Die Fakten zu diesem Prozess kamen erst sehr spät ans Tageslicht, als das mutmaßliche Opfer beim Verhör wegen eines umstrittenen Autoverkaufs vor einem Polizisten die Fassung verlor und seiner Schwester in Abwesenheit des Vaters ihren langjährigen Leidesweg an den Kopf warf.
Zu der präzisen Frage des Vorsitzenden, warum er seiner Tochter regelmäßig die Brüste massierte und einmal sogar die Schamhaare geschnitten hatte, hatte der teilweise geständige Beschuldigte erklärt, dass dies auf eine Infektion seiner Tochter im Geschlechtsbereich zurückzuführen war. Die richterliche Antwort, dass dafür unabhängige Ärzte zuständig sind, perlte am Angeklagten ab.
Anhörung der Geschwister
Die Generalstaatsanwaltschaft hatte denn auch dem Angeklagten vorgeworfen, seine Tochter über Jahre hinweg ausgenutzt zu haben. Deshalb forderte er die Bestätigung des Urteils aus erster Instanz, 15 Jahre Haft ohne Bewährung, bevor die Berufungskammer entschied, den Prozess mit der Anhörung der Geschwister fortzusetzen.
Die Schwester, die das Zimmer mit dem mutmaßlichen Opfer teilte, sprach von einer sehr guten Atmosphäre in der Familie. Sie konnte sich jedoch nicht mehr erinnern, was auf dem Polizeikommissariat geschah und machte auch widersprüchliche Aussagen zu denen, die sie vor dem Untersuchungsrichter abgab.
In Widersprüche verstrickt
Sie habe ihrer Schwester die Inzestgeschichte jedoch nicht geglaubt, weil sie mit ihr das Zimmer teilte und sie sehr gut kannte. Doch auch hier verstrickte sie die Staatsanwältin in Widersprüche. Sie musste schließlich zugeben, dass ihr Vater manchmal das Bett mit dem Opfer teilte und ihr gelegentlich auch die Schamhaare entfernte.
Ansonsten versuchte die Zeugin, nicht ohne darstellerische Begabung, ihre Schwester als mythomane Schauspielerin zu outen. Auch die zweite Schwester sprach am Montag eher von den Begleitumständen als von den eigentlichen Fakten. «Hatt wollt ons all erofmaachen», meinte sie an die Adresse ihrer älteren Schwester, des vermeintlichen Opfers.
Die Fortsetzung des Prozesses ist für den 6. November vorgesehen.
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