Nach einem harten Wahlkampf gegen die europafeindliche Rechtspopulistin Marine Le Pen will Frankreichs künftiger Präsident Emmanuel Macron sein zerrissenes Land wieder einen. «Ich werde mit allen Kräften gegen die Spaltung kämpfen, die uns zermürbt und entmutigt», sagte der Mitte-Links-Politiker nach seiner historischen Wahl. Der 39-Jährige wird der jüngste französische Präsident aller Zeiten sein.
Der Wahlausgang sorgte in Europa vielfach für Erleichterung. Denn die Front-National-Anführerin Le Pen wollte Frankreich aus dem Euro führen und die Franzosen über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen. Das hätte die krisengeschüttelte Europäische Union tief ins Mark treffen können. Auch die Achse Berlin-Paris wäre gebrochen gewesen.
Peuple de France, nous ne céderons rien à la peur. Nous ne céderons rien à la division. Nous ne céderons rien au mensonge. pic.twitter.com/l9BDqyUm8u
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) 7. Mai 2017
Kampf gegen Terror Hauptaufgabe
Als eine Hauptaufgabe sieht Macron den Antiterrorkampf an. Frankreich wird seit 2015 von einer Terrorwelle erschüttert, knapp 240 Menschen wurden ermordet.
Nach fast vollständiger Auszählung der Stimmen erreichte Macron in der Stichwahl gut 66 Prozent, Le Pen knapp 34 Prozent. Le Pen holte nach Zahl der Stimmen das beste Ergebnis in der Geschichte ihrer rechtsextremen Partei. Gut 10,6 Millionen Franzosen votierten für die Kandidatin. Bei der ersten Runde vor zwei Wochen hatte Le Pen 7,7 Millionen Stimmen erhalten.
75 Prozent Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 75 Prozent, rund drei Punkte niedriger als vor zwei Wochen. Etwa vier Millionen Franzosen entschieden sich in der zweiten Runde dafür, entweder einen leeren Wahlumschlag abzugeben («weiße Stimme») oder ungültig zu stimmen – das ist laut Medienberichten einer neuer Rekord.
Ma responsabilité sera de rassembler. pic.twitter.com/dTFtUvxGLG
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) 7. Mai 2017
Macron will noch am Montag den Vorsitz der von ihm gegründeten Bewegung «En Marche!» niederlegen, wie aus seinem Umfeld verlautete. Die Bewegung will Kandidaten für die Parlamentswahlen im Juni aufstellen, um eine Regierungsmehrheit zu erringen.
Teilnahme an Gedenkfeier
Ohne Mehrheit wäre Macron gezwungen, eine Regierung zu ernennen, der auch Politiker eines anderen politischen Lagers angehören. Eine derartige «Kohabitation» gab es zuletzt von 1997 bis 2002 mit dem Konservativen Jacques Chirac als Präsidenten und dem Sozialisten Lionel Jospin als Premierminister.
Macron soll spätestens am 14. Mai die Amtsgeschäfte von Hollande übernehmen. Der frühere Wirtschaftsminister und Investmentbanker steht für einen klar europafreundlichen Kurs und tritt für eine enge Partnerschaft Frankreichs mit Deutschland ein.
Le Pen ließ durchblicken, dass sie ihre Partei im Juni in die Parlamentswahlen führen werde. FN-Vize Florian Philippot kündigte an, seine Partei werde sich in eine neue politische Kraft verwandeln und dann auch nicht mehr denselben Namen tragen.
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