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Sarkozy warnt vor Währungskriegen?

Sarkozy warnt vor Währungskriegen?
(AFP)

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Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat vor neuen Währungskriegen gewarnt und die G20-Staaten zum raschen Handeln aufgefordert.

Eine neue Finanzwelt soll es geben, doch noch dominieren alte Mächte und Marotten. Das stellte Nicolas Sarkozy in der alten chinesischen Kaiserstadt Nanjing zur Schau. Kurzfristig verschob der französische Präsident den Beginn eines hochkarätig besetzten G20-Seminars zur Reform des internationalen Währungssystems um eine Stunde nach hinten. G20-Boss «Sarko» wollte am Donnerstag zunächst im kleinen Kreis frühstücken – unter anderem mit seiner Ressortchefin Christine Lagarde, US-Finanzminister Timothy Geithner, Europas oberstem Währungshüter Jean-Claude Trichet und dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Großer Auftritt

Weniger wichtige Minister, Notenbank-Chefs und Akteure wie EU-Währungskommissar Olli Rehn konnten sich im großen Saal die Füße vertreten oder die französischen und chinesischen Sicherheitsleute zählen. Dann kam Sarkozy und warnte vor neuen Währungskriegen und Krisen, wenn der G20-Club der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer nicht schnell den in Paris entworfenen Plan für ein neues internationales Währungssystem umsetzt. Handlungsbedarf gibt es ohne Zweifel. Seit 1990 habe es weltweit 42 Krisen gegeben, die massiv die Kapitalströme gestört hätten, rechnete der Franzose vor.

Länder wie Brasilien haben in der Krise erlebt, dass sie nach dem Öffnen der Geldschleusen durch die Notenbanken quasi über Nacht mit Kapital zugeschüttet wurden und ihre Währung aufwerten mussten, was die Exporteure hart trifft. China wiederum hält den Kurs seines Yuan/Renminbi künstlich niedrig, um Ausfuhren zu verbilligen. Als Folge der Ungleichgewichte haben Zentralbanken – allen voran die in Peking – weltweit etwa 9000 Milliarden Dollar an Währungsreserven angehäuft.

Große Zweifel

Der zu Hause um seine Wiederwahl fürchtende Sarkozy will nun bis zum Jahresende in der G20-Gruppe neue Spielregeln und Bremsen im internationalen Finanz- und Währungssystem durchsetzen. Die Agenda ist groß, ebenso die Zweifel daran in vielen Hauptstädten. Verabschiedet hat sich Sarkozy nach viel Kritik von seiner pompösen Idee, ein neues Bretton Woods mit Wechselkursen in engen Bandbreiten auf die Beine zu stellen: «Die Idee ist nicht, heute zu einem System fester oder angeordneter Wechselkurse zurückzukehren.»

Klar ist vielen Beteiligten, dass China in Finanz- und Währungsfragen stärker eingebunden werden sollte. «Die Tatsache, dass ein solches Seminar unter französischer Präsidentschaft in China stattfindet, ist per se schon ein zuversichtliches Zeichen», sagte Schäuble, der eng mit Paris zusammenarbeitet. Ob es der Yuan gleich in den IWF-Währungskorb und damit auf Augenhöhe mit Dollar, Pfund, Euro und Yen schafft, wie Sarkozy fordert, ist ungewiss. Da dürfte es wenig nutzen, dass er vor großem Publikum dem geschätzten «Tim» Geithner in Nanjing zurief, der Dollar bleibe die Nummer eins.

Große Gefahr

Washington wittert Gefahr. China, das einen Großteil seines Devisenschatzes in Dollar angelegt hat, will langfristig unabhängiger von der US-Geldpolitik werden und den eigenen Kapitalmarkt auf internationales Niveau hieven. Investoren werden mit sogenannten Dim-Sum-Anleihen in Renminbi geködert. Und der niederländisch-britische Konsumgüterriese Unilever biss kürzlich an. Als erstes europäisches Unternehmen besorgte sich die Firma über diese nach chinesischen Teigtaschen-Spezialitäten benannten Renminbi-Anleihen in Hongkong frisches Geld.