Headlines

«Reichsbürger» schießt mit Softair-Pistole um sich

«Reichsbürger» schießt mit Softair-Pistole um sich
(François Aussems)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein 45-jähriger Mann hat am Samstagabend in Trier mehrere Menschen mit einer Softair-Pistole beschossen. Mittlerweile sitzt er in Untersuchungshaft.

Wie die Trierer Polizei am Sonntagmittag mitteilte, ist der Mann, der am Samstagabend in der Nähe des Trierer Hauptbahnhofs festgenommen wurde, am Sonntagvormittag dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht vorgeführt worden, der Untersuchungshaft anordnete. Der Mann, der sich selbst als Angehöriger der Reichsbürger-Bewegung bezeichnet, sitzt in einer Justizvollzugsanstalt.

Reichsbürgerbewegung

Die Reichsbürgerbewegung umfasst mehrere uneinheitliche, sektenartige Gruppierungen von Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremen in Deutschland, die sich selbst als „Reichsbürger“, „Reichsregierung“, „Staatsangehörige des Freistaates Preußen“ oder „Natürliche Personen“ bezeichnen. Sie entstand in den 1980er Jahren und tritt seit 2010 verstärkt in Erscheinung.

Zu ihrer Ideologie gehört die Ablehnung der Demokratie und häufig die Leugnung des Holocaust. Ihre Anhänger behaupten, das Deutsche Reich bestehe fort, aber – entgegen ständiger Rechtsprechung und herrschender Lehre – nicht in Form der Bundesrepublik Deutschland. Vielmehr werde das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 (oder den Grenzen von 1914, je nach Gruppe) durch eine „kommissarische Reichsregierung“ (KRR) oder Ähnliches vertreten, welche verschiedene, nicht-homogene Gruppen für sich beanspruchen. Die Reichsbürgerbewegung wird daher auch als „KRR-Szene“ oder „Reichsideologenszene“ bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)

Der Festgenommene hatte am Samstagabend mehrere Menschen im Bereich des Alleencenters in der Ostallee in Trier mit einer Schusswaffe bedroht und auch geschossen.

Die ersten Ermittlungen der Polizei im Laufe der Samstagnacht hätten ergeben, dass der Tatverdächtige gegen 20 Uhr mit einem Bekannten im Alleencenter eintraf. Dort sei er allein in einen Supermarkt gegangen und habe mehrere Artikel gestohlen. Danach sei er zu seinem Bekannten zurückgekehrt und zwischen beiden sei ein Streit entbrannt. Dabei habe er seinen Begleiter zunächst bedroht und anschließend mit einer Softair-Pistole, die einer Polizeidienstwaffe zum Verwechseln ähnlich sehe, auf ihn geschossen. Die Kunststoffprojektile hätten den Begleiter zwar nicht verletzt, ihm aber wohl Schmerzen zugefügt, so die Polizei.

Beleidigung und Hitlergruß

Als sich das Geschehen anschließend vor das Alleencenter verlagerte, hätten Zeugen versucht, schlichtend auf den Schützen einzuwirken. Doch der gab sich unbeeindruckt und schoss auf einen der Schlichter. Auch er habe Schmerzen davongetragen. Einem weiteren Helfer schlug der Mann mit der Waffe ins Gesicht. Dieser wurde leicht verletzt.

Mittlerweile trafen die zur Unterstützung angeforderten Beamten der Bundespolizei von ihrer Wache am Bahnhof als erste am Tatort ein und erkannten, dass der Bewaffnete weitere Menschen mit der Schusswaffe bedrohte. Sie forderten ihn auf, die Pistole fallen zu lassen. Nachdem er darauf nicht reagierte, gab ein Polizeibeamter laut Polizeibericht zwei einzelne Warnschüsse aus seiner Dienstwaffe in die Luft ab. Daraufhin ergriff der Angreifer zunächst die Flucht. Nach einer kurzen Verfolgung konnten die Polizisten ihn jedoch stellen und festnehmen. Bei der Festnahme beleidigte er die Beamten, rief den Hitlergruß und gab an, Reichsbürger zu sein.

Nach seiner vorläufigen Festnahme wurde der 45-Jährige zur Polizeiinspektion Trier gebracht, wo er die Beamten weiter beleidigte. Ihm wurde eine Blutprobe entnommen.

Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Gegen den mehrfach vorbestraften Tatverdächtigen wird nun wegen einer ganzen Reihe von Straftaten ermittelt, unter anderem wegen Diebstahls mit Waffen, mehrfacher gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung und wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.