Der kleine Balkanstaat Montenegro ist offiziell als 29. Mitglied in die NATO aufgenommen worden. Bei einer Zeremonie am Montag in Washington übergab der Außenminister des Landes, Srdjan Darmanovic, die Beitrittsdokumente an die US-Regierung, die nach dem Nordatlantikvertrag für die Aufbewahrung zuständig ist. Ministerpräsident Dusko Markovic sagte, dies sei ein «historischer Tag» für eine Nation, die in der Vergangenheit «enorme Opfer» gebracht habe, um das Recht auf ein freies Leben verteidigen zu können.
Die NATO hat damit erstmals seit acht Jahren wieder Zuwachs bekommen. Deren Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, Montenegro habe nun einen «Sitz am Tisch» der Allianz, die Stimme des Landes zähle genauso viel wie die der anderen Mitglieder. Es sende auch ein Signal an andere Staaten, dass sie Teil der NATO werden könnten, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllten. Weitere Beitritte gelten allerdings vorerst als unwahrscheinlich.
Proteste aus Moskau
Das Verteidigungsbündnis hatte die Aufnahme des südosteuropäischen Landes im Mai 2016 formal beschlossen, was in Russland auf heftigen Protest stieß. Moskau sieht in der Osterweiterung der NATO eine Gefahr für die eigene Sicherheit und hat lange Zeit versucht, den NATO-Beitritt Montenegros zu verhindern. Die Entfernung zwischen den Außengrenzen Russlands und Montenegros beträgt knapp 1.400 Kilometer.
Die Armee des Landes umfasst gerade einmal rund 2.000 Soldaten. Allerdings sind die Adriahäfen des Landes strategisch von Bedeutung. Die Österreicher hatten in der Bucht von Kotor im 19. Jahrhundert einen Kriegshafen gebaut, später nutzte und erweiterte das Militär Jugoslawiens die Anlagen.
Das montenegrinische Parlament hatte den Beitritt Ende April gebilligt. Die Bevölkerung steht allerdings nicht geschlossen hinter der Entscheidung. Schätzungsweise die Hälfte der nur 620.000 Einwohner sind russophile Serben, die sich einer Mitgliedschaft widersetzten. Montenegro gehörte fast 90 Jahre lang zu Jugoslawien. 2006 erlangte es die Unabhängigkeit. Die pro-westliche Regierung in Podgorica verhandelt auch mit Brüssel über einen EU-Beitritt.
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