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Sparen und neue Schwerpunkte

Sparen und neue Schwerpunkte
(Reuters)

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Europas größte Bank, die französische BNP Paribas, reduziert die Gehälter ihrer drei Spitzenmanager um zwischen acht und 19 Prozent für das Geschäftsjahr 2011 und verändert ihr Geschäftsmodell.

Betroffen von Veränderungen sind in erster Linie die Spitzengehälter der drei führenden Köpfe der Bank. Michel Pébereau, der im Jahre 2011 noch Vorsitzender des Verwaltungsrates war, erhält eine Vergütung in Höhe von 1,17 Millionen Euro, 16 Prozent weniger als im Jahre 2010. Pébereau ist seit Dezember 2011 Ehrenvorsitzender des Verwaltungsrates.

Baudouin Prot, im vergangenen Jahr Generaldirektor der Bank, erhält 2,16 Millionen Euro, 19 Prozent weniger als im Jahre 2010. Baudouin Prot ist seit Dezember 2011 Vorsitzender des Verwaltungsrates. Jean-Laurent Bonnafé, seit Dezember 2011 neuer Generaldirektor, muss sich mit einem Gehalt von 2,02 Millionen Euro zufrieden geben.

Stellenabbau

Die Gehälter der drei Spitzenemanager bestehen aus einem festen Bestandteil und einem variablen, der den Bonus darstellt. Die Reduzierungen ergeben sich aus einer Redzierung der Boni, weil die Bank im vergangenen Jahr einen scharfen Gewinneinbruch zu verzeichnen hatte. Darunter leiden die Wertpapierhändler am deutlichsten. Ihre Boni wurden um die Hälfte gekürzt.

Die Bank hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass sie 1.400 Arbeitsplätze – insbesondere im Bereich des Investmentbanking – abbauen will. Zusätzlich, so heißt es im Nachrichtenmagazin «Le Nouvel Observateur», will BNP Paribas 373 Stellen in der Vermögensverwaltung abbauen und 433 Stellen in der Bank Cofinoga. Die Bank ist spezialisiert auf Konsumentenkredite. Auswirkungen auf Luxemburg wurden bisher von der BGL BNP Paribas verneint.

Rücklagen

BNP Paribas begründet diese Maßnahmen mit dem veränderten Umfeld der Bankenregulierung. Die neuen Regeln, insbesondere der Basel III Vereinbarungen, verlangen von den Banken bei weitem mehr Rücklagen für Risiken. Die Pariser Bank, die auch in Italien, in Belgien und mit der BGL BNP Paribas in Luxemburg vertreten ist, reduziert daher in erheblichem Maße ihre Risiken und restrukturiert sich.

BNP Paribas musste in besonderem Maße Abschreibungen und Rückstellungen für Anleihen aus Krisenländern vornehmen. Das Institut verkaufte Anleihen mit einem Verlust von über 800 Millionen Euro. Griechenland Anleihen wurden um 75 Prozent wertberichtigt. Derzeit soll BNP Paribas noch über einen Bestand von fünf Milliarden Euro an Griechenland Anleihen verfügen. Das Problem für die Bank ist dabei, dass selbst nach dem Zwangsumtausch in neue Griechenland-Anleihen sofort wieder eine Wertberichtigung fällig wird. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge wird die griechische Umschuldungsanleihe am Markt nur mit 20 Prozent des Ausgabepreises gehandelt.

Restrukturierung

BNP Paribas hat im vergangenen Jahr bereits die Strategie verändert. Die Unternehmen haben begonnen, die Banken bei der Mittelbeschaffung zu umgehen. Welt-Unternehmen wie ArcelorMittal treten bereits seit der Finanzkrise verstärkt als Begeber von Anleihen am Markt auf und fahren Bankenkredite zurück. Große europäische Unternehmen folgen diesem Beispiel seit gut 18 Monaten verstärkt. Das hilft der Bank auf der einen Seite, die Kreditrisiken zurückzufahren und die Bilanz zu verkleinern. Andererseits steigt die Bedeutung des Provisionsgeschäftes. BNP Paribas gehört zu den Banken Europas, die bei der Begebung von Unternehmensanleihen ständige Begleiter und Berater sind.

Die Reduzierung der Gehälter ist nur die eine, spektakuläre Seite der Bank. Dahinter verbirgt sich, dass Europas größtes Finanzinstitut sich in einer tiefgreifenden Restrukturierung befindet. Mit der Verkleinerung des Investmentbanking, die mit Entlassungen verbunden sein wird, erhält der Eigenhandel eine geringere Bedeutung. Dafür tritt die Schalterbank und mit ihr die Betreuung der Kunden wieder in den Vordergrund. Für den Bereich der Schalterbank war bisher der heutige Vorstandsvorsitzende Jean-Louis Bonnafé zuständig. In einer veränderten Bankenlandschaft nach der Finanzkrise von 2007/2008 und in einer noch nicht beendeten Staatsschuldenkrise orientiert sich die Bank wieder in diese Richtung und in die Richtung der Betreuung und Beratung der Unternehmenskunden.

Stammgeschäft

Das zeigt sich in Luxemburg bei der BGL BNP Paribas. Die Bank hat alle Kunden angeschrieben, ihnen eine persönliche Kundenkarte zugeschickt und ihnen auch einen persönlichen Kundenberater benannt. Das ist mit höheren Kosten verbunden, rentiert sich aber auch mehr. Nach italienischen Erfahrungen erhöhen sich Umsatz und Gewinn pro Kunde deutlich. Die BNP Paribas entdeckt ihr Stammgeschäft wieder. Sie muss dies nicht nur wegen des veränderten regulativen Umfeldes sondern auch wegen einzukalkulierenden politischen Veränderungen, die in Frankreich die Politik als Gegner der Finanzwelt beschreiben.