An Bord der «Costa Concordia» waren nach Berichten italienischer Medien womöglich blinde Passagiere. Eine «mysteriöse» junge Frau soll der Turiner Zeitung «La Stampa» zufolge kurz vor dem Schiffbruch am Eingang der Kommandobrücke gestanden haben. Das habe der beschuldigte Kapitän Francesco Schettino vor Ermittlern erwähnt. Offenbar sei die Moldawierin von einem anderen Offizier eingeladen worden, nachts mit auf der Kommandobrücke zu sein.
Weil sie nicht im Verzeichnis der Passagiere stehe, werde die junge Frau von den Ermittlern jetzt gesucht, heißt es. Diese gingen davon aus, dass mehrere Personen als eingeladene blinde Passagiere an Bord gewesen sein könnten. Auch andere Medien berichteten von der etwa 25-jährigen Frau.
Diskrete Gäste
Für das Personal von Kreuzfahrten sei es kein Geheimnis, dass Kapitän und Offiziere diskret «in gewisser Zahl» Freunde oder Verwandte auf ihr Schiff einladen könnten, ohne dass diese offiziell registriert seien, schrieb die Zeitung. Diese im Fall der «Costa Concordia» zu ermitteln, sei nicht unwichtig, denn es könne auch die Verwirrung bei der Zahl der Vermissten erklären.
Am Donnerstag haben Rettungstaucher die Suche nach 21 Vermissten im Wrack des havarierten Kreuzfahrtschiffs wieder aufgenommen. Die Behörden kamen zu dem Schluss, dass sich das Wrack vor der Küste der Toskana stabilisiert habe, nachdem es am Tag zuvor auf den Felsen in Bewegung geraten war. Wegen der Bewegung des Schiffes wurde auch der Beginn des Abpumpens des Treibstoffs durch ein niederländisches Unternehmen verschoben.
Schlechtes Wetter
Für den Verlauf des Donnerstags wurde hoher Wellengang vorhergesagt, was die Bergungsarbeiten gefährden könnte. Es sei ein wichtiger Tag, nach Vorhersagen werde das Wetter schlecht, die See rau und man müsse sehen, wie das Schiff darauf reagiere, sagte Feuerwehrsprecher Luca Cari am Donnerstag.
Die Taucher wollten sich am Donnerstag weiter auf die Erkundung eines Fluchtwegs auf dem vierten Deck konzentrieren, sagte Marinesprecher Alessandro Busonero dem Sender Sky TG 24. Dieser Bereich des Schiffes liegt etwa 18 Meter unter der Meeresoberfläche. Zu Beginn der Woche waren dort fünf Leichen geborgen worden.
Falsche Route
An Bord des Kreuzfahrtschiffs waren zum Zeitpunkt des Unglücks rund 4.200 Menschen. Unter den elf Toten und 21 Vermissten sind nach Angaben italienischer Behörden zwölf Deutsche, sechs Italiener, vier Franzosen, zwei Amerikaner und jeweils eine Person aus Ungarn, Indien und Peru. Der Kapitän war mutmaßlich von der vorgegebenen Route um die Insel Giglio abgewichen und in flachem Wasser auf Felsen aufgefahren.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können