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Luxemburgs Löhne hinken Produktivität hinterher

Luxemburgs Löhne hinken Produktivität hinterher
(AFP/Bertrand Guay)

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Die Arbeitnehmer in Luxemburg haben eine deutlich höhere Produktivität als ihre Kollegen in den meisten anderen EU-Ländern. Die Entwicklung der Löhne hinkt hingegen weit hinter der Produktivität her.

Die durchschnittlichen Arbeitskosten pro Stunde lagen in Luxemburg im vergangenen Jahr bei 36,60 Euro und damit rund 23 Prozent über dem Durchschnitt der Eurozone, der 29,80 Euro betrug. Das geht aus den neuesten Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurden.

Allerdings haben die Arbeitnehmer im Großherzogtum eine Produktivität, die nach Angaben der EU-Kommission 66,4 Prozent über dem Durchschnitt aller EU-Länder, und 56,1 Prozent über dem Durchschnitt der Eurozone liegt.Um die tatsächlich anfallenden Arbeitskosten in Luxemburg mit denen der Konkurrenz im europäischen Ausland sinnvoll vergleichen zu können muss man die Produktivität mit einrechnen.

Tatsächliche Arbeitskosten unter EU-Schnitt

Setzt man also die durchschnittlichen Arbeitskosten in Relation zur Produktivität, so liegen die Kosten pro Arbeitnehmer und Stunde in Luxemburg bei 73,9 Prozent des EU-Durchschnitts und bei 78,8 Prozent des Schnitts der Eurozone. Die tatsächlich pro Arbeitsstunde anfallenden Kosten liegen somit im Großherzogtum um 26,1 Prozent unter dem EU- und 21,2 Prozent unter dem Schnitt der Eurozone.

Nimmt man die 78,8 Prozent, bei dem das Großherzogtum bei den Arbeitskosten im Vergleich zur Eurozone liegt, als Basis (also 100), so ergibt sich, dass eine Erhöhung der Stundenlöhne in Luxemburg um 26,9 Prozent möglich wäre und man damit gerade mal auf den Durchschnitt der Eurozone käme.

Das heisst unter Berücksichtigung der hohen Produktivität wären deutliche Gehaltserhöhungen möglich, ohne dass es dadurch bei den Luxemburger Unternehmen zu einem Wettbewerbsnachteil gegenüber der europäischen Konkurrenz kommen würde. Ein reiner Vergleich der absoluten Arbeitskosten ohne Berücksichtigung der Produktivität, wie das oft von den Patronatsvereinigungen vorgetragen wird, ergibt keinen wirtschaftlichen Sinn.

In Luxemburg stagnierten die Arbeitskosten

Darüberhinaus sind die Arbeitskosten in Luxemburg in den vergangenen Jahren praktisch stagniert. Zwischen 2015 und 2016 sind sie gerade einmal um 0,8 Prozent gestiegen, und damit nur halb so schnell wie im EU-Durchschnitt, wo sie um 1,6 Prozent geklettert sind. Zwischen 2104 und 2015 sind sie in Luxemburg sogar nur um 0,3 Prozent gestiegen, während es in der EU im Schnitt 2,0 Prozent waren.

In Deutschland haben die Arbeitskosten pro Stunde 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent, in Frankreich um 1,5 Prozent zugelegt. Und sowohl im Baugewerbe, als auch in der Industriebranche liegen die Arbeitskosten in Luxemburg unter dem Schnitt des Euroraums. Während sie in der Industrie in der Eurozone 32,60 Euro betragen, sind es im Großherzogtum nur 31,80 Euro. Am Bau sind es im Euroraum 26,10 Euro, in Luxemburg hingegen nur 25,20 Euro.

Vergleicht man die Arbeitskosten in Luxemburg mit denen der wichtigsten Handelspartner, so ergibt sich dass Belgien mit 39,20 Euro deutlich über den 36,60 Euro im Großherzogtum liegen, während Frankreich und Deutschland mit 35,60, beziehungsweise 33,00 Euro nur knapp darunter liegen. Dabei ist die Produktivität in Belgien um 22,9 Prozent, die von Frankreich und Deutschland sogar 31,1, beziehungsweise 36,4 Prozent niedriger als im Großherzogtum.