Der Stoff, aus dem bei der Airbus-Mutter EADS die Träume sind, hat einen Namen: Zhest. Ein superschneller Verkehrsjet für bis zu 100 Passagiere, der in 32 Kilometern Höhe mit mehr als 4200 Stundenkilometern fliegen soll. Der Wundervogel soll nicht nur die Nische füllen, die im Passagiertransport sei dem Ende der legendären Concorde besteht. Mit einer Kombination von drei verschiedenen Antrieben soll er auch weitgehend umweltverträglich daherkommen, kündigen seine Entwickler an.
Seit 2006 arbeiten EADS-Ingenieure im Auftrag von Franzosen und Japanern an dem Konzept. «Alle technischen Probleme sind lösbar», sagte EADS-Chef Louis Gallois am Wochenende bei einer Präsentation im Vorfeld des Internationalen Luft- und Raumfahrtsalons. Über die finanziellen Probleme schwieg er sich noch aus. Sein Konzern gewährte Einblick in die Zukunft des Fliegens, wie er Mitte des Jahrhunderts schon Realität werden könnte. Dazu gehört nicht nur ein Flieger mit Panoramadeck, sondern auch der Kurzstreckenflieger VoltAir, dessen gegenläufiger Propellerantrieb im Heck von Batterien angetrieben wird.
Null-Emission
Der Überschall-Jet ZEHST (Zero Emission High Supersonic Transport) zielt vor allem auf Geschäftsleute, die morgens kurz zur Konferenz nach New York jetten, um abends wieder zurück zu sein. Starten soll er mit einem von Biosprit betriebenen Turbojet bis auf fünf Kilometer Höhe, wo dann für ein paar Minuten seine Raketentriebwerke zünden. Die Beschleunigung soll für die Passagiere kaum spürbar sein. Dann übernehmen sogenannte Staustrahltriebwerke den Antrieb, die bislang nur bei Raketen angewendet werden. Diese Technik nutzt die Strömungsgeschwindigkeit der Luft und funktioniert deshalb nur bei hohen Geschwindigkeiten. Zur Landung gleitet der Jet in tiefere Sphären wie ein Segelflugzeug, bevor die Turbojets wieder angestellt werden.
Alles hängt von den Kosten ab
Wie EADS-Chefentwickler Jean Botti die Chancen dieses erstmals öffentlich vorgestellten Entwurfs einschätzt? «Alles hängt von den Kosten ab – und ob sich jemand findet, der sie trägt», meint er. Das gilt auch für die anderen Konzepte aus seiner Abteilung. Einen futuristischen Entwurf wird der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS immerhin erstmals auf der Air Show präsentieren: seinen X3-Helikopter. Dabei handelt es sich um einen Zwitter aus Hubschrauber und Flugzeug, der bisher in der Erprobung beachtliche 430 Stundenkilometer schnell flog.
Den wohl überraschendsten Trend sieht Botti jedoch nicht in futuristischen Design-Entwürfen, sondern an der Materialfront: Eine Renaissance des Aluminiums im Flugzeugbau. «Ich bin überzeugt davon, dass Aluminiumlegierungen wieder in Mode kommen werden», erklärt Botti. Allerdings werde das eher für Kurz-und Mittelstreckenflugzeuge gelten.
«Für Langstreckenflugzeuge gehen wir davon aus, dass Kompositwerkstoffe die Zukunft darstellen; doch das Vordringen dieser Faserverbundwerkstoffe hat die Aluminiumhersteller zu beachtlichen Fortschritten gezwungen, von denen wir sehr beeindruckt sind», sagt EADS-Chef Gallois. Das habe auch bei den Preisen der modernen Alu-Legierungen Auswirkungen. Botti: «Wir haben sie getestet, sie haben sehr wettbewerbsfähige Preise.»
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