Die Beschäftigten von Cargolux haben einen neuen Kollektivvertrag. OGBL und Direktion hatten sich im Juli zwar auf einen geeinigt, der LCGB hatte da aber noch nicht mitgezogen. Seit September 2014 war verhandelt worden. Das neue Abkommen tritt im Oktober 2015 in Kraft und hat eine Laufzeit von drei Jahren.
Diese Vereinbarung wird aber nicht vom LCGB mitgetragen. Die Gewerkschaft hatte am 23. Juli zu einem 24-Stunden-Warnstreik der Piloten aufgerufen. Sie wollte auf diese Weise auf Sicherheitsmängel bei der Fluggesellschaft aufmerksam machen. Mehrere Flüge mussten ausfallen, weil Piloten sich krank gemeldet hatten. Die Direktion von Cargolux schaltete die Justiz ein. Die Richter verboten die Aktion. Cargolux fordert von der Gewerkschaft Schadenersatz.
Auch die Pilotenvereinigung A. L. P. L. sorgt sich um die Sicherheit bei der Cargolux.
Offener Brief
Am Dienstag nun meldete sich der LCGB in der Affäre noch einmal zu Wort. Die Gewerkschaft hat einen offenen Brief an Premierminister Xavier Bettel geschickt, in dem sie auf die «beunruhigende Lage» bei der Cargolux zum Thema Sicherheit und mangelndes Vertrauen hinweist. Der LCGB erinnert daran, dass der Luxemburger Staat direkt und indirekt mit 65 Prozent an der Frachtfluggesellschaft beteiligt ist. Des Weiteren wird an die wirtschaftliche Bedeutung der Firma erinnert.
Leider sei das Image des Unternehmens aber nicht so seriös, wie die Firmanleitung es darstelle. LCGB-Chef Patrick Dury erinnert an die «Wing Wave»-Affäre, als ein Cargolux-Flieger im September 2014 in Seattle abhob (Link). Durch diese fahrlässige Aktion hätte Cargolux sich weltweit zum Gespött gemacht. Und die Direktion hätte nichts getan, um die Sache aufzuklären. «Warum?», fragt Dury.
«Stasi-Methoden»
Im April 2015 wurden vier Piloten wegen «unerlaubten Fehlens» entlassen. Der Gewerkschaft zufolge sei den Betroffenen aber zuvor regelrecht nachspioniert worden. Das sei illegal, moniert die Gewerkschaft und spricht sogar von «Stasi-Methoden». In beiden Fällen sei außerdem keine der vorgeschriebenen Prozeduren eingehalten worden.
Der LCGB-Präsident kritisiert weiter, dass sich bislang weder der für die Flugsicherheit zuständige Minister François Bausch noch die Direction de l’aviation civile (DAC) zu den beiden Skandalen geäußert haben. Wegen ihrer Passivität sei die DAC jetzt sogar ins Visier der Europäische Vereinigung der Linienpiloten (ECA) geraten. Ein weiterer Image-Schaden.
«Haben alles versucht»
Im Allgemeinen würde man bei der Cargolux eine erhebliche Verschlechterung der Sicherheit feststellen. Auch das Vertrauen in die Firmenleitung sei futsch. Die Folge sei unter anderem eine Rücktrittswelle Ende Juli gewesen, erklärt Dury.
Seit April versuche der LCGB eine Lösung zwischen Direktion und Personal zu finden um das Vertrauen sowie die Sicherheit wieder herzustellen,so der LCGB-Chef. Durch den «flagranten Kompetenzmangel» der Generaldirektion und des Vorsitzenden des Verwaltungarates sei das aber bisher nicht geglückt. Deshalb sei eine politische Reaktion notwendig, wenn man weiteren Schaden für die Cargolux, den Flughafen und den Logistikbereich in Luxemburg verhindern möchte.
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