Nach der Atomkatastrophe in Japan ringen die EU-Staaten um die geplanten Sicherheitschecks für Europas Atomkraftwerke. Zwar waren sich die EU-Energieminister der 27 Länder am Montag bei einem Treffen in Brüssel einig, dass es solche Tests geben soll. Doch die Strenge der Kriterien ist noch umstritten.
Während Deutschland auf anspruchsvolle Standards drängt, bremsen vor allem die Briten, berichteten Diplomaten. Auch über die Teilnahme, die zunächst freiwillig sein soll, wird noch heftig diskutiert. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace zweifelt die Aussagekraft der Stresstests an und nennt sie «ein Feigenblatt».
Skepsis über Handhabe
Mehrere Staaten kritisierten, dass niemand wisse, wie die von EU-Kommissar Günther Oettinger angekündigten Stresstests funktionieren sollen. «Ich bin mir nicht sicher, ob alle Länder genauso anspruchsvoll vorgehen werden, wie wir es für Deutschland vorgesehen haben», sagte der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle. Die Tests seien aber unbedingt notwendig: «Es gibt einzelne Länder, die sich skeptisch geäußert haben, aber ich meine, hier muss sich die Vernunft durchsetzen.» Dem widersprach Finnlands Minister Mauri Pekkarinen: «Jedes Land muss selbst verantwortlich sein für seine Aktivitäten».
Die Tests sollen im zweiten Halbjahr alle 143 europäischen Atomkraftwerke auf Risiken testen. Auf dem EU-Gipfel diese Woche (24./25.) in Brüssel wollen die Staaten eine gemeinsame Selbstverpflichtung beschließen.
Acht unterschiedliche Kriterien
Zu den getesteten Gefahren zählen nach Worten des EU-Energiekommissars Günther Oettinger Erdbeben, Hochwasser, Kühlsysteme, Notstromaggregate, Alter, Reaktortyp, aber auch andere Gefahren wie ein Flugzeugabsturz oder Terroranschlag. Fachleute sollen die Kriterien noch ausarbeiten.
Kritiker fürchten, dass die Anforderungen zu lasch sein könnten. Die Tests sollen freiwillig sein, da die EU für solche Fragen eigentlich nicht zuständig ist. Zu den besonders gefährlichen Reaktoren zählt Greenpeace Meiler ohne zweite Sicherheitshülle in Ungarn, der Slowakei und Tschechien. Aber auch Meiler, die mehr als 30 Jahre alt sind, seien problematisch. Dazu zählen die Umweltschützer Anlagen in neun EU-Ländern.
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