Der Baumgartnersche Sprung stellt sich als Segen für die Wissenschaft heraus. Die gesammelten Daten helfen bei der Entwicklung neuer Raumanzüge und Rettungssysteme für den Weltraum.
Der Wüstenstaub von New Mexico hat sich nach der Landung des «furchtlosen Felix» inzwischen gelegt. Doch auch gut sechs Tage nach dem Rekordsprung des Österreichers sorgt das Abenteuer noch mächtig für Wirbel – auch in der Welt der Wissenschaft. Denn mit seinem todesmutigen Sturz vom Rand der Stratosphäre stellte Felix Baumgartner nicht nur drei Rekorde auf, sondern regte ganz nebenbei unterschiedlichste Forscher zu reichlich Denksport an.
So brütet die Wissenschaft nach der Aktion des Extremsportlers über die Auswirkungen, die wahnwitzige Geschwindigkeiten und Höhen auf den menschlichen Körper haben können. Am Ende könnten dabei neue Erkenntnisse herauskommen, die zur Entwicklung verbesserter Raumfahrtanzüge, neuer Trainingsmethoden und medizinischen Behandlungsansätzen für besondere Notfälle führen könnten.
«Gute Grundlage»
Beim Gedanken an Baumgartners Wagemut gerät NASA-Ingenieur Dustin Gohmert ins Schwärmen. Die Mission habe «für uns alle eine gute Grundlage» zur Verbesserung der Überlebenschancen von Astronauten, Weltraumtouristen sowie Piloten und Passagieren in extremen Höhenlagen gelegt, sagt er.
Schon seit Jahrzehnten tüftelten Wissenschaftler etwa an autonomen Rettungssystemen für den Weltraum. Seit sich Joe Kittinger 1960 aus 31 Kilometern Höhe in die Tiefe stürzte, jedoch mit einem Tempo von 988 Stundenkilometern die Schallgeschwindigkeit verfehlte, gab es dazu keine nennenswerten Fortschritte zu vermelden.
Daten auswerten
Mit Baumgartners Rekordsprung aus einer Höhe von etwa 39 Kilometern könnte sich das nun ändern. Dass der Extremsportler dabei mit einem viel höheren Wert als Mach 1 die Schallmauer durchbrach, lässt vor allem den früheren NASA-Chirurgen Jonathan Clark frohlocken. «Das war Mach 1,24, was wirklich sehr viel ist. Das ist viel höher, als wir es jemals erwartet hätten. Dadurch haben wir viel über Geschwindigkeiten und Höhen gelernt.» Clark leitete das Ärzteteam um Baumgartner. Sie seien immer noch dabei, alle Daten zu analysieren, die die Sensoren von Baumgartners Körperströmen gesammelt hätten, sagt der Mediziner.
Als ebenso lehrreich könnte sich auch Baumgartners Körperhaltung selbst erweisen. So geriet der frühere Fallschirmjäger während seines Sprungs für etwa 40 Sekunden ins Trudeln, bevor er sich wieder aufrichtete. Für Unternehmen wie Virgin Galactic, die Raumschiffe für Touristenreisen ins Weltall entwickeln, könnte sich diese Technik als hilfreich entpuppen. Denn schließlich sollten derartige Konzerne ihren Kunden auch einen Fluchtplan für den Notfall anbieten können.
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