Der Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments erhebt schwere Vorwürfe an die Adresse von News International. Auch Scotland Yard muss scharfe Kritik einstecken.
Rupert Murdoch (80) kontrolliert 37 Prozent des britischen Zeitungsmarktes. Er wollte seine Medienmacht mit einem milliardenschweren Anteils-Zukauf beim Sender BSkyB weiter ausbauen, musste dies aber zunächst aufgeben. Er pflegt engste Kontakte zu Spitzenpolitikern. (dpa/Michael Reynolds)
James Murdoch gilt als Kronprinz im Medienimperium seines Vaters. Bei der britischen Senderkette BSkyB war der 38-Jährige zunächst Vorstandschef, zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender. Der in London geborene James leitet die Europa-Aktivitäten für News Corp. (Tageblatt/Sang tan)
Rebekah Brooks war bis 2003 Chefredakteurin von "News of the World" - just in der Zeit, in der das illegale Abhören bei der Zeitung zum System zu gehören schien. Die 43-Jährige mit der roten Lockenmähne wechselte dann zur "Sun" und leitete bis zu ihrem Rücktritt als Verlagsmanagerin die Medienholding News International, zu der alle britischen Murdoch-Zeitungen gehören. (Tageblatt-Archiv/Phil Noble)
Andy Coulson, Nachfolger von Brooks als Chefredakteur von "News of the World" könnte für Premierminister David Cameron zur Zeitbombe werden. Obwohl Coulson schon 2007 wegen des Skandals als Chefredakteur abtrat, gab Cameron ihm eine "zweite Chance" und machte ihn schließlich zum Kommunikationschef. (Tageblatt-Archiv/Olivia Harris)
Sean Hoare ist das erste Todesopfer in dem Skandal. Der Ex-Journalist hat Coulson als erster schwer belastet. Der ehemalige Showbusiness-Reporter von "News ot the World" hatte erzählt, wie sein früherer Freund Coulson ihn persönlich animierte, "schwarze Künste" anzuwenden. Hoare galt als alkohol- und drogenabhängig und wurde aus diesem Grund schon 2005 von Coulson gefeuert. (Tageblatt)
Sir Paul Stephenson (57) stand nur zweieinhalb Jahre an der Spitze des Scotland Yard. Er musste zurücktreten wegen seiner Nähe zu dem früheren "News-of-the-World"-Reporter Neil Wallis. Zusammen mit seiner Frau hatte Stephenson sich einen Kuraufenthalt teilweise bezahlen lassen. (dapd/Shaun Curry)
John Yates war einer der Männer hinter Stephenson bei Scotland Yard und im Jahr 2009 dafür verantwortlich, dass eine erneute Untersuchung des wieder aufgeflammten Abhörskandals unterblieb. (Tageblatt/Lewis Whyld)
Britische Parlamentarier haben dem Scotland Yard einen ganzen «Katalog von Fehlern» bei den Ermittlungen zum Medienskandal um die Zeitung «News of the World» vorgeworfen. Außerdem habe das hinter dem Boulevardblatt stehende Verlagshaus News International die Polizeiuntersuchung absichtlich durchkreuzt, hieß es im Bericht eines Sonderausschusses des britischen Parlamentes, der am Mittwoch in London veröffentlicht wurde. Die Londoner Polizei Scotland Yard habe keinen «wirklichen Willen» gezeigt, etwas gegen die mangelnde Kooperation von News International zu tun.
Für Mittwoch war eine Debatte im Parlament angesetzt, bei der auch der britische Premierminister David Cameron Stellung nehmen will. Seine Äußerungen werden mit Spannung erwartet, die Opposition wirft ihm zu große Nähe zu Vertretern des Medienimperiums von Rupert Murdoch vor. Der Premier sieht sich deshalb mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.
Schnelle Aufklärung
Die Parlamentarier forderten die Regierung auf, mehr für eine schnelle Aufklärung der Affäre zu tun. Reporter der inzwischen eingestellten Zeitung «News of the World» hatten die Telefone von 4000 Prominenten, Verbrechensopfern, Hinterbliebenen und Soldatenwitwen illegal abgehört.
Murdoch und sein Sohn James hatten sich am Dienstag bei einem historischen Auftritt vor britischen Parlamentariern für Vergehen im Abhör- und Korruptionsskandal entschuldigten. Persönliche Verantwortung übernahmen sie bei der Anhörung in London aber nicht.
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