Sonntag21. Dezember 2025

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Nach der Hilfe kommt das Geschäft

Nach der Hilfe kommt das Geschäft
(Jean-Claude Ernst)

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Während sich in den vorherigen Tagen in Vietnam alles um Politik, Kultur, und Entwicklungshilfe drehte, stand der letzte Tag der Visite ganz im Zeichen der Geschäftsbeziehung.

Das Interesse der vietnamesischen Unternehmen an Luxemburg ist groß. Das von der Luxemburger Handelskammer organisierte Seminar zur Vorstellung des Großherzogtums war ein voller Erfolg. Etwa 250 Geschäftsleute waren angemeldet, doch es kamen mehr. Freie Sitzplätze gab es keine mehr. Bereits die Pressekonferenz, die die Handelskammer und Außenminister Jean Asselborn zuvor für die vietnamesischen Medien organisiert hatte, war überaus gut besucht gewesen.
Und in Zukunft sollen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern eine immer wichtigere Rolle spielen. Da waren sich alle einig. Das liegt daran, dass sich Vietnam bereits zu einem Schwellenland entwickelt hat.

„Vietnam hat sich zu einer der dynamischsten Volkswirtschaften in Asien entwickelt“, so Großherzog Henri in seiner Rede vor den Geschäftsleuten in Ho-Chi-Minh-Stadt. Nach dem ersten Schritt, der Entwicklungshilfe, käme die Zeit des Aufbaus der Geschäftsbeziehung – von dem die Entwicklung beider Ländern profitieren solle. Die politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern seien gut, das solle die Geschäftswelt nutzen. Nicht mithilfe der Entwicklungshilfe – nur mit Wirtschaftswachstum – seien die sozialen Probleme eines Landes zu lösen, fügte Asselborn später hinzu.

Von Europa überzeugen

Dann erinnerte der Außenminister die Geschäftswelt an eine Luxemburger Wirtschaftsmission in Vietnam von vor vier Jahren. „Damals waren zehn Unternehmen mit dabei, heute sind es über 20.“ Weiter sprach er sich für den freien Handel aus und redete über die Gefahren des Protektionismus. „Protektionismus verschlimmert die wirtschaftlichen Probleme“, unterstrich er.
Er schränke die Rechte der Verbraucher ein und drossele die Innovation. Letztendlich schade der Protektionismus somit den Volkswirtschaften, sagte er. Dabei sei der freie Handel jedoch nicht mit Deregulierung zu verwechseln, betonte er. Weiter versuchte der Außenminister, die vietnamesischen Geschäftsleute von den Stärken Europas und des Euros zu überzeugen.

In Asien herrscht eine deutliche Skepsis gegenüber den europäischen Maßnahmen zur Lösung der Schuldenkrise. Jean Asselborn zählte die ergriffenen Maßnahmen auf und versprach, Europa werde versuchen, seine Haushalte in Ordnung zu bekommen. Ansonsten würde das Vertrauen in die Zukunft nicht zurückkehren, gestand er ein.
Dass Europa gleichzeitig Wachstum brauche, ohne jedoch mehr Schulden zu machen, sei klar. Das Wachstum könne aber auch durch ausländische Investitionen und durch den Handel angekurbelt werden, sagte er. Und man dürfe nicht vergessen, dass Europa immer noch viel zu bieten habe: Eine halbe Milliarde Konsumenten, ein stabiles politisches Umfeld und gut ausgebildete Menschen.

«Schritt für Schritt»

Später, nachdem Pierre Gramegna von der Handelskammer die Volkswirtschaft Luxemburg vorgestellt hatte und die Geschäftsleute untereinander potenzielle Möglichkeiten ausloteten, besuchte der Großherzog einen Mangrovenwald in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt. Auch der Besuch eines lokalen Marktes stand auf dem Programm.
Im Gespräch mit Journalisten erinnerte der Großherzog an seine erste Reise nach Vietnam – vor 20 Jahren. Das Land habe sich komplett verändert, unterstrich er. Wo früher Fahrräder fuhren, sehe man heute Motorräder. Und was die Situation der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte angehe, so meinte er, dass während der Visite ganz offen mit der Landesführung über diese Themen geredet worden sei.

Doch „sie kommen von sehr weit her. Sie haben im Krieg viel gelitten“, fügte er hinzu. Aber so ganz langsam, Schritt für Schritt, schreite man voran. Zuvor hatte Luxemburgs Außenminister bereits betont, er habe bei all seinen Gesprächen immer hervorgehoben, dass Investitionen in die Wirtschaft nur Hand in Hand mit Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit gehen könnten.