In der Scheinbeschäftigungs-Affäre um den französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon hofft seine Frau auf Entlastung: Penelope Fillon ließ am Donnerstag über ihren Anwalt erklären, sie habe den Ermittlern Nachweise für eine langjährige Assistententätigkeit für ihren Mann erbracht. Laut Berichten der Zeitung «Le Canard Enchaîné» erhielt Fillons Frau aus Steuergeldern mehr als 830.000 Euro, ohne dafür wirklich gearbeitet zu haben.
Ihr Anwalt erklärte, Penelope Fillon habe der Justiz Informationen gegeben, «die die Existenz einer tatsächlichen Beschäftigung nachweisen». Zu den Details äußerte sich der Rechtsvertreter nicht. Zudem wies der Anwalt Angaben des TV-Senders France 2 zurück, sie habe in einem Interview aus dem Jahr 2007 angegeben, nie als Assistentin ihres Mannes gearbeitet zu haben. Ein Zitat aus diesem Gespräch, das der Sender am Donnerstagabend ausstrahlte, sei «aus dem Kontext gerissen». Die gebürtige Britin Penelope Fillon habe gegenüber der Zeitung «Sunday Telegraph» lediglich darstellen wollen, dass sie nicht dieselbe Auffassung von ihrer Rolle als Frau des damaligen Premierministers Fillon habe wie die Frau des britischen Regierungschefs.
Fillons Kinder im Visier
In der Affäre befragten die Ermittler zudem die langjährige Assistentin Fillons. Die 56-Jährige Sylvie Fourmont sagte am Donnerstag im Antikorruptionsbüro der Justizpolizei in Nanterre bei Paris aus. Auch Fillons Kinder sollen in Kürze angehört werden. Eine Tochter und ein Sohn sollen zusammen rund 84.000 Euro aus der Senatskasse für Anwaltstätigkeiten erhalten haben. Allerdings waren sie zu dieser Zeit noch nicht als Anwälte tätig.
Der lange als Favorit für die Präsidentschaftswahl gehandelte Fillon steht wegen der Affäre massiv unter Druck: Nach den Berichten des «Canard Enchaîné» eröffnete die Finanzstaatsanwaltschaft vorläufige Ermittlungen. Der konservative Politiker weist die Vorwürfe als Schmutzkampagne zurück. In Umfragen stürzt Fillon immer weiter ab. Laut einer Befragung des Instituts Harris interactive sprechen sich sieben von zehn Franzosen für einen Rückzug des konservativen Politikers von der Präsidentschaftskandidatur aus.
Macron im Aufwind
Die Anhänger des bürgerlichen Lagers sind gespalten: Sie sind demnach jeweils zur Hälfte für oder gegen einen Rückzug. In Fillons Partei «Les Républicains» wird hinter den Kulissen bereits nach einem Ausweichkandidaten gesucht. Am häufigsten wird der Name des früheren Premierministers Alain Juppé genannt, der Fillon bei der Vorwahl überraschend unterlegen war. Dieser bekräftigte aber, er stehe nicht als «Plan B» zur Verfügung. Aufwind hat derzeit Fillons sozialliberaler Gegenspieler Emmanuel Macron. In Umfragen liegt er inzwischen vor Fillon. Der 39-Jährige sagte bei einem Wahlkampfauftritt auf einem Unternehmerkongress, er sehe «Bewegung» in seiner Kandidatur.
Auf Profit aus der Affäre hofft auch die Chefin der rechtsextremen Partei Front National (FN), Marine Le Pen. Sie könnte laut Umfragen die erste Runde der Präsidentschaftswahl im April gewinnen. Bisher gehen die Meinungsforscher aber davon aus, dass sie in der Stichwahl im Mai ihrem Konkurrenten unterliegt – ob er nun Macron oder Fillon heißt.
Auf Twitter und Facebook kursierte unterdessen ein Video (Link) , das Fragen zu Le Pens Umgang mit Journalisten aufwirft. Darauf ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte einen Reporter der TV-Gruppe TF1 gewaltsam abführen, der eine Frage zu ihrer Verwicklung in eine Scheinbeschäftigungs-Affäre stellt. Die FN erklärte, es seien nicht ihre Sicherheitsleute gewesen. Das Europaparlament fordert fast 340.000 Euro von Le Pen (Link) zurück. Sie hat demnach als Abgeordnete in Brüssel zwei Parlamentsmitarbeiter aus EU-Geldern bezahlt, die aber ausschließlich für ihre Partei arbeiteten.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können