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Tod auf dem Scheiterhaufen

Tod auf dem Scheiterhaufen

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Am kommenden Dienstag findet in Koerich ein Vortrag von Antoinette Reuter über Hexenprozesse in Luxemburg statt. Das Tageblatt veröffentlicht am Samstag ein doppelseitiges Dossier zum Thema.

Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts bis ins späte 17. Jahrhundert hinein kam es auf dem Gebiet des damaligen Herzogtums Luxemburg zu zahlreichen Hexenprozessen, von denen die meisten mit dem Tod des oder der Angeklagten auf dem Scheiterhaufen endeten.

KONFERENZEN ZUM THEMA

Koerich
Am kommenden Dienstag, dem 7. März, findet im Anschluss an die Generalversammlung der Bürgerinitiative „Quo Vadis“, die um 19.30 Uhr im „Remigius“-Saal beginnt, ein Vortrag von Antoinette Reuter zum Thema „Hexenprozesse in Koerich“ statt. Dabei geht es vor allem um diejenigen gegen Marey Seyler (1652) und Lannen Sünne (1653), aber auch um den Pfarrer Heinrich Gaderius, der von 1607 bis 1621 der Pfarrei Koerich vorstand und sich gegen die Hexenprozesse aussprach.

Walferdingen
Ein weiterer Vortrag von Antoinette Reuter zum Thema Hexenprozesse in Luxemburg, organisiert von „Luxracines“, ist für den 20. April um 19.30 Uhr im Centre Prince Henri in Walferdingen vorgesehen.

Die Forscher gehen heute davon aus, dass die ersten Hexenprozesse wahrscheinlich im 14. Jahrhundert im Alpenraum, im Grenzbereich von Frankreich, Italien und Schweiz geführt wurden. Von dort aus weiteten sie sich zunächst nach Norden und dann nach Osten aus.

Vor allem finanzielle Interessen

Dies mit einer Zeitverschiebung von mehreren Hundert Jahren. In Zentraleuropa, auf dem Gebiet des heutigen Polens, wo die allerletzten Prozesse noch im 18. Jahrhundert stattfanden, stoppte die Welle. Nördlich ging es bis nach Holland und Teile Skandinaviens, aber dort fand das Ganze rasch ein Ende. Auch auf der Iberischen Halbinsel gab es nur sehr wenige Hexenprozesse.

In unseren Gegenden sind erste Verbrennungen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt. Man hat aber schon damals recht schnell festgestellt, dass es oft zu Missbrauch kommen kann.
Nicht etwa, dass man das Phänomen der Hexerei angezweifelt hätte, aber die Art und Weise, weshalb es zur Anklage einer Person kam: vor allem finanzielle Interessen standen im Vordergrund.

Nur wenige komplett dokumentierte Prozesse

So wurde bereits um 1590 im Gebiet der damaligen spanischen Niederlande, zu dem auch das Herzogtum Luxemburg zählte, ein Gesetz erlassen, dass bei solchen Prozessen nach jedem Schritt die Originalakten in die jeweilige Provinzhauptstadt gebracht und jedes Mal von zwei gestandenen Juristen kontrolliert werden.

Dies führte dazu, dass die Prozesse sehr schleichend vorangingen. Es existieren heute nur wenige komplett dokumentierte Prozesse. Die meisten sind uns nur durch die Konten der damaligen Herrschaften bekannt. Konten, in denen gewisse Beträge gelistet sind, bezüglich der Kosten für eine Folterung oder Verbrennung wegen Hexerei.

Es gibt Ausnahmen: In Koerich etwa gab es einen späten Prozess in den 1650er-Jahren, der noch recht gut dokumentiert ist. Sogar die Namen derjenigen, die Zeugengeld erhielten, sind bekannt. Diese Papiere befinden sich im Arloner Stadtarchiv, was dadurch zu erklären ist, dass Arlon damals ebenfalls zum Herzogtum Luxemburg gehörte.

30% männliche «Hexen»

Rund 30 Prozent der Opfer der Hexenverbrennungen waren übrigens Männer. Das Wort „Hexe“ wurde damals fast nie benutzt. Man sprach bei Frauen von einer „Zaubers“ und bei Männern von „Zauberer“. Und es gab Menschen, die allein schon wegen ihres Berufs als verdächtig galten: der Dorfschmied etwa, weil er mit Feuer arbeitet.

Oder auch die Hirten, weil diese etwas auswärts lebten und nicht im Dorf selbst. Und weil sie Pomaden herstellten, um ihre Tiere zu behandeln und damit vereinzelt auch die Menschen. Oft führten erste Prozesse zu einer ganzen Welle: Der Hirte etwa, der angeklagt wurde, war arm, so dass die Herrschaft hier nicht auf große Einnahmen hoffen konnte.

Größte Welle von 1625 bis 1635

Daher forderte diese die Amtmänner auf, Ausschau nach Vermögenden zu halten, die man anklagen könnte. Und dann ging es los: Auf einmal konnte es jeden treffen. Die größte Welle an Hexenprozessen und -verbrennungen fand in unserer Region in der Zeit von 1625 bis 1635 statt.

Auffallend ist, dass während Kriegen oder auch im Laufe der „kleinen Eiszeit“, die ab Ende des 16. Jahrhunderts einsetzte und für Missernten sorgte, die Zahl der Prozesse zurückging.
Erst wenn wieder geordnetere Verhältnisse herrschten, stieg sie erneut an.

? Das vollständige Dossier mit Hintergrundinfos und einem Interview mit der Historikerin Antoinette Reuter finden Sie am Samstag im Tageblatt (Print & E-Paper)