Sonntag28. Dezember 2025

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«Ladezustand nie überprüft»

«Ladezustand nie überprüft»
(Finn Overdick)

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Dienst nach Vorschrift. Nur nach welcher? Tag 4 im Prozess um einen toten Soldaten zeigt, wie nachlässig die Aufsicht bei der Armee war oder auch immer noch ist.

Vor Gericht werden am Donnerstag weitere Details aus den letzten Minuten im Leben des Laurent Thommes bekannt. Kurz nachdem der Soldat von einem Vollmantelgeschoss aus dem Sturmgewehr von David B. aus unmittelbarer Nähe getroffen wurde, stand der Soldat auf. Er wurde von den beiden Soldaten im Raum, dem Schützen und Damien Labatut gestützt. Das erzählt Unteroffizier John Lanser vor Gericht. Er hatte den Knall und anschließend das «Aua Aua» von Thommes gehört. «Wir legten ihn auf den Boden, öffneten sein Hemd und sahen die Verletzung. Ich gab den beiden Soldaten sofort den Befehl Erste Hilfe zu leisten,» erklärt Lanser. Er rief den Notarzt.

Laut dem Unteroffizier konnten die beiden Soldaten nicht erklären, was da eben passiert war. Lanser berichtet von Fehlschüssen in Diekirch in der Kaserne. Er betont auch, dass es steng verboten ist, mit einer geladenen Waffe ins Wachlokal zu gehen. Unter seiner Aufsicht sei die Munition bei einem Wachwechsel immer streng überprüft worden. Dafür gibt es Plastikbehälter, wo die Munition mit der Spitze nach unten reingesteckt wird. «Nach unten?,» wundert sich Richter Prosper Klein, «ich dachte die Munition muss mit der Spitze nach oben verpackt werden.» So erzählten es die anderen Unteroffiziere in den vergangenen Verhandlungstagen. Richter Klein:» Jeder erzählt hier was anderes.»

«Es ist ihre Waffe»

Damien Labatut verichtetet damals mit Laurent Thommes und David B. Dienst im Munitionsdepot. Er war auch beim tödlichen Schuss im Wachlokal dabei. Darum landete er vor zwei Jahren in Untersuchungshaft. Vor Gericht verhedderte er sich in Widersprüchen. Er und Thommes kamen von einem Streifengang zurück. Auf die Frage von Richter Klein, was er genau mit seiner Waffe im Wachlokal angestellt habe, kann oder will sich Labatut nicht mehr erinnern.

«Ich habe vor dem Wachlokal eine geraucht,» so der verschüchterte Mann vor Gericht. «Das stimmt nicht, sie waren in dem Raum,» wirft Richter Klein ein und beruft sich dabei auf Fotos. Seine Waffe habe er auch nicht im Regal abgelegt, sondern auf einer Kautsch. Klein» Wer hat die Waffe dort abgelegt?» Labatut: «Weiß ich nicht. Habe keine Antwort». Klein:» Doch können Sie» (Klein droht mit juristischen Konsequenzen). Er legt nach: «Es ist ihre Waffe. Die Waffe des Schützen lag am Boden und die Waffe von Laurent Thommes im Regal. Sie waren zu dritt im Raum».

Geladene Waffe

Labatut bestätigt, dass Thommes und er erst in der Wache das Magazin aus den Waffen genommen haben: «Wir haben das so gemacht wie alle anderen auch.» Die Antwort des Richters: : «Mach et wi d’Leit, da geet et der wi de Leit».

Auch die beiden ehemaligen Soldaten Mancinelli und Lau verhedderten sich vor Gericht. Sie sprachen zunächst davon, sich an die Sicherheitsbestimmungen gehalten zu haben. Als sie mit Fotos konfrontiert werden, auf denen sie mit geladener Waffe zu sehen sind, werden sie still und senken den Kopf. Laut Mancinelli war die Waffe für den Torposten immer im «geladenen Zustand» im Wachlokal abgelegt. «Wir haben sie so immer übernommen. Der Ladezustand wurde nie überprüft.»

Im Prozess um den toten Soldaten Thommes im Munitionsdebot Waldhaff werden am Montag die Plädoyers vorgetragen.