In der syrischen Hauptstadt Damaskus haben Rebellen nach Angaben von Augenzeugen am Montag einen Armee-Hubschrauber abgeschossen. Dieser habe zuvor den Stadtbezirk Dschobar beschossen, berichteten die Augenzeugen. Dort sei es zu heftigen Gefechten zwischen Aufständischen und Truppen von Präsident Baschar al-Assad gekommen. Das staatliche Fernsehen berichtete vom Absturz eines Hubschraubers. Auf Video-Material von Oppositionellen war ein brennender Hubschrauber zu sehen, der abstürzte.
Wegen der immer größer werdenden Zahl von Menschen, die sich vor der Gewalt in ihrer Heimat in die benachbarte Türkei retten wollen, ändert Ankara nun die Politik der offenen Tür. Tausende Syrer harrten am Montag an der Grenze aus, wo sie von türkischen Organisationen mit Lebensmittelrationen versorgt wurden. Der Druck zur Einrichtung einer Schutzzone für Flüchtlinge innerhalb Syriens nimmt zu.
Grenzen dicht
«Es sind derzeit etwa 7000 Menschen. Sie warten auf der syrischen Seite, und die Türken lassen sie nicht rüber», sagt ein syrischer Aktivist in einem Flüchtlingslager nahe der türkischen Stadt Kilis der Nachrichtenagentur dpa. Auch ein illegaler Übergang, an dem die Türkei Grenzgänger und Schmuggler bisher geduldet hatte, wurde am Montag von Soldaten abgeriegelt. Viele Flüchtlinge seien verzweifelt, berichtet der Aktivist. «Sie haben nicht genug zu essen und müssen versorgt werden.»
Mit schnellen Schritten hat sich die Zahl der Flüchtlinge in der Türkei in den vergangenen Tagen der Marke von 100.000 angenähert, die Ankara als Obergrenze bezeichnet. Mehr als 80.000 Syrer sind bereits offiziell im Land. Sie sind in acht Zeltlagern, einer Containersiedlung sowie in Schulen untergebracht. Die Kapazitäten würden aber erweitert, teilten die türkischen Behörden mit.
Fluchtziel Türkei
Die Türkei sicherte dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zu, dass am Bau von sieben zusätzlichen Lagern gearbeitet werde. Vier davon seien aber erst Ende September fertig. Insgesamt werde es dann in der Türkei Platz für 130.000 Flüchtlinge geben, so das UNHCR. Die Türkei ist vor Jordanien und dem Libanon zum Hauptziel vertriebener Syrer geworden. Die andauernden Kämpfe um die syrische Metropole Aleppo lassen eine Tragödie befürchten.
«Wenn die Zahl der Flüchtlinge über 100.000 steigt, können wir sie nicht mehr unterbringen», sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu vor einer Woche. Es müsse möglich sein, die Menschen in Syrien zu versorgen, am besten in Lagern der Vereinten Nationen.
Heftiger Streit
In den vergangenen Wochen ist es mehrfach zu Spannungen in den türkischen Lagern sowie zwischen Flüchtlingen und Einheimischen gekommen. Die oppositionelle Republikanische Volkspartei CHP schickte zudem eine Delegation zum türkischen Lager Apaydin, wo syrische Militärs untergebracht sind, die zur Freien Syrischen Armee übergelaufenen sind. Den Oppositionspolitikern wurde der Einlass verwehrt, was in Ankara zu heftigem Streit führte. Die Opposition verlangt Aufklärung darüber, was in dem Camp vor sich geht.
Inzwischen gibt der Krisenstab der türkischen Regierung unmittelbar an der Grenze Hilfsgüter für Menschen in Syrien aus – in Übereinstimmung mit internationalem Recht, wie betont wird. Jeder Anschein einer Intervention soll offensichtlich vermieden werden. Außenminister Davutoglu rief die internationale Gemeinschaft auf, sich die wachsende Last der Versorgung von Flüchtlingen zu teilen. Das Thema solle noch diese Woche vom Weltsicherheitsrat beraten werden.
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