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Saddam hat´s gewusst

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Hätten die USA nur besser hingehört! Bereits 1993 sagte der irakische Diktator voraus, dass die Militärinterventionen in aller Welt zum wirtschaftlichen Niedergang Amerikas führen werden.

Ein gewiefter Diktator ist von Natur aus misstrauisch. Er sichert sich ab gegen mögliche Bedrohungen aus dem inneren Kreis, zum Beispiel indem er Gespräche mit seinen Vertrauten aufzeichnen lässt. Der irakische Gewaltherrscher Saddam Hussein war da keine Ausnahme. Als die US-Truppen im April 2003 in Bagdad einmarschierten, fiel ihnen ein besonderer Schatz in die Hände: Hunderte Stunden Audio-Aufnahmen.

Logo" class="infobox_img" />Saddam Hussein wurde am 30. Dezember 2006 durch den Strang hingerichtet. (Foto: AP)

Auszüge werden nun in Buchform veröffentlicht, unter dem Titel «The Saddam Tapes: The Inner Workings of a Tyrant’s Regime, 1978–2001». Eine Passage, die vom Magazin «Vanity Fair» veröffentlicht wurde, sorgt bereits im Vorfeld für Aufsehen. Sie zeigt den Diktator als weitsichtigen Prognostiker. Es handelt sich um ein Gespräch mit einem nicht identifizierten Mann vom Januar 1993, kurz vor dem Amtsantritt von US-Präsident Bill Clinton.

Zu viel Geld fürs Militär

Dabei äußerte sich Saddam zur US-Intervention im bürgerkriegsgeplagten Somalia, die mit einem Desaster endete: «Wenn die Amerikaner so weitermachen, werden sie in große Schwierigkeiten geraten», orakelte der Diktator. Mit ihren Militärausgaben am Persischen Golf und in Europa werde sich ihre wirtschaftliche Lage niemals verbessern.

«Wenn Amerika seine Soldaten nicht aus der ganzen Welt zurückzieht, wird seine Wirtschaft niemals wachsen», philosophierte der Iraker weiter. Mit einer guten Politik mit Betonung auf wirtschaftlichen Fortschritt würde Amerika vom Rest der Welt stärker respektiert werden. Doch Amerika sei sich der Konsequenzen seines Handels nicht bewusst. Es sei für das Land unmöglich, «seine Rolle der Einmischung und der Einflußnahme aufzugeben».

Saddam Husseins Haltung gegenüber den USA dürfte stark von seiner Niederlage zwei Jahre zuvor im Krieg um Kuwait beeinflusst gewesen sein. Dennoch wirkt seine Analyse der amerikanischen Außenpolitik mit Blick auf die jüngste Vergangenheit nachgerade prophetisch. Die Saddam-Tapes werden heute von der National Defense University in Washington aufbewahrt. Sie sind für die wissenschaftliche Auswertung zugänglich.