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Reisender zwischen Ideen und Kontinenten

Reisender zwischen Ideen und Kontinenten
(Tageblatt)

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Nouriel Roubini gehört zu den bekannten US-Ökonomen, die insbesondere die Situation in Europa studieren, analysieren und kommentieren.

Vor einer Woche in Mainz bei Union Investment, dann zum Interview mit der deutschen Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Jetzt in Luxemburg. Danach Rückflug nach New York an seine Universität und zwei Tage später schon wieder in Berlin. Nouriel Roubini ist Ökonom, und unterrichtet seit 1995 an der «Stern School» der Universität New York Wirtschaftswissenschaften. Berühmt wurde er, als er 2006 die Finanzkrise voraussagte, die dann ein Jahr später eintraf. Aber in Wirklichkeit ist Roubini für solche Voraussagen vorbelastet. Sein Professor, bei dem er studierte, sagte die Internet-Blase voraus. So etwas scheint zu prägen.

Roubini war Gast der BIL in Luxemburg. Die Bank lädt seit 14 Jahren besondere Gäste zu Vorträgen ein. Unter ihnen hatte sich einst auch Gorbatschow befunden. Im Pressegespräch lässt Roubini sich nicht lange bitten. Seine Antworten erfolgen im Kontext. Griechenland sei sicher das schwächste Glied in der Eurozone. Die Koalition sei schwierig, und könnte auseinanderfallen. Das Land brauche mehr Zeit, aber wenn man sich alles in allem Griechenland anschaue, dann sei die Chance, dass die Hellenen aus der Eurozone ausstiegen, denoch größer als die, dass sie darin bleiben, meint er. Entscheiden würde sich das in den kommenden sechs bis neun Monaten.

Kritik an Deutschland

Deutschland, das Land, in dem er sich am häufigsten in Europa aufhält, beobachtet er kritisch. Die Europapolitik werde von der Kanzlerin und vom Finanzminister gemacht, sagt er. Die Koalition von Frau Merkel sei schwierig und nicht immer Europa freundlich. Die Presse in Deutschland sei ebenfalls nicht immer freundlich gegen Europa eingestellt. Man erwarte Austerität statt Wachstum, weil ohne Wachstum nichts ginge. Deutschland befände sich in einer nicht ungefährlichen Situation, weil der Export von China und Asien abhinge und von Europa. Bei China aber wisse man nicht, ob es nicht zu einer harten Landung käme. Andererseits sei Deutschland zusammen mit Luxemburg, den Niederlanden und Belgien sowie Finnland eines der Kernländer der Eurozone. Diese Kernländer könnten die Eurokrise überwinden. Die Gefahr, dass die Eurokrise den Euro zerstöre, sieht er.

Sein eigenes Land, die USA, sieht Roubini durchaus kritisch. Die USA machten keine nachhaltige Finanzpolitik, zitiert er Finanzminister Timothy Geitner und macht deutlich, dass er sich dieser Auffassung anschließt. Das wesentliche Problem aber sei die Politik. Die beiden Parteien hätten sehr gegensätzliche Auffassungen zur Haushalts- und Steuerpolitik. Hier müsse es zu einer Einigung kommen. Die Banken in den USA seien heutzutage stärker als vor der Krise, sagte Roubini. Sie seien mit einem stärkeren Liquiditätspolster ausgestattet. Allerdings, schränkt er ein, sollte irgendein neuer Schock kommen, dann seien die Banken wieder sehr anfällig. Verständnis zeigt er dafür, dass die USA das Regulierungsabkommen für die Banken – Basel III – nicht anwenden wollten.

Pragmatische Politik

Seine schwache Erläuterung: Basel I habe nicht funktioniert, dann habe man Basel II gemacht und komme mit Basel III mit starken Regulierungen. Man müsse letztlich immer sehen, warum man reguliere, was man reguliere und wozu es gut sei. Von der Europäischen Zentralbank erwartet Roubini mehr Flexibilität. Den Streit zwischen dem EZB-Präsidenten Draghi und dem Bundesbank Präsidenten Weidmann misst er keine große Bedeutung bei. Wichtig sei, sagt er, dass Draghi die Unterstützung der deutschen Kanzlerin habe. Im Vergleich der beiden Zentralbanken, EZB und FED, müsse er feststellen, dass die Europäer eine pragmatische Politik machten.