Freitag12. Dezember 2025

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Personalmangel in der „Maison relais“

Personalmangel in der „Maison relais“

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Fortsetzung im Prozess gegen drei Erzieherinnen. Ihnen wird vorgeworfen, in den Jahren 2008 und 2009 immer wieder Kinder in einer „Maison relais“ in Bonneweg mit Klebeband an Stühlen gefesselt zu haben.

In den Jahren 2008 und 2009 sollen die Zwischenfälle stattgefunden haben. Sowohl Claire W. als auch Aline L. und Michèle P. müssen sich vor den Richtern der Strafkammer verantworten. Angeblich sollen sie die Kinder mit dickem Klebeband an die Stühle gefesselt haben, um sie ruhigzustellen. Teilweise wurden den Kindern die Hände und Füße gefesselt. Die Taten sollen sich in der „Maison relais“ in der rue Gellé in Bonneweg abgespielt haben.

Laut der Staatsanwaltschaft habe es sich um sechs Kinder gehandelt. Damals waren die Kinder zwischen fünf und acht Jahre alt. Der Ermittler erklärte anlässlich der ersten Verhandlung die Organisation der „Maison relais“. In regelmäßigen Abständen hätten sich die Erzieher in sogenannten „Team Sessions“ zusammengesetzt, um die Bilanz der vergangenen Zeit zu ziehen.

Kinder mussten sich selbst festkleben

In diesen „Team Sessions“ hätte sich auch herausgestellt, dass es Probleme mit einzelnen Kindern geben würde. Ob und warum die Erzieher die Kinder gefesselt haben, wurde aber nicht besprochen. Laut dem Ermittler hätte eine andere Erzieherin den Vorfall bei der Polizei gemeldet. Anschließend wurde ein Verfahren gegen die nun Angeklagten in die Wege geleitet.

Bei der Polizei hätte ein Kind angegeben, es sei sechs Mal zum Festkleben an den Stuhl gekommen, ein anderes Opfer sprach von zwei Vorfällen. Auch hätten einige Kinder bei der Polizei erklärt, sie hätten sich selbst mit Klebeband an einen Stuhl fesseln müssen. Laut der Polizei war es den Erzieherinnen durchaus bewusst, dass sie die Kinder nicht festbinden durften. Auch der Chef der „Maison relais“ hätte laut den Ermittlern von den Zwischenfällen gewusst, aber nur angegeben, dass er dies nicht gut finden würde.

«Zauberstuhl»

Eine Zeugin erklärte, dass in den sogenannten „Team Sessions“ über diesen Vorfall berichtet wurde. Auch hätte man den Eltern sofort Bescheid gegeben und jeden Mitarbeiter der „Maison relais“ in Bonneweg in Kenntnis gesetzt, dass dies ausdrücklich verboten sei. Die Zeugin erklärte, dass in manchen „Team Sessions“ von einem „Zauberstuhl“ die Rede war. „Hierbei handelte es sich aber nicht um Fesseln, sondern um einen speziellen Stuhl, auf dem die Kinder Platz nehmen mussten, nachdem sie etwas Verbotenes getan hatten“, so die Frau.

Die ehemalige Direktionsbeauftragte des „Foyer scolaire“ erklärte gestern vor den Richtern, sie hätte Bescheid gewusst, dass eine Anzeige gegen die drei Erzieherinnen eingereicht wurde, weil sie angeblich Kinder an Stühlen gefesselt hätten, selbst hätte sie dies aber nicht mit eigenen Augen gesehen. „Ich habe ebenfalls niemandem erklärt, dass sie die Kinder fesseln sollen, um sie ruhigzustellen. Bis heute bin ich meiner Arbeit immer korrekt nachgegangen.
Allerdings war mir bereits damals bewusst, dass sowohl ich als auch die einzelnen Erzieherinnen überfordert mit den Kindern waren“, betonte die Zeugin.

Me Vogel fordert genaue Analyse

Der damalige Direktor des Capel, also der Instanz, die damals für die „Foyers scolaires“ zuständig war, bestätigte im Zeugenstand, ihm sei damals auch bewusst gewesen, dass es einen Personalmangel gab. „Immer mehr Kinder haben die ‚Maison relais‘ besucht und wir hatten damals Schwierigkeiten, Personal anzuwerben“, so der Mann.
Anschließend forderte Me Vogel die Aussetzung des Prozesses. Er will nun die gesamte Personalplanung der Erzieherinnen während den Jahren der Tat unter die Lupe nehmen. „Ich will wissen, wer zu welchem Augenblick in dem ‚Foyer scolaire‘ tätig war“, so der Rechtsanwalt.

Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft ihrerseits erklärte, alle Akten seien für die Verteidiger zugänglich. Jedoch seien es über 20 Aktenordner. Und genau deswegen forderte Me Vogel die Aussetzung bis in den Herbst. Das Richtergremium erklärte aber nach einer kurzen Pause, dass die Verteidiger bis Donnerstag Zeit hätten, die Aktenordner zu analysieren. Dann soll der Prozess fortgesetzt werden.