Seit 2006 ist LuxSpace im Großherzogtum tätig. Die rund 30 Mitarbeiter sitzen in einem Container-Gebäude auf dem Gelände der SES in Betzdorf. Drei Satelliten haben sie dort bereits gebaut.
Die Gesellschaft ist eine 100-prozentige Tochterfirma der börsennotierten OHB-Gruppe aus Bremen. Die familiengeführte Unternehmensgruppe beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter in Deutschland, Italien, Belgien, Schweden und Luxemburg. Sie erwirtschaftet einen Umsatz von 450 Millionen Euro im Jahr.
Gründe, warum die Gesellschaft eine Tochterfirma in Luxemburg aufgebaut hat, gibt es mehrere. Dazu zähle, dass «Luxemburg im gleichen Kulturkreis liegt wie Deutschland», dass Luxemburg seit 2005 Mitglied der ESA (Europäische Weltraum-Agentur) ist, und dass es bereits im Voraus bestehende Kontakte mit der SES gab. Das erzählte der Direktor von LuxSpace, Jochen Harms, gelernter Geograph, gegenüber dem Tageblatt.
Und dennoch, «wir haben noch nie einen Satelliten für die SES gebaut», so Harms. Die drei von LuxSpace gebauten Satelliten sind deutlich kleiner, leichter und billiger (als gewöhnliche Satelliten). Es handelt sich um viereckige Kästen, die gerade mal 28 Kilogramm wiegen und 30 Zentimeter groß sind. Der Kostenpunkt liegt bei ca. 3 Millionen Euro. Dabei beinhaltet der Preis bereits die 0,8 Millionen Euro, die der Transport ins All kostet.
Kleiner,leichter und billiger
Die Startkosten sind so gering, da «wir nicht der einzige Passagier» in der Rakete sind, und da der Satellit wenig Gewicht hat. Der Preis, um ein Kilo ins Weltraum zu befördern, liegt bei 20.000 bis 30.000 Euro. LuxSpace setzt dabei auf indische und chinesische Raketen.
Alle drei in Luxemburg gebauten Satelliten erfüllen eine ähnliche Aufgabe. Sie «hören den Schiffsverkehr ab», so Harms. Dabei handelt es sich um ein System (Automatic Identification System, AIS), das gedacht war, um Schiffsunglücke zu vermeiden. Jedes Schiff sendet fortwährend 25 Daten wie etwa Position, Ladung, Abfahrts- und Ankunftsort, Geschwindigkeit, usw. an andere Schiffe und an die Küsten. Jedes andere Schiff im Umkreis von 50 Kilometern kann diese Daten empfangen.
Diese Informationen können für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt werden: für die Verfolgung von Piraten bis hin zur Bekämpfung von illegalem Fischfang. «Einige Kunden sind jedoch auch Rohstoffhändler, die wissen wollen, wie viel Volumen wann und in welchem Hafen ankommt», so Harms.
Schiffsverkehr abhören
Einen von den drei Satelliten hat LuxSpace selber finanziert. Für die anderen beiden hat man einen Leasing-Vertrag mit einem US-Unternehmen abgeschlossen, das die gesammelten Daten weiterverkauft. Alle drei Satelliten werden vom Unternehmen selbst betrieben.
Warum gerade solche Satelliten in Luxemburg gebaut werden, erklärt Jochen Harms wie folgt: «Wir haben uns gesagt: Luxemburg ist ein kleines Land, dann bauen wir dort kleine Satelliten.» Die könne man in kleinen Strukturen besser bauen. Im Allgemeinen hätten die verschiedenen Tochtergesellschaften sehr viele eigene Entscheidungsbefugnisse, was ihre Tätigkeiten angeht. Das steigere die Motivation und die Eigenverantwortung bei den Mitarbeitern.
Etwa «zehn Mitarbeiter arbeiten während eines Jahres am Bau eines solchen Satelliten», so Harms. «Hier in Luxemburg machen wir das Design, die Spezifizierung, den Einkauf der Teilstücke, und die Tests.»
Doch der Bau von Satelliten ist nicht die einzige Tätigkeit des Unternehmens. Man baue auch Teile, die in anderen Satelliten eingebaut werden sollen. «Unsere Spezialität ist die Raumfahrt-Telekommunikation», so Jochen Harms. Momentan ist kein neuer Satellit im Bau, aber es werden neue Aufträge kommen, davon ist er überzeugt.
Die Firma, die bereits Gewinne erwirtschaftet, verbucht einen jährlichen Umsatz von sechs bis sieben Millionen Euro.
Ingenieure gesucht
Im Sommer dieses Jahres möchte LuxSpace das Container-Gebäude verlassen und in neue Räumlichkeiten am gleichen Standort umziehen. Das neue Gebäude ist derzeit im Bau – Bauherr ist die SES, Mieter wird LuxSpace.
Unter den insgesamt 30 Mitarbeitern sind 24 Ingenieure, «aber nur einer aus Luxemburg», bedauert er. Freuen würde sich Jochen Harms über Job-Bewerbungen von mehr Luxemburger Ingenieuren. «Dabei bieten wir einen sehr interessanten und abwechslungsreichen Job an. Der, der am Satelliten mitarbeitet, darf auch den Start mit vorbereiten.» Idealerweise sollten die Ingenieure Erfahrung in der Raumfahrt oder der Telekommunikation haben.
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