Mittwoch31. Dezember 2025

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„Wir bräuchten einfach normale Temperaturen“

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Der lange Winter schlägt so manchem nicht nur aufs Gemüt, sondern hat auch Folgen für die Nahrungsmittelproduktion. Gemüseanbauer sind jetzt schon in Rückstand geraten.

„Es ist extrem“, so Niki Kirsch vom „Lëtzebuerger Maarteverband“, „denn um diese Zeit müssten wir tagsüber normalerweise 10 bis 14 Grad über null haben und nachts vielleicht noch um die null Grad. Aber derzeit haben wir tagsüber knapp über null und nachts Minustemperaturen“. Für jene, die selber Gemüse anbauen, bedeutet das einen ziemlich großen Rückstand, was die Produktion angeht.

„Wir hinken jetzt fast einen Monat hinterher“, so Kirsch, „um ein Beispiel zu geben: Wir haben Pflanzen da, Salate, Kohlrabi, Kohl, Mus und Petersilie, die wir normalerweise Anfang März rauspflanzen, der nächste Satz geht normalerweise Mitte März raus und der folgende Anfang April. Jetzt ist bald Anfang April und wir haben überhaupt nichts gepflanzt“, so Kirsch. Das alles steht jetzt in der Warteschlange, „awer wa mer dat lo riskéiren, dann ass dat alles direkt futti“.

Überangebot in ein paar Wochen?

Das heißt aber nicht, dass auf dem Markt nichts dergleichen angeboten werden kann. In den Gewächshäusern stehen etwa Salate, die man jetzt schneiden kann. Anfang Mai würde man aber im Freien ernten, dafür hätte man jedoch Anfang März pflanzen müssen. „Da wird ein Loch entstehen, wo wir keinen Salat haben werden“, so Kirsch.

Die Situation ist aber quer durch Europa ähnlich verfahren. Viele Produzenten befürchten nämlich, dass wenn wieder normales Frühlingswetter herrscht, ganz viele Pflanzen gleichzeitig geerntet und auf den Markt kommen werden. Es droht ein Überangebot, das die Preise drücken wird. Für den Kunden vielleicht gut, für den Hersteller weniger. „Das kommt ja noch hinzu“, so Kirsch, „wenn zu viel da ist, fällt der Preis in den Keller“. Dabei sind die Kosten für die Herstellung jetzt bereits gestiegen, weil Gewächshäuser stärker beheizt werden müssen. Auf die Kunden hat sich das noch nicht nieder geschlagen. Das meiste liege in den normalen Preislimits und dass die Preise so drastisch steigen werden wie etwa die 30 Prozent, die in Belgien vorhergesagt wurden, „glaube ich überhaupt nicht“, so Kirsch.

Die Kunde sollen sich Gedanken machen und preisbewusst einkaufen, „denn es ist noch viel Ware da, die unter normalen Umständen gezüchtet wurde, wie Rüben, Karotten und Sellerie“, rät er. „Wenn zu hohe Preise für etwas verlangt werden, dann kann ich dem Kunden nur raten, es liegen zu lassen“, so Kirsch. Es müssten ja nicht im Winter Erdbeeren und Tomaten sein.

Muss es wirklich Spargel sein?

Ein Beispiel ist auch der Spargel. Quer durch Europa verzögert sich die Ernte, dabei wollen zu Ostern viele das Königsgemüse auf dem Teller haben. „Spargel wird zu Ostern wahrscheinlich viel teurer sein“, so Kirsch. Derzeit wird u.a. auf Spargel aus Florida, Kalifornien oder Peru zurückgegriffen. Wie sinnvoll das ist, entscheidet am besten jeder für sich selbst. Ein guter Ersatz für Spargel sind etwa „Schwaarz Wuerzelen“, so Kirsch. „Früher nannte man das Winterspargel. Das kennen viele gar nicht mehr.“

Doch nicht nur für Gemüsezüchter hat der lange Winter seine Unannehmlichkeiten. Für Blumenhändler sei das Geschäft mit Frühlingsblumen, wie etwa Stiefmütterchen, in diesem Jahr ausgefallen. Kartoffeln können derzeit auch keine in den Boden gebracht werden. Die Liste ließe sich fortführen.

„Wir bräuchten einfach die normalen Temperaturen, wie sie um diese Zeit üblich sind“, so Kirsch. Tagsüber um 14-15 Grad und nachts um die null Grad. Dazu müsste es mal drei Wochen trocken bleiben, um verpasste Arbeiten nachzuholen. Die Einnahmen, die jetzt verloren sind, sind kaum mehr aufzuholen. „Man kann nur hoffen, dass die Bilanz am Ende einigermaßen ausgeglichen ist. Aber wer so einen Beruf hat wie ich, ist sich bewusst, dass er ein solches Risiko eingeht“, so Kirsch abschließend. „Dann hofft man halt, dass man nächstes Jahr besser davonkommt.“