Ihre Arbeit verläuft meist diskret im Hintergrund und für den Kunden unsichtbar: Die Lebensmittelkontrolleure rücken erst dann in den Mittelpunkt des Interesses, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das ist bei weniger als zehn Prozent der Kontrollen der Fall. Dabei sind es meist nur kleinere Mängel, die von den Kontrolleuren kritisiert werden. Ganz schlimme Dinge sind glücklicherweise die Ausnahme. Dass die staatlichen Kontrolleure der OSQCA («Organisation pour la sécurité alimentaire et la qualité de la chaîne alimentaire») bei ihren Kontrollen auch Qualitätslabels vergeben, ist außerhalb der Gastronomie kaum bekannt.
Verwunderung und Ratlosigkeit demnach, als wir an der Tür eines Restaurants im Süden des Landes den Hinweis finden, das Haus habe bei der offiziellen Kontrolle einen grünen Smiley mit «+» erhalten. «Stimmt, das ist eine offizielle Klassifizierung der OSQCA», erklärt uns ein Verantwortlicher der Lebensmittelkontrolle am Telefon. Dass mit dieser Klassifizierung Werbung gemacht wird, ist in Luxemburg allerdings neu und erst noch gewöhnungsbedürftig. Normalerweise werben Restaurants mit der Qualität ihrer Küche, eben mit Michelin-Sternen und Gabeln.
Ein Hauch von Berliner Luft
Hinweise auf die – gute – hygienische Qualität kennt man derzeit vor allem aus der deutschen Bundeshauptstadt Berlin. Eine Reaktion der Restaurants auf die Initiative des Senats, der im August 2011 im Internet ein «Ekel-Barometer» freigeschaltet hat, in dem die schlimmsten Restaurants und Gaststätten an den Pranger gestellt werden.
Das System steht derzeit allerdings auf der Kippe. Grund dafür ist ein neues «Verbraucherschutzgesetz» aus dem Haus von Bundesministerin Ilse Aigner (CSU). Demnach dürfen die Behörden nur noch sagen, ob ein Steak schlecht war, nicht aber, wie es in der Küche aussieht. 77 Prozent der Leser bedauerten im August 2012 in einer Umfrage des Tagesspiegel die drohende Abschaltung des «Ekel-Barometers» …
Hygienische Qualität insgesamt gut
Ein solches «Ekel-Barometer» würde in Luxemburg wenig Sinn machen. Die hygienische Qualität ist insgesamt gut, wie die Untersuchungen der Behörde zeigen. Auch wenn es natürlich immer wieder Ausreißer gibt. Was die Hygiene in den Restaurantküchen angehe, spielt Luxemburg, im Vergleich zu einzelnen Berliner Stadtteilen, in der Oberliga. Rund 3.000 Restaurants gibt es derzeit im Land. Bei rund 1.600 Kontrollen im Jahr (2011) bedeutet das im Schnitt eine Inspektion alle zwei Jahre. Mehr ist nicht drin. Denn die Restaurantkontrolle ist nur eine der vielen Missionen der zwölf Lebensmittelkontrolleure. Verstärkt werden diese punktuell bei ihrer Arbeit durch Beamte der Zollverwaltung.
Insgesamt 39 Punkte aus den Bereichen Hygiene, Lagerhaltung, Bakteriologie, Kühlkette usw. stehen auf der Checkliste der Beamten bei der – unangemeldeten – Inspektion eines Restaurants. Einen grünen Smiley gibt es, wenn zwischen 75 und 90 Prozent der Punkte konform sind. Ein «+» bedeutet, dass über 90 Prozent der Punkte konform sind. Für 50 bis 75 Prozent der Punkte gibt es einen gelben Smiley und eine Nachkontrolle innerhalb der folgenden Wochen.
Immer mehr Klagen per Internet
Weniger als 50 Prozent bedeuten einen roten Smiley und eine Nachkontrolle innerhalb der nächsten Tage. Sind die Schwachstellen dann nicht beseitigt, droht ein gerichtliches Strafverfahren und die Schließung.
Neben den Routinekontrollen werden die Beamten der OSQCA aber auch aktiv, wenn sich Restaurantbesucher beklagen. Praktisch alle drei Tage geht eine individuelle Reklamation ein. Immer öfter geschieht das dabei per Internet. Vor allem die Smartphones machen es den Gästen immer leichter. Während die einen ihre Bewertung auf Reiseportalen wie «tripadvisor» abgeben, beklagen sich andere schon vom Restauranttisch aus bei der OSQCA.
«Die meisten Klagen sind berechtigt. Meckerer, die einfach nur unzufrieden sind oder sich für eine hohe Rechnung rächen wollen, sind wirklich die seltenen Ausnehmen», erklärt uns der Mitarbeiter der Behörde.
Ob gute Hygiene in der Küche auch eine Garantie für eine gute Qualität der Speisen ist? Diese Frage will er so nicht beantworten. Beide Faktoren seien schon eng miteinander verbunden. „Aber es kam auch schon vor, dass wir in einem Sternerestaurant die Hygiene bemängeln mussten“, meint er.
Zu Demaart
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