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„Sozial Rechter erhalen!“

„Sozial Rechter erhalen!“
(Isabella Finzi)

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„Soziale Rechte erhalten." Dieses Motto schreibt sich die Gewerkschaft FNCTTFEL-Landesverband an diesem 1. Mai auf die Fahne. Präsident Jean-Claude Thümmel mahnt vor einer sich rasant verändernden Welt, in der der soziale Aspekt häufig auf der Strecke bleibt.

Der 1. Mai sei eine Rückbesinnung auf die Wurzeln der Gewerkschaftsbewegung. Mit dieser Aussage eröffnete Jean-Claude Thümmel, Präsident des Landesverbands, gestern im „Casino syndical“ in Bonneweg seine Rede zum 1. Mai. Diese Rückbesinnung sei in den aktuellen Zeiten einer sich langsam zersetzenden Gesellschaft umso wichtiger.
In seiner Rede ging er auf zahlreiche aktuelle, in der Politik diskutierte Themen ein, darunter allen voran das Aufkommen des Populismus in Europa, der „qualitative Wachstum“ in Luxemburg, die Mobilitätsprobleme und die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich.

Der „Digital-Hype“

„Luxemburg befindet sich in einem regelrechten Digital-Hype“, sagte Thümmel. Da zahlreiche Parteien, Unternehmen sowie auch Gewerkschaften sich aufgrund der Rifkin-Studie ausmalen, wie unsere digitale Zukunft aussehen soll, machte der Gewerkschaftpräsident darauf aufmerksam, dass in einer fortschreitenden digitalisierten Arbeitswelt die sozialen Rechte eine immer geringere Rolle spielen werden. „Es ist in einer von Digitalisierung, Automatisierung und teilweise inhumanen Herstellungsprozeduren geprägten Arbeitswelt modern geworden, das Soziale zu zerschlagen und das Rad der Geschichte um 50 Jahre zurückzudrehen“, so Thümmel.

Die Digitalisierung werde häufig als Demokratisierung des Kapitalismus verkauft. Allerdings sei es auf keinen Fall eine Demokratisierung. Die Gewerkschaft sieht die neue sogenannte „Plattform Wirtschaft“ als eine der übelsten Formen der Ausbeutung menschlicher Ressourcen und somit auch die sozialen Rechte in Gefahr, mahnte Thümmel. Vor allem würden zahlreiche Arbeitsplätze verloren gehen.

Fragile Gesellschaft

Das Rad werde nicht nur im sozialen Bereich zurückgedreht, stellte der FNCTTFEL-Präsident fest, sondern auch auf politischer Ebene. Damit ging er auf die aktuellen europaweiten politischen Tendenzen ein. „Fremdenhass, Hass gegen alles, was anders ist, hat Einzug erhalten in unsere immer fragiler werdende Gesellschaft. Bewegungen und Parteien, die noch vor einigen Jahren ein Schmuddel-Image hatten, sind heute salonfähig geworden“, gab er zu bedenken.

Die Leute hätten es dem Gewerkschaftspräsidenten zufolge genug vom sogenannten Establishment sowie den Politikern, die nur durch ihre Sonntagsreden oder durch Skandale auffallen und nicht durch ihr Programm. Dadurch würden populistische Lösungsansätze immer häufiger bei den Bürgern auf fruchtbaren Boden fallen. Bestes Beispiel seien hier die aktuellen Wahlen in Frankreich. Zudem boten die etablierten Parteien laut Thümmel keinerlei Gegenlösung.

Eine „Malaise“
Diese rechten Tendenzen seien vor allen Dingen Ausdruck einer „Malaise in unserer Gesellschaft“, meinte Thümmel. Um allerdings dem entgegenzuwirken, müsse man für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft sorgen. Diese Aufgabe komme aber nicht nur der Politik zu, sondern auch die Gewerkschaften müssten hier ihre Verantwortung übernehmen.

Es sei daher umso wichtiger, dass die Gewerkschaft die großen sozialen Fragen nicht aus den Augen verliere und sich auf ihre Rolle besinne, gesellschaftskritisch zu sein, und eigene Strategien entwickelt, so Thümmel.