Montag29. Dezember 2025

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Stadt Esch übernimmt ehemaliges Hotel

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Der Escher Gemeinderat stimmte dem Kauf des ehemaligen Hotels in Al Esch, indem Studentenwohnungen eingerichtet werden sollen, am Freitag einstimmig zu.

Mit der Gemeinderatssitzung vom Freitag wurde die im LSAP-„déi gréng“-Koalitionsabkommen festgehaltene „Livestream“-Ära eingeläutet. Allerdings im Verborgenen. Denn für Fritz Remackels „Service informatique“ war es die Generalprobe. Ein Test „grandeur nature“, bei dem die Live-Bilder aus dem Sitzungssaal auf eine verborgene Internetseite übertragen und ob ihrer Ton- und Bildqualität überprüft wurden. Die Escher Informatiker vertrauen bei ihrem „Livestream“-Abenteuer übrigens auf ihre hauptstädtischen Kollegen, die auf dem Gebiet bereits Erfahrung haben.

Logo" class="infobox_img" />Das frühere Hotel «Mercure». Hier sollen 40 bis 44 Studentenwohnungen entstehen. (Foto: Editpress)

Die Gemeinderatssitzung vom kommenden Freitagmorgen – während der Bürgermeisterin Lydia Mutsch die Haushaltsvorlage für 2013 vorstellen wird – kann dann bereits vom heimischen Computer, vom Smartphone oder vom Tablet-PC auf www.esch.lu mitverfolgt werden.

«Maison Mercure»

Nach dem der Gemeinderat zwei „Nonnewisen“-PAP einstimmig verabschiedet hatte, hielt die traute Einstimmigkeit nur noch für einen weiteren Punkt auf der Tagesordnung an: Der Kauf des ehemaligen Hotels am Boltgen-Platz für 3,8 Millionen Euro. Auf den rund 2.000 Quadratmetern Nutzfläche der vierstöckigen, so genannten „Maison Mercure“ plant die Gemeinde 40 bis 44 Studentenwohnungen einzurichten. Bürgermeisterin Lydia Mutsch nutzte die Gelegenheit um auf die, von der Uni Luxemburg verwalteten Studentenwohnungen in Esch einzugehen. 204 sind es derzeit. Vor fünf Jahren waren es gerade mal 23. 204 Wohnungen bedeutet 37 Prozent des Gesamtbestandes in Luxemburg. Zehn Prozent mehr als im letzten Jahr. Tendenz steigend, denn 2014 werden es voraussichtlich mehr als die Hälfte sein, so Mutsch.

Die Räte Marc Baum („déi Lénk“), Zénon Bernard (KPL), Martin Kox („déi gréng“) und Mike Hansen (LSAP) sprachen sich mit Nachdruck dafür aus, dass die Gemeinde die Zügel in der Hand hält, und diese Wohnungen selbst verwaltet. Bürgermeisterin Lydia Mutsch erklärte, dass der Schöffenrat diesbezüglich noch keine definitive Entscheidung getroffen hat. Einerseits bestehe die Idee diese Wohnungen von einem personell aufgestockten „Service logement“ verwalten zu lassen. Andererseits beurteilt sie die Beziehung zur Uni in den letzten Jahren als unproblematisch. „Wann daat net esou gewiercht wiër, wäre mer haut net bei 37 Prozent“, so Mutsch.

1,5 Millionen Euro

CSV-Rat Frunnes Maroldt wies auf die zu erwartenden Sanierungs- und Umbaukosten hin. Laut Rat Kox, der sich bei den zuständigen Dienststellen schlau gemacht hat, wird eine nachhaltige Erneuerung wohl etwa 1,5 Mio. kosten.

Ein rekurrentes Thema in dieser Diskussion war die staatliche Bezuschussung. Bis zu 100 Prozent pflegten es zu sein. Doch wie an vielen Stellen hat der Staat auch hier den Rotstift angesetzt und 70 Prozent daraus gemacht. Das bedeute rund 1 Mio. an Kosten für die Gemeinde rechnete Baum vor. Er unterstrich, dass das 70 Prozent-Gesetz noch nicht in Kraft sei und der Schöffenrat daher versuchen sollte den 100 Prozent-Zuschuss zu bekommen. „Och wann daat schwéier Verhandlunge wäerte sin“, so Baum.

«Unattraktiver Stadtkern»

Pim Knaff (DP) stimmte dem Kaufvorhaben zwar zu – „Am Sënn vun dem Projet, dee mer zesummen am Joër 2000 ugaange sin“ – zeichnete aber ein düsteres Bild von eine unattraktiven Escher Stadtkern, den er als Ursache für die Schließung des Hotels ausgemacht haben will und sprach von einer „Morosité ambiante“.

Rätin Taina Bofferding (LSAP), deren Studienzeit noch nicht so lange her ist, hielt dem eine durch und durch positive Vision entgegen: „Ech gesinn Terrassen, déi beim éischte Sonnestrahl schwarz vu Leit, vu Studenten sinn. Ech gesi Concerten. Ech gesinn Manifestatiounen …“.

Schwarzmalerei

Knaffs Schlussfolgerung, die Stadt sei Schuld an der Schließung des Hotel will Lydia Mutsch, genau wie CSV-Rätin Annette Hildgen, nicht gelten lassen. Schuld sei eher beim des Besitzer notwendigen Investitionen zu tätigen.

Auch bei Bautenschöffe Jean Huss stieß Knaffs wiederholte Schwarzmalerei auf Unverständnis. Es gebe natürlich Probleme, doch die sei man dabei zu beheben. Als Beispiel nannte er die geplante Aufwertung des Brill-Viertels (siehe Tageblatt-Ausgabe von Donnerstag). Lydia Mutsch hatte kurz zuvor das kommende Jahr in Sache Investitionen als „Lannée du Brill“ bezeichnet und angekündigt: „Mär wëllen och massiv Studentewunnengen an de Quartier Brill kréien“.

Gegenwind

Starken Gegenwind sollte Jean Huss in seiner Funktion als Grünflächenschöffe von seiner Linken bekommen. Die Oppositionsräte von DP und „déi Lénke“ stimmten gegen ein überarbeitetes Regelwerk für die Escher Schrebergartensiedlungen. Und LSAP-Rat Mike Hansen enthielt sich, bei der Abstimmung, bei der die LSAP-„déi gréng“-Koalition sogar die stärkste Oppositionsfraktion, die CSV, geschlossen auf ihrer Seite hatte.

Das Regelwerk hält zum Beispiel fest, dass Tierhaltung in den 500 bis 600 Escher Schrebergärten ab dem 1. März 2013 untersagt ist, dass nur noch organische Abfälle dort verbrannt werden dürfen, dass es verboten ist chemische Toiletten in der Natur zu entleeren, dass mindestens ein Drittel der Parzelle als Gemüsegarten genutzt werden muss (wem es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist, ein Beet zu bestellen, darf als Alternative auch Obstbäume anpflanzen) … Auch die Größe der Gartenlauben ist künftig reglementiert. Und das dafür verwendete Baumaterial auch.

Schwarze Schafe

Alles dies um bestehenden Missständen entgegenzuwirken. Denn unter den Pächtern gibt es, laut Huss, schwarze Schafe, die sich nicht um Hygiene scheren oder bei der Tierhaltung jegliche Tierschutzgesetze außer acht lassen. Es gebe auch welche die ihr Laube zur kleinen Villa, resp. zum Wochenendhaus ausbauen. Andere wiederum pflegten eher einen gepflegten Favela-Style.

„Déi Lénk“-Rat Théid Johanns sieht das anders. Er schmetterte eine amüsante Büttenrede hin, sprach von kultureller Intoleranz, Kasernenordnung und einem gewissen Charme, der durch ein zu strenges Regelwerk zu verschwinden drohe, während Mike Hansen, dem das Regelwerk auch zu weit geht, den weisen Satz „Engen seng Fräiheet hält do op, wou dem Noper seng ugeet“ zum Besten gab.Und Pim Knaff, hauptberuflich Anwalt, übte Kritik an der Form, die Raum für eine willkürliche Auslegung der Regeln ermögliche und am Inhalt, den er als zu streng und zu restriktiv empfindet.