Ministerpräsident Donald Tusk erklärte am Dienstag, die Polizei habe einen radikalen Nationalisten mit Verbindungen zum norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik verhaftet. Der 45-Jährige hat laut Staatsanwaltschaft vor dem Parlament einen mit vier Tonnen Sprengstoff beladenen Lastwagen in die Luft jagen wollen. «Er hat seine Faszination für Breivik nicht verhehlt», sagte Tusk. «Das darf nicht außer Acht gelassen werden.»
Außerdem bestehe eine praktische Verbindung zwischen dem Verhafteten und dem rechtsextremen Massenmörder Breivik, der im vergangenen Jahr in Norwegen 77 Menschen getötet hatte. Der Anschlag in Warschau sollte möglicherweise zu einem Zeitpunkt stattfinden, da sowohl der Präsident als auch der Regierungschef sich im Sejm, dem Parlament, aufgehalten hätten.
Spur aus Norwegen
Regierungschef Tusk sagte vor Journalisten, eine Untersuchung der Kontakte Breiviks ins Ausland habe dazu beigetragen, die polnischen Ermittler auf die Spur des festgenommenen Mannes zu führen. Für sein Land sei das eine neue und dramatische Erfahrung, sagte Tusk. «Das sollte für Polen eine Warnung und eine Lektion für die Zukunft sein.»
Das polnische Fernsehen berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, der Verdächtige habe Breiviks Methoden kopieren wollen. Diese hatte im Juli 2011 einen Bombenanschlag auf das Osloer Regierungsviertel verübt und dann auf der Insel Utöya unter den Teilnehmern eines Ferienlagers der sozialdemokratischen Jugend ein Massaker angerichtet.
Täter ist Wissenschaftler
Staatsanwalt Mariusz Krason sagte auf einer Pressekonferenz, der Verdächtige gehöre keiner politischen Gruppierung oder Partei an. «Er gibt an, dass er aus nationalistischen, antisemitischen und fremdenfeindlichen Motiven gehandelt hat», sagte Krason. Der Mann habe als Wissenschaftler an der Universität Krakau gearbeitet und diesen Hintergrund genutzt, um das Material für einen Anschlag zu sammeln. «Er ist ein Spezialist auf diesem Gebiet», sagte Krason. Der Mann habe ein kleines Arsenal an Sprengstoffen, Waffen und ferngesteuerten Zündern zusammengetragen. Als Beweis legten die Ermittler Fotos von Pistolen und Munition vor, die der Mann in Polen und Belgien gekauft haben soll.
Außerdem seien mehrere polnische und deutsche Kfz-Kennzeichen gefunden worden. Eine vorgeführte Videoaufnahme zeigte laut Staatsanwaltschaft den Verdächtigen bei einem Sprengstofftest, der einen Krater im Boden hinterließ. Zudem habe der Mann versucht, Gleichgesinnte für sein Vorhaben zu gewinnen, sagte Krason. «Und er hat die Umgebung des Sejm ausgespäht. Dieses Gebäude sollte das Ziel des Anschlages sein.»
Der Dekan der Landwirtschaftsuniversität in Krakau, wo der Verhaftete gearbeitet hat, äußerte sich überrascht. «Uns ist es nie in den Sinn gekommen, dass es hier jemanden geben könnte, der in so etwas verwickelt ist», sagte Roman Sady. «Es gab keine Hinweise der Kollegen, dass irgendetwas Ungewöhnliches geschehen könnte.»
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