Tageblatt: Sie sind persönlich mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier befreundet. Sein neues Amt fordert noch mehr Formalismus. Können Sie den intensiven Austausch aufrechterhalten?
Jean Asselborn: In all den Jahren, als Heinz Fischer noch Österreichs Bundespräsident und Steinmeier Außenminister war, ist eine Beziehung entstanden, die selbstverständlich auf unserer politischen Blutgruppe basierte. Aber auch auf Freundschaft. Wenn Menschen den gleichen Sinn für Humor teilen, bringen sie es auch fertig, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sich jetzt ändert.
Sie werden sich aber nicht mehr bei den Räten für Auswärtige Angelegenheiten sehen. Der Bundespräsident mischt sich zudem im Vergleich zum Kanzler oder dem Außenminister weniger ins Tagesgeschäft ein.
Wir haben noch unsere Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Wir haben uns während den letzten Wochen fast jeden zweiten Tag unterhalten. Das bleibt auch so. Natürlich muss ich respektieren, dass er kein aktiver Politiker ist, der sich ständig mit der Aktualität beschäftigt. Ich glaube aber trotzdem, dass er immer noch ein Außenpolitiker von großem Format ist. Das ist für mich persönlich qualitativ von großem Wert.
Was für eine Haltung erwarten Sie von ihm?
So wie ich Frank-Walter Steinmeier kenne, bin ich davon überzeugt, dass er sich für eine humane und solidarische Gesellschaft einsetzt. Für eine Gesellschaft, die weder auf Abschottung noch auf Egoismus setzt. Wenn das in Deutschland greift, hat es selbstverständlich einen Einfluss auf Europa.
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Sie haben in Berlin auch SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz getroffen. Überrascht Sie der Schulz-Effekt?
Ich mische mich als Außenminister nicht in die Parteipolitik Deutschlands ein. Ich glaube aber, dass etwas passiert ist, das über die Person von Martin Schulz hinausgeht. Schulz ist ein Europapolitiker und das weiß auch jeder Mensch in Deutschland. Er ist ein Außenpolitiker, der europäische, vernünftige Politik immer sehr hoch gehalten hat. Dass das mit Blick auf die öffentliche Meinung so einschlägt, ist ein positives Zeichen.
(…)
Könnte Luxemburg ohne die EU funktionieren?
Luxemburg überlebt nicht ohne die EU. Die Überlebenschancen tendieren ohne EU gen null.
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Dennoch stehen in Luxemburg in komplexen Dossiers wie der Flüchtlingskrise auch starke Vereinfachungen auf der Tagesordnung.
Auch hier kann ich nur sagen, dass wir vernünftig sein müssen. Wir können nur zusammen erfolgreich sein und dürfen nicht gegeneinander arbeiten.
Lesen Sie das vollständige Interview in der Montagausgabe des Tageblatt (13.2.2017)
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