Nach der Kometenmission «Rosetta» will die europäische Raumfahrt mit einer Mars-Landung den nächsten Erfolg verbuchen. Das unbemannte ExoMars-Projekt besteht aus dem Forschungssatelliten «Trace Gas Orbiter» (TGO) und dem Testlandemodul «Schiaparelli». Während TGO in eine Umlaufbahn einschwenkt, soll «Schiaparelli» am 19. Oktober auf dem Mars landen. Fragen und Antworten zur Mission:
Warum ist ExoMars wichtig?
Neben der Hoffnung auf Hinweise von Leben sehen Forscher großes technisches Entwicklungspotenzial, sollte die erste Marslandung der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) und ihres russischen Pendants Roskosmos gelingen. Wenn die Analysen auf der Oberfläche Erfolg hätten, sei das ein «Quantensprung für eine Agentur, die bislang vor allem Satelliten gebaut hat», meint Esa-Experte Jorge Vago. ExoMars gilt auch als Beispiel dafür, dass Kooperation von Ost und West trotz politischer Krisen möglich ist.
Wie soll die Landung des Testmoduls ablaufen?
Die computergesteuerte Landesequenz des Testmoduls «Schiaparelli» beginnt 121 Kilometer über dem Marsboden. Zunächst muss die Geschwindigkeit von 21 000 Stundenkilometern (km/h) rasch gedrosselt werden. «Wir bremsen durch die Reibung mit der Atmosphäre», erklärt Esa-Experte Jorge Vago. Nach gut drei Minuten geht bei einer Restgeschwindigkeit von 1.700 km/h und elf Kilometern Höhe ein großer Fallschirm auf. 1.000 Meter über dem Boden löst sich «Schiaparelli» vom Schirm und schaltet vorübergehend seine Bremstriebwerke an. Eine Art Airbag soll auf den letzten zwei Metern im freien Fall den Aufschlag abfedern. Geplant ist die Landung im Marshochland Meridiani Planum nahe des Äquators.
Wird es Fotos von der Landung geben?
Eine wissenschaftliche Kamera wie bei anderen Forschungssonden hat ExoMars nicht an Bord. Panoramabilder aus dem All wird es diesmal also nicht geben. Aber eine Art Webcam an der Unterseite des Moduls soll 15 Schwarz-Weiß-Fotos der Marsoberfläche schießen – das erste in drei Kilometern Höhe, die weiteren Bilder in Intervallen von 1,5 Sekunden. Zudem will ein US-Forschungsteam die Kameras des Rovers «Opportunity», der derzeit über den Mars fährt, nach oben richten, um «Schiaparelli» und den Fallschirm zu filmen. «Wir erwarten aber keine sensationelle Aufnahmen», sagt Roskosmos-Chef Igor Komarow.
Wie groß sind die Chancen, Leben auf Mars zu finden?
Eine Erfolgsgarantie könne es nicht geben, sagt Oleg Orlow vom Institut für biomedizinische Probleme in Moskau. «Aber vor ein paar Millionen Jahren waren die Verhältnisse auf dem Mars besser. Wir finden jetzt vielleicht kein Leben – aber wenn wir entdecken würden, dass es dort Leben gab, wäre das bereits eine Sensation», sagt der Forscher. Salzwasser sei auf dem Mars schon nachgewiesen worden. «Der Mensch würde auf der Oberfläche nach 14 Tagen an der Strahlung sterben. Hingegen haben Experimente gezeigt, dass bestimmte Organismen dort mehr als 60.000 Jahre überstehen können», sagt Orlow.
Was passiert mit dem Mutterschiff TGO?
Nach der für diesen Sonntag (16. Oktober) geplanten Trennung von TGO und Testlandemodul schwenkt der Forschungssatellit in einen sogenannten Parkplatz-Orbit. Die ersten vier Monate soll TGO in einer elliptischen Bahn auf bis zu 100.000 Kilometern Höhe um den Mars kreisen. Ab Januar ist ein etwa einjähriges Bremsmanöver geplant, das ihn auf seine Zielumlaufbahn von 400 Kilometern über dem Boden bringen soll. Ende 2017 soll die Forschung beginnen. Die Landung von «Schiaparelli» auf dem Roten Planeten soll TGO aber schon beobachten.
Was musste vor dem Start besonders beachten werden
Um der Mission nicht von vornherein den Sinn zu nehmen, wurde das Landemodul auf der Erde keimfrei zusammengebaut – damit keine Bakterien daran haften. «Niemand will aufwendig Sonden zum Mars schicken, um organische Verbindungen zu finden, die vorher jemand dort hingeschleppt hat», sagt der Wissenschaftler Igor Mitrofanow. Allein schon der Flug zum Mars sei wegen starker Strahlung und großer Temperaturschwankungen für die Messgeräte ein erhebliches Risiko.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können