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May: «kranker und verkommener Anschlag»

May: «kranker und verkommener Anschlag»
(AP/Matt Dunham)

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Am Jahrestag der Anschläge von Brüssel sind in London bei einem Angriff im Regierungsviertel vier Menschen getötet und mindestens 20 verletzt worden. Premierministerin Theresa May sprach von einem "kranken und verkommenen Anschlag".

Die Polizei stufte den Vorfall als Terrorattacke ein, die am Nachmittag das Zentrum der britischen Hauptstadt erschütterte. Ein Auto fuhr zunächst mehrere Menschen auf der Westminister-Brücke um. Unweit vom Big Ben krachte es in einen Zaun vor dem Parlament.

Ein mit einem Messer bewaffneter Mann stieg aus. Beim Versuch, in das Gebäude zu gelangen, erstach er einen Polizisten, bevor Beamte ihn erschossen, wie der Chef der britischen Terrorabwehr, Mark Rowley, mitteilte. Die Behörden gingen bis auf weiteres von einem Einzeltäter aus.

«Katastrophale Verletzungen»

Sein genaues Motiv war zunächst nicht klar. Neben ihm und dem Polizisten wurden Rowley zufolge zwei Passanten getötet, als sie auf der Westminister-Brücke von dem Auto überfahren wurden. Mehrere Opfer hätten «katastrophale Verletzungen» erlitten, zitierte die Nachrichtenagentur Press Association einen Arzt aus dem St. Thomas Krankenhaus, das gegenüber vom Parlament auf der anderen Flussseite liegt.

Eine Frau, die zum Zeitpunkt des Geschehens in einem Reisebus saß, sagte dem Sender Sky News, sie habe gesehen, wie ein Auto plötzlich außer Kontrolle geraten sei. «Und dann fuhr es in Fußgänger auf der Brücke.» Die Rettungsdienste seien eingetroffen. Menschen seien in alle Richtungen gerannt. Ein Reuters-Fotograf sagte, er habe mindestens ein Dutzend Verletzte auf der Brücke gesehen. Einige bluteten stark, und eine Person lag offenbar unter einem Bus.

Die Behörden in Paris teilten mit, drei Verletzte seien französische Schüler im Alter von 15 oder 16 Jahren. Eine Frau wurde schwer verletzt aus der Themse gezogen, wie die Londoner Hafenbehörde mitteilte.

«Es war schrecklich anzusehen»

Auch vor dem Parlament spielten sich chaotische Szenen ab. Ein Journalist der «Daily Mail» sagte dem Lokalradiosender LBC, er habe gesehen, wie der Angreifer auf das Parlamentsgelände losgerannt sei. Er sei auf den Polizisten mit etwas losgegangen, das wie ein Stock ausgesehen habe. «Der Polizist fiel zu Boden und das war ziemlich schrecklich anzusehen.» Dann sei der Angreifer Richtung Eingang zum Unterhaus gerannt, der von den Abgeordneten genutzt werde. «Er kam etwa 20 Meter weit, bevor zwei Typen in Zivil mit Waffen auf ihn schossen.»

Die laufende Parlamentssitzung wurde sofort unterbrochen und die Abgeordneten aufgefordert, das Gebäude nicht zu verlassen. Reuters-Reporter hörten laute Knallgeräusche. Kurz darauf sahen sie, wie zwei Menschen am Boden in einem Hof auf dem Parlamentsgelände lagen. Zahlreiche bewaffnete Polizisten stürmten in das Gebäude.

«Das Herz unserer Hauptstadt»

Theresa May sagte, der Ort des Anschlags sei kein Zufall gewesen. «Der Terrorist wollte das Herz unserer Hauptstadt treffen, wo Menschen aller Nationalitäten, Religionen und Kulturen zusammenkommen, um die Werte der Freiheit, Demokratie und Meinungsfreiheit zu feiern.» Jeder Versuch, diese Werte mit Gewalt zu besiegen, sei jedoch zum Scheitern verurteilt. Die Terrorwarnstufe beließen die Behörden auf der zweithöchsten Stufe. Ein Angriff von Extremisten gilt somit weiter als äußerst wahrscheinlich.

US-Außenminister Rex Tillerson sprach von einem «schrecklichen Gewaltakt». Das US-Präsidialamt teilte mit, Präsident Donald Trump habe mit May telefoniert. In New York wurden die Sicherheitsvorkehrungen bei Einrichtungen verstärkt, die einen Bezug zu Großbritannien haben.

Erinnerungen …

London ist bereits mehrfach von Anschlägen heimgesucht worden. Der schwerste Angriff der Nachkriegszeit ereignete sich im Juli 2005. Vier radikal-islamische britische Selbstmordattentäter rissen bei Bombenanschlägen auf den öffentlichen Nahverkehr 52 Menschen mit in den Tod. 2013 erstachen zwei britische Islamisten einen Soldaten im Südosten der Stadt. 1979 kam ganz in der Nähe des Tatorts vom Mittwoch ein enger Berater von Margaret Thatcher bei einem Autobombenanschlag ums Leben, den die Irische Nationale Befreiungsarmee (IRA) für sich reklamierte.

Am 22. März vorigen Jahres hatten radikale Islamisten bei Anschlägen auf dem Flughafen und auf eine U-Bahn-Station in der belgischen Hauptstadt Brüssel 32 Menschen getötet. Der Angriff vom Mittwoch weckte aber auch Erinnerungen an die Anschläge in Berlin und Nizza im vergangenen Jahr, als die Attentäter mit Lkws in Mengen rasten und zahlreiche Menschen töteten.