eines der Gründerstaaten der europäischen Union sein würde. Eine schwarze Hose mit weitem Schlag, wie man sie in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts trug, weißer Pulli und blassrosa Jacke. In zwei Wochen wird diese junge Frau dem Erbprinzen von Luxemburg ihr Ja-Wort geben und damit den Titel der Erbgroßherzogin tragen.
Es gibt Unternehmenschefs, die für viele Tausend Menschen verantwortlich sind. Wenn sie aber Journalisten gegenüberstehen, werden sie unsicher, verhaspeln sich oder zittern sogar. Die 28jährige Gräfin, die am Speisetisch des Esszimmers Luxemburger Journalisten gegenübersitzt, strahlt dagegen eine seltene Selbstsicherheit aus.
Gräfin Stéphanie war überrascht
Erbgroßherzog Guillaume, in der äußerst zurückhaltenden Tradition der Luxemburger Herrscher groß geworden, lehnt sich zurück als ihm die Frage gestellt wird, wie er seiner Verlobten den Heiratsantrag gemacht habe. Von William und Kate weiß man, dass dies in Kenia auf einer Safari geschehen ist und dass William den Ring für Kate von London nach Kenia in seinem Rucksack mitgeschleppt hatte. Prinz Guillaume schließt die Augen zu kleinen Schlitzen, wie er dies immer tut, wenn ihm etwas zu nahe kommt, oder er Emotionen nicht zeigen will, zögert, und sagt dann schließlich, dass dies doch zu intim sei und er dazu nichts sagen möchte.
Gräfin Stéphanie hingegen ist ganz aufgeräumt und sagt: „Ich wusste, dass der Heiratsantrag irgendwann kommen würde. Aber in den Augenblick, in dem er kam, war ich doch überrascht. In diesem Augenblick hatte ich nicht damit gerechnet.“ „Aber sie hat ja gesagt“, fügt Prinz Guillaume an. Und sie bestätigt, dass sie dabei auch am 19. Oktober bei der zivilen Hochzeit bleiben werde wie auch bei der kirchlichen Hochzeit am 20. Oktober.
Termin ist ein Gefallen für die Braut
Der Hochzeitstermin ist ein Gefallen für die Braut. „Ich liebe den Herbst mit seinen Farben und seiner Stimmung“, sagt sie. „Und ich bin im Herbst geboren“, fügt er an.
Die zukünftige Erbgroßherzogin Luxemburgs ist das jüngste von acht Kindern. Als sie acht Jahre alt war, hat ihr ältester Bruder schon geheiratet. Ihre Eltern haben von den Kindern Initiative und Verantwortung erwartet. Auch die Tatsache, dass sie als Nesthäkchen sich immer mit Älteren herumschlagen und behaupten musste, dass sie einem Vater Taschengeld abschwatzen musste, der für solche Geschichten eigentlich schon zu alt war, weil er das mit allen anderen Kindern schon durchgestanden hatte, hat ihr die Initiativkraft und Souveränität gegeben, die sie heute ausstrahlt, meint sie.
Die Braut ist ein Bücherwurm
Die zukünftige Erbgroßherzogin liest, nein verschlingt Bücher.“ Ich beschäftige mich immer mit drei Büchern auf einmal“, sagt sie. „Ich lese hier eine Seite, dort ein Kapitel und im dritten Buch wieder eine Seite.“ Prinz Guillaume liest von Zeit zu Zeit Bücher erzählt er. „Meine Lektüre besteht mehr aus Akten“. Musizieren werden beide zusammen nicht mehr. Prinz Guillaume werden musische Neigungen nachgesagt. Die Gräfin aber hat nach einer Handoperation die Geige aus der Hand gelegt. Aber nun beginnen sie, dieselben Bücher zu lesen und darüber zu diskutieren.
Sie mag Luxemburg, sprudelt es aus ihr heraus. Sie habe sich im Land intuitiv wohl gefühlt. Sie fühle sich auch von den Luxemburgern gut aufgenommen, sagt die junge Frau, die in ihrer lockeren Art einen warmherzigen Charakter ausstrahlt. Als Erbgroßherzogin könne sie wohl nicht mehr arbeiten. Aber sie werde andere Aufgaben erfüllen. Sie würde gerne einfach Hausfrau sein. Sie koche gerne und das täte ihr zukünftiger Ehemann auch. Sie wolle sich einer ganz speziellen Aufgabe widmen. „Wir müssen uns der zunehmenden Einsamkeit in unserer Gesellschaft stellen. Es geht dabei nicht nur um die Einsamkeit der älteren Menschen. Es gibt so viele Jugendliche, die einsam sind. Um sie muss sich unsere Gesellschaft genauso kümmern wie um die älteren einsamen Menschen. Das ist eine große Aufgabe.“
Das Paar will Kinder
Natürlich geht sie davon aus, dass sie Kinder haben wird. Ihr zukünftiger Ehemann und sie sind in Großfamilien aufgewachsen. Sie will ebenfalls mehrere Kinder haben. „Aber es müssen keine acht sein. Das wäre ein wenig viel“, lächelt sie. Die Familienplanung könnte im kurz- bis mittelfristigen Rahmen einsetzen, sprich in einem Zeitraum von bis zu drei Jahren nach der Hochzeit für das erste Kind. „Die Erbfolge ist im Hause Nassau Weilburg geklärt“, sagt Prinz Guillaume. „Das erstgeborene Kind, egal ob Junge oder Mädchen, tritt die Nachfolge an“.
Das junge Paar wird nicht im Schloss des Großherzogs wohnen. Prinz Guillaume wohnt bereits außerhalb in einer Villa. „Wir werden in einem eigenen Haus wohnen“, kündigt der Erbprinz an, ohne allerdings das Wo und Wie zu verraten.
Schweigeminute für die Mutter
Gräfin Stéphanie de Lannoy trägt am Tag des Pressegespräches ihren Verlobungsring am Mittelfinger der rechten Hand. Am Mittelfinger der linken Hand trägt sie einen weiteren Ring. Es ist der Verlobungsring ihrer Mutter, die mitten in den Hochzeitsvorbereitungen gestorben ist. Das erste öffentliche Auftreten des verlobten Paares fand zur Beerdigung der Mutter der Braut statt. Die Brautmutter, erklären Guillaume und Stéphanie gemeinsam, wird bei der kirchlichen Hochzeit in den Zeremonien präsent sein. Die Hochzeitsmesse wird mit einer Schweigeminute zum Gedenken der Brautmutter beginnen. „Wir haben“, erzählt Prinz Guillaume, „auf die Zeremonie starken Einfluss genommen. Natürlich gibt es die Zwänge des Protokolls, aber bei den Liedern, bei den Lektüren, bei der Gestaltung insgesamt, haben wir viele Freiheiten gehabt.“
«Monarchien ändern sich»
„Monarchien ändern sich mit der Zeit“, denkt Gräfin de Lannoy laut nach. „Wenn man vor 200 Jahren den Menschen erzählt hätte, wie Monarchien in der Gesellschaft heutzutage angesehen werden und welche staatliche Rolle sie spielen, wären die Menschen vermutlich entsetzt gewesen. Heute ist eine Monarchie ohne den direkten Kontakt zur Bevölkerung nicht mehr möglich. Es ist daher normal, dass wir zivil im Rathaus heiraten.“
Eine Hochzeit im Herrscherhaus ohne die Bevölkerung ist ihrer Ansicht nach nicht denkbar. Die Bevölkerung wird daher im Rahmen der zur Verfügung stehenden Plätze auch in der Kathedrale an der Trauung teilnehmen. In der Einladungsliste gibt es daher drei Kategorien, die bedacht werden: Mitglieder der Familie, Freunde, und die Bürger Luxemburgs. „Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich nicht nur meinen Mann sondern ein ganzes Land heirate, dem gegenüber ich Verpflichtungen habe“, sagt sie.
Großzügiges Geschenk
Die luxemburgische Staatsangehörigkeit empfindet sie als ein großzügiges Geschenk des Landes, in dem sie zukünftig zu Hause sein wird. Die Diskussion über die Zuerkennung der Staatsangehörigkeit trage Züge von Missverständnissen, die sie traurig machten. Die belgische Staatsangehörigkeit werde sie ablegen, da sie nicht mehr mit ihrer Funktion in Luxemburg vereinbar sei. „Die luxemburgische Staatsangehörigkeit ist nötig, weil Stéphanie mit dem Augenblick der Hochzeit Erbgroßherzogin wird“, erläutert Prinz Guillaume.
Bei aller Aufgeschlossenheit zieht die Braut einen klaren Strich, wenn es um essentielle Einzelheiten geht. Es gibt kein Wort zum Kleid. Nicht, ob die Schneiderin Luxemburgerin oder Belgierin ist. Nicht zum Schnitt, nicht zur Designerin. „Es reden immer alle über das Kleid. Aber in dem Kleid steckt noch jemand drin. Um das Kleid herum gibt es noch etwas, das ist unsere Hochzeit“, sagt sie freundlich bestimmt. Nur eines lässt sie wissen: Sie wird den Schleier ihrer Mutter bei der Hochzeit tragen. Sie ist sich auch sicher, dass sie am Tag der kirchlichen Hochzeit selbst sich von den Kameras und den Fernsehzuschauern nicht beeindrucken lassen wird, sondern sich auf sich und die Zeremonie konzentrieren wird. Während die Braut um ihr Kleid noch ein Geheimnis macht, ist die Kleidung des Erbgroßherzogs bereits bestimmt. Er heiratet in der Uniform eines Lieutenant Colonel, sein neuer Dienstgrad.
Junggesellen Abschied und Hochzeitsreise
Vorher aber sind noch drei Angelegenheiten zu regeln. „Es wird einen Junggesellen Abschied geben, den ein Bruder des Erbgroßherzoges und ein Freund als Überraschung organisieren. „Ich habe absolut keine Ahnung, was das ist“, sagt Prinz Guillaume. „Aber ich“, lacht seine Verlobte. Sie wiederum hat keine Ahnung, wohin die Hochzeitsreise geht, weiß daher auch nicht, was sie in ihre Koffer packen soll. Die Hochzeitsreise hat Prinz Guillaume organisiert. Und dann wird der Prinz mit einer Tradition brechen. Er wird seine Braut, die noch nicht in Luxemburg wohnt, nicht an der Grenze abholen, wie das sein Großvater noch mit seiner Großmutter gemacht hatte. „Es gibt keine Schlagbäume mehr in Europa“, sagt er.
Nach der Hochzeitsreise wird die junge Erbgroßherzogin sich dann neben dem Kochen auf ihre erste Dienstreise vorbereiten müssen. Sie begleitet ihren Mann auf eine Wirtschaftsmission nach China.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können