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Medien verschweigen Zwischenfälle

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Chinas Staatsmedien haben am Montag die Zwischenfälle zwischen Sicherheitskräften und ausländischen Journalisten am Vortag in Peking verschwiegen.

In der chinesischen Hauptstadt herrschte angespannte Ruhe. Die Zensur des Internets wurde noch verschärft. Auch nur ansatzweise politische Kommentare oder vage Hinweise von Internetnutzern auf die Innenstadt oder Blumen wurden sofort gelöscht. In chinesischen Mikroblogs waren Suchwörter wie der Name der bekannten Einkaufszeile Wangfujing, «Jasmin», «Revolution» oder «Versammlung» gesperrt.

Erneuter Aufruf
Die unbekannten Organisatoren der Protestbewegung in China haben zu neuen «Spaziergängen» am nächsten Sonntag aufgerufen. Trotz der massiven Sicherheitsvorkehrungen an diesem Wochenende, die mögliche Proteste in zwei Dutzend Städten sofort im Keim erstickten, hieß es in einer Erklärung im Internet, die Aktionen hätten «unsere anfänglichen Erwartungen bei weitem überstiegen».
Die Organisatoren gaben an, ihre «Jasmin-Bewegung» habe sich in 100 Städte ausgebreitet, wofür es allerdings keinerlei Bestätigung gab. Auch verurteilten sie die Festnahmen unschuldiger Menschen. Wer hinter der über soziale Netzwerke verbreiteten Erklärung steckte, blieb unklar.
Der neue Aufruf wurde unter anderem von dem im Exil lebenden Bürgerrechtler Wang Juntao über Twitter verbreitet. Er gilt als einer der «Hintermänner» der 1989 blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung und durfte 1994 auf Druck der USA ausreisen.

In der Haupteinkaufsstraße im Herzen der Hauptstadt hatte am Vortag ein massives Aufgebot von Sicherheitskräften geplante «Jasmin-Proteste» verhindert. Dabei waren mehr als ein Dutzend ausländische Journalisten zum Teil gewaltsam abgeführt worden. Mehrere Reporter wurden verletzt, darunter ein Videojournalist der Nachrichtenagentur Bloomberg, dem mehrfach ins Gesicht getreten worden war. Am zweiten Sonntag in Folge war im Internet für den Sonntag zu Protesten nach arabischem Vorbild oder einfach nur «Spaziergängen» in zwei Dutzend Städten aufgerufen worden.

Kleine Demos

Während in Peking nicht einmal klar war, ob sich jemand getraut hat, dem Aufruf zu folgen, erschienen in Shanghai am Volksplatz ein paar hundert Menschen. Demonstranten waren aber schwer von Schaulustigen, zufälligen Passanten oder Sicherheitskräften in Zivil zu unterscheiden. Ein massives Polizeiaufgebot löste die Ansammlung auf.

Es gab in Peking und Shanghai eine unbekannte Zahl von Festnahmen. Auch aus anderen Städten wurden großangelegte Sicherheitsvorkehrungen berichtet, um eventuelle Protestaktionen sofort im Keim zu ersticken.