Eine Schließung, ein Verkauf oder die umstrittenen Pläne einer Verstaatlichung des ArcelorMittal Stahlwerks Florange sind vom Tisch. «Es wird keinen Sozialplan für Florange geben. Die Regierung hat sich gegen den Plan einer vorübergehenden Verstaatlichung entschieden», erklärte am Freitagabend Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault. Angesichts der schwachen Stahlnachfrage in Europa werde das Werk allerdings zunächst nicht wieder angefahren. ArcelorMittal wird in den kommenden fünf Jahren rund 180 Millionen Euro in den Standort in Lothringen stecken.
Die Hochöfen arbeiten seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Am 1. Oktober hatte der Stahlriese verkündet, dass Florange im Dezember entgültig geschlossen werden sollte. Als Grund wurde mangelnde Rentabilität genannt. Um 600 Arbeitsplätze zu retten, sollte der indische Stahlmagnat ein Werk komplett verkaufen. Ansonsten drohe der französische Staat mit einer Verstaatlichung.
Lange Verhandlungen
Wie der Poker um den Standort ausging, war bis Freitagabend unklar. Angeblich gab es einen Interessenten. Lakshmi Mittal ließ noch am Donnerstag verbreiten, er sei «extrem schockiert» über die Aussagen aus Paris. Auch nach einem am Dienstag eilig anberaumten Krisentreffen zwischen Hollande und dem Chef des weltgrößten Stahlkonzerns konnte keine Einigung verkündet werden.
Zwangsverstaatlichung gab es in Frankreich zuletzt Anfang der 1980er Jahre unter Hollandes sozialistischem Vorgänger François Mitterrand. Er brachte etliche Großbetriebe und Banken unter Kontrolle der Regierung – die industriepolitische Kehrtwende mit Privatisierungen ließ allerdings nicht lange auf sich warten.
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