Headlines

Gewerkschaften kämpfen für Schmelzen

Gewerkschaften kämpfen für Schmelzen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Werke von Florange, Liège, Schifflingen und Rodange kämpfen ums Überleben. Auch scheiterten bislang alle Initiativen der Gewerkschaften, um intern im ArcelorMittal-Konzern nach einer Lösung zu suchen.

Der OGBL, die Metallarbeiter der MWB-FGTB (Belgien), die Angestellten, Techniker und Führungskräfte der SETca-FGTB und die französischen Stahlarbeiter der FTM-
CGT luden am Montag zu einer gemeinsamen Pressekonferenz, während der sie ihre Initiativen zum Erhalt der Eisenindustrie in der Großregion und darüber hinaus vorstellten.

Die Werke von Florange (F), Liège (B), Schifflingen und Rodange kämpfen ums Überleben und alle Initiativen der Gewerkschaften, um intern im ArcelorMittal-Konzern nach einer Lösung, die das Überleben integrierter Werke ermöglicht, zu suchen, scheiterten bislang.

Stärkere Lobby-Arbeit

Aus diesem Grund wollen die Gewerkschaften zusammen mit der syndikalistischen Dachorganisation IndustrieALL stärkere Lobby-Arbeit für eine europäische Industriepolitik bei der Kommission machen. In der engeren Nachbarschaft sollen die Wirtschaftsminister von der Notwendigkeit einer Einmischung in die Stahlproblematik bewogen werden.

Mit fünf Studien wollen die Stahlarbeiter beweisen, dass die AM-Werke wirtschaftlich überlebensfähig sind, als da sind der „Rapport Faure“ (vom französischen „ministre du Redressement productif“ Montebourg in Auftrag gegeben), der „Rapport Syndex-Europe“, der „Rapport Secafi“, der „Rapport préliminaire Laplace conseil“ (vom OGBL für die Werke Schifflingen und Rodange in Auftrag gegeben) und der „Rapport Laplace conseil – Liège“. Das Unternehmen ArcelorMittal bleibe trotz dieser Berichte bei seiner Strategie, so die Gewerkschafter gestern, die verschiedene Aspekte begreife.

«Raubtierstrategie»

Diese „Raubtierstrategie“ ziele darauf ab, die Preise für die Produkte durch Werksschließungen künstlich hoch zu halten. Die Gewinne würden nicht reinvestiert, sondern dazu genutzt, Rohstoffreserven in anderen Regionen der Erde einzukaufen. Weiterbildung, Forschung, ungenügende Unterhaltsinvestitionen in die Produktionsmittel seien einige der Konsequenzen dieser Politik.

Halbprodukte sollen künftig nur noch importiert werden, die warme Phase der Produktion (besonders die Hochöfen) würde systematisch zerstört.
Tausende Arbeitsplätze würden durch diese Strategie in Europa verloren gehen, so die Gewerkschafter am Montag.

Zerstörung der Stahlindustrie

Das Unternehmen ArcelorMittal benehme sich wie ein trojanisches Pferd, dessen Ziel die Zerstörung der Stahlindustrie von innen sei. Die Konsequenzen auf andere industrielle Aktivitäten werden dramatisch sein, so hieß es weiter. Um diese Folgen abzuwenden, verlangen die Syndikate einen europäischen Mini-Gipfel zusammen mit den Wirtschaftsministern der betroffenen Länder.

Die Gründung eines öffentlichen europäischen Stahlunternehmens wäre eine weitere Möglichkeit, das Überleben der (wirtschaftlich rentablen) europäischen Stahlindustrie abzusichern. Es gehe nicht an, dass Betriebe, die schwarze Zahlen schreiben, aus strategischen Erwägungen heraus einfach geschlossen würden, so auch Jean-Claude Bernardini, zuständiger OGBL-Gewerkschafter für die Stahlindustrie.

Laplace-Studie

Er gab am Montag erste Informationen über die Laplace-Studie zur Zukunft der Werke in Schifflingen und Rodange bekannt, die von der Gewerkschaft in Kürze detailliert vorgestellt werden wird.

So soll die Schifflinger Schmelz ein flexibles Werk mit einer überschaubaren Direktion werden, die mehr Freiheiten als bislang genießt, dies was die kommerzielle und administrative Organisation betrifft.
Voraussetzung zur Rettung der Schifflinger und Rodanger Werke sei der Wille der öffentlichen Macht, sich gegen die AM-Politik der Aufgabe der Schmelzen zu wenden. Das Personal – so ein weiterer Aspekt der Studie – müsse bereit sein, Arbeitsmethoden anzunehmen, die sich von den bisherigen stark unterscheiden.

«Radikal verändern»

Schifflingen könnte – wie vor 20 Jahren Neuves-Maison (F) – sich radikal verändern und den besten „Bresciani“ (kleine flexible Einheiten in Norditalien) Konkurrenz machen.
Bernardini distanzierte sich am Montag auch recht klar vom LCGB. Die christliche Gewerkschaft habe sich nicht an den Kosten der Studie beteiligt und habe ihre Aktivitäten im Stahlbereich auf jene eines Botschafters der jeweiligen Nachrichten beschränkt.

Die im Mai 2002 von OGBL und LCGB gegründete „Asbl sidérurgie“ scheint somit nach zehn Jahren Existenz Geschichte zu sein.