Die Zukunft einer ganzen Reihe von Häusern und Gebäuden, die wohl schützenswert sind und möglicherweise als nationale Monumente klassiert werden, stand zur Diskussion – abgestimmt wurde darüber aber nicht.
„Luxembourg Patrimoine“
Romain Modert, Präsident von „Luxembourg Patrimoine“, sieht nach der Sitzung am Montag einen ersten Schritt getan. Er habe mit „Genugtuung festgestellt“, dass Helminger die Rettung der „Maison Berbère“ als Auslöser der Diskussionen um das architektonische Erbe sehe. Die Diskussionen gingen in die richtige Richtung, seien „aber noch lange nicht abgeschlossen“.
Modert und seine Mitstreiter hoffen, „dass der (Stadt-)Wolf nicht nur versucht, einen Schafspelz überzustülpen“. Sie würden die Entwicklungen weiter verfolgen und der Stadt Luxemburg und allen ihren Akteuren ihre Hilfe anbieten, um das Inventar der 24 Stadtviertel „schnell und bestmöglich“ abzuschließen. Bei dem Reinfall mit der „Maison Berbère“ hat „Luxembourg Patrimoine“ auch frühzeitig gewarnt. Richtig gehört wurde sie nicht.
Mehr als die Rettung durch die Verpflanzung nach Grevenmacher war nicht mehr drin.
Hollerich
Das „Atelier“ und die zukünftige Bestimmung des Hollericher Schlachthofes waren am Montag, durch eine von LSAP-Rat Marc Angel eingereichte Motion, auch Thema. Wirklich Neues zu vermelden gab es allerdings nicht.
Was nach Hollerich kommen soll, ist noch nicht bekannt. Dass etwas kommen wird, ist aber klar. Die nächsten Monate werden, so Helminger, weitere Erkenntnisse bringen. Der Bürgermeister will vor der „heißen Phase“ des Wahlkampfs Klarheit. Bis dahin sollen Kommissionen und Begleitkomitee ihre Beratungen fortführen.
Bürgermeister Helminger ließ den Punkt mit der Zustimmung der Räte wieder von der Tagesordnung nehmen.
Das Hickhack um die „Maison Berbère“ ist noch nicht recht verdaut, da droht schon neues Ungemach. Die Stadt Luxemburg verfügt über viele schützenswerte Gebäude. Doch gibt es verschiedene Wege, diese vor dem Zugriff – und damit dem Abriss – von Immobilienspekulanten zu bewahren.
Sie können über den dem Kulturministerium unterstehenden
„Service des sites et monuments“ als nationale Monumente eingestuft werden. Oder im Allgemeinen Bebauungsplan (PAG) als „Secteur protégé“ festgehalten werden. Beides würde gehen, beides würde das „Patrimoine“ der Stadt vor unerwünschtem Zugriff bewahren. Nur dass beim Weg über den PAG die Stadt mehr Mitspracherecht behält.
Stadtentwicklung
Und das ist Bürgermeister Helmingers Punkt, der sich erst eine Unterredung mit Kulturministerin Octavie Modert wünscht, bevor im Gemeinderat Entscheidungen getroffen werden. Ihm gehe es um die Stadtentwicklung, und den Einfluss auf diese sieht er wohl eingeschränkt, würden ganze Straßenzüge zu nationalen Monumenten.
Hier kam dann auch am Montag eine allgemeine Diskussion auf, was denn nun als nationales Denkmal gelten dürfe und was nicht. Für LSAP-Rat Ben Fayot ist dies klar. Zwar gebe es nicht unbedingt viele
„architektonische Juwelen“, die eine solche Klassierung rechtfertigen würden. Dafür aber viele Straßen mit „Charakter, die daran erinnern, was diese Stadt einmal war“ – und dafür sehr wohl den Nationales-Denkmal-Stempel verdient hätten. Überhaupt gehe es darum, dem Druck, der von Immobilienpromotoren ausgeübt werde, nicht nachzugeben und diesem einen Riegel vorzuschieben, je eher, desto besser. Dann lieber etwas Gemeinde-Autonomie in die Hände des Staates geben, als zuschauen zu müssen, wie das architektonische Erbe für den Reibach einiger weniger draufgeht (die „Maison Berbère“ lässt grüßen).
Doch Helminger wehrt sich dagegen, als untätig in diesem Dossier dargestellt zu werden. In Luxemburg-Stadt wird so zum Beispiel ein Inventar mit schützenswerten Gebäuden erstellt. Von 24 Vierteln sind 19 erfasst. Ende März, Anfang April soll diese Bestandsaufnahme von den Gemeindediensten abgeschlossen sein. Daneben gebe es auch kurzfristige Mittel, um Gebäude vor dem Abriss zu bewahren, wie etwa punktuelle Änderungen am aktuellen PAG.
Druck der Immo-Spekulanten
Und wie es aussehe, würde das Gesetz über die PAG im Parlament noch vor dem Sommer gestimmt. Und wie er gehört habe, so Helminger, gelte dann das Jahr 2014 als Stichdatum für die neuen Bebauungspläne. Bis dahin ist es aber noch eine Weile hin. Was am Montag einigen nicht so recht schmecken wollte, wird doch ein unzureichender Schutz der in Frage kommenden Gebäude befürchtet.
So meinte Fayot, bis dahin gelte es, „höllisch aufzupassen“. Und als LSAP-Rat Marc Angel wissen wollte, ob Helminger denn garantieren könne, bis zum nächsten Treffen mit Kulturministerin Modert (das für den 24. März vorgesehen ist) keinen Abriss-Antrag zu unterschreiben, musste der Bürgermeister abwinken. Nein, das könne er nicht.
Ein Haus in der rue Henri VII muss wohl dran glauben. Die „Sites et monuments“ befänden sich bereits in Gesprächen mit Bauträgern. Für Fayot war dies das Ende der Sitzung am Montag. Er verließ daraufhin den Saal.
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