Die Meldung kommt selten, doch wenn sie kommt, treibt sie Autofahrern den kalten Schweiß auf die Stirn. Die Rede ist von Falschfahrern, die umgangssprachlich wegen ihres todbringenden Fehlverhaltens als „Geisterfahrer“ bezeichnet werden.
Wie oft Autofahrer – aus Versehen oder Absicht – auf die Falsche Fahrbahn geraten, ist schwer zu ermitteln. Konkrete Zahlen liegen nicht vor. „Es kann immer wieder vorkommen, dass ein Fahrer die falsche Autobahnauffahrt benutzt, seinen Fehler aber noch bemerkt, bevor es zum Unfall kommt“, sagt Joëlle Schmit vom Pressedienst der Polizei.
Wem ein Falschfahrer entgegen kommt, sollte unverzüglich den Notruf darüber in Kenntnis setzen. „Sobald die Meldung bei uns eingeht, senden wir über die Leitstelle Streifen auf die Autobahn, um den Fahrer zu stoppen, bevor etwas Schlimmers passiert“, fügt Joëlle Schmit hinzu. Doch allzu oft komme das nicht vor.
Prävention schwierig
Das bestätigt auch Isabelle Medinger, Direktorin der Sécurité Routière“, dem Tageblatt gegenüber. „Man kann nicht von einer steigenden Tendenz sprechen. Die Häufung der Fälle scheint subjektiver Natur zu sein.“ Ein Grund ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Vielfalt der digitalen Kommunikationswege, über welche sich eine solche Meldung wie ein Lauffeuer verbreitet.
„Es handelt sich bei Falschfahrern immer um eine außergewöhnliche Situation. Niemand fährt bei klarem Verstand absichtlich entgegen der Fahrtrichtung auf die Autobahn. Ein solches Fehlverhalten hat immer seine Ursache“, sagt Isabelle Medinger.
Eingeschränkte Sichtverhältnisse durch schlechtes Wetter, Unachtsamkeit (u.a. wegen übermäßigen Alkoholkonsums), ein riskantes Wendemanöver wegen einer verpassen Ausfahrt, Mutproben oder eine Suizidabsicht – die Gründe sind unterschiedlich.
Die Prävention gestaltet sich entsprechend schwierig. Das weiß man auch bei der Sécurité Routière: „Oft werden Autofahrer unbeabsichtigt zu Geisterfahrern. Besonders nachts, wenn keine anderen Fahrzeuge unterwegs sind, steigt das Risiko. Tagsüber fällt der Irrtum schnell auf. An vielen Autobahnausfahrten warnen deshalb neongelbe Hinweistafeln mit einer Hand und dem Zusatz „Stop“ vor dem fatalen Fehler.„Die Hinweistafeln werden nicht systematisch angebracht, sondern nur dort, wo eine akute Verwechslungsgefahr der Autobahnauf- und -abfahrt besteht.“ Überlegungen, die Ausfahrten mit Sensoren auszurüsten, welche Falschfahrer durch einen Nagelteppich ausbremsen, wurden schnell wieder fallen gelassen. Deutsche Verkehrsexperten führen an, dass es damit auch für Rettungskräfte schwieriger werde, bei Unfällen über die Gegenfahrbahn zur Unfallstelle zu gelangen.
Rechts einordnen
Waren alle Hinweise umsonst, und im Radio wird vor einem Falschfahrer gewarnt, sollten sich andere Verkehrsteilnehmer auf der rechten Fahrbahn einordnen, das Tempo reduzieren, das Licht einschalten, die nächstmögliche Ausfahrt nehmen und auf Entwarnung warten.
Wer mit Erschrecken selbst feststellt, dass er zum Geisterfahrer geworden ist, sollte sich möglichst rechts, entlang der Mittelleitplanke halten, das Fahrzeug zum Stehen bringen, sich in Sicherheit bringen und die Polizei verständigen. Von riskanten Wendemanövern ist abzuraten, da ungeübte Autofahrer die Geschwindigkeit der entgegenkommenden Fahrzeuge nur schwer einschätzen können.
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