Ötzi hat ab sofort ein Double – und zwar täuschend echt aus Harz gefertigt und handbemalt. Die originalgetreue Kopie der Gletschermumie sei in einem mehrstufigen Prozess hergestellt und von dem bekannten US-Paläokünstler Gary Staab bearbeitet worden, teilte die Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums, Angelika Fleckinger, am Mittwoch bei der Präsentation in Bozen mit.
USA und Kanada
Die 5.300 Jahre alte Mumie war 1991 in den Ötztaler Alpen auf 3.210 Meter Höhe von deutschen Wanderern zwischen Italien und Österreich entdeckt worden. Seither ist sie Objekt vieler Studien und gibt Forschern Geheimnisse aus der Jungsteinzeit preis.
Die Rekonstruktion entstand im Auftrag des Cold Spring Harbour DNA Learning Centers in New York, das Ötzi einen eigenen Ausstellungsbereich widmen will. Zudem soll die Kopie ab 2017 in einer Wanderausstellung mit dem Titel «Mann aus dem Eis» durch die USA und Kanada touren. Die Schau wird derzeit im Auftrag des Bozener Museums vorbereitet.
DNA-Learning Center
Grundlage für den Doppelgänger waren die bereits bestehenden computertomografischen Aufnahmen. Mittels dieser Daten konnte Ötzi in einem 3D-Drucker aus Harz und unter Luftabschluss in einem Flüssigkeitsbad Schritt für Schritt nachgestellt werden. Anschließend wurde der Rohling von Staab und seinem Team in mehrmonatiger Kleinarbeit nachmodelliert und handbemalt. Der vielfach ausgezeichnete Künstler, der bereits Rekonstruktionen ausgestorbener Lebewesen für die wichtigsten amerikanischen Museen erschaffen hat, war im vergangenen Jahr nach Bozen gereist, um Ötzi zu begutachten.
Insgesamt wurden drei 1:1-Kopien von Ötzi gefertigt -– zwei für die Niederlassungen des 1988 eingerichteten DNA Learning Centers (DNALC) in den USA und eine für das Südtiroler Museum. Das DNALC hat sich als weltweit erstes DNA-Forschungslabor ausschließlich der Vermittlung des Themas Genetik an eine breite Öffentlichkeit verschrieben.
Ermordet
Vor Kurzem hat eine Analyse von Bakterien, die im Magen der Mumie gefunden worden sind, der These Auftrieb gegeben, dass es eine große Migrationswelle vom Nahen Osten nach Europa gegeben habe, die nicht so weit in die Prähistorik reicht, wie bislang angenommen.
Die DNA-Analyse von Ötzi im Jahr 2012 hat gezeigt, dass er braune Augen, schwarze Haare und Vorfahren auf Sardinien und im Kaukasus hatte. Fragmente einer Pfeilspitze im Rücken deuten darauf hin, dass diese dem 40- bis 50-Jährigen eine Arterie durchschnitten hat und er somit ermordet wurde.
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