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Energie für die Zukunft aus Luxemburg

Energie für die Zukunft aus Luxemburg

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Die diesjährige Hannover Messe steht ganz im Zeichen der Energie. Fragen um die künftige Energiegewinnung und Energieeffizienz stehen dabei im Mittelpunkt, auch bei den Luxemburger Ausstellern.

„Wir nutzen Biomasse aus Luxemburg, um ein synthetisches Gas herzustellen, das dann zur Energiegewinnung verfeuert wird“, erklärt Jan Grimbrandt, Geschäftsführer von Boson Energy, mit Sitz auf Kirchberg.

Das kleine Start-up-Unternehmen wurde erst 2009 gegründet und hat auf der Hannover Messe ein Kooperationsprojekt mit Kronospan Luxembourg aus Sassenheim vorgestellt. Die beiden Unternehmen verfolgten ein Forschungsprojekt, „um ein Biomasse-Blockheizkraftwerk im industriellen Maßstab zu errichten“, erklärt man bei Boson Energy. Die Technologie von Boson Energy habe eine wesentlich höhere Energieeffizienz als konventionelle Bioenergieanlagen vergleichbarer Größe.

Strom für 2.000 Haushalte

Das gemeinsame Projekt hat ein Investitionsvolumen von 7 Millionen Euro und könnte bis zu 2.000 Haushalte mit elektrischem Strom versorgen.

Doch nicht nur die höhere Effizienz trägt zu mehr Umweltschutz bei. „Unser Geschäftsmodell basiert darauf, dass wir lokale Biomasse nutzen, vor allem aus Holz“, so Grimbrandt. „Denn bislang importieren wir fast unsere gesamten fossilen Energieträger aus dem Ausland, über weite Distanzen, was allein schon beim Transport enorme Energiekosten verschlingt.“

Biomasse

Bei dem Verfahren von Boson Energy wird Biomasse unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt, so dass keine Verbrennung stattfinden kann. Durch das Erhitzen wird Gas freigesetzt, das dann durch Verbrennen zur Energiegewinnung mit einem Generator genutzt werden kann. „Biomasse besteht schließlich aus den gleichen Molekülen wie fossile Brennstoffe“, erklärt Jan Grimbrandt.

Zwar beschränke sich das Unternehmen bislang auf den industriellen Markt in Europa, doch gebe es ein großes Potenzial gerade in den infrastrukturell weniger gut erschlossenen Ländern. „Denn in vielen Teilen der Welt haben viele Menschen keinen Zugang zu elektrischem Strom“, so der Manager. „Dort kaufen sie oft für teures Geld Diesel ein, um einen Generator zu betreiben und somit Strom zu gewinnen.“ Dabei gebe es vor Ort oftmals enorme Vorräte an Biomasse, die nicht genutzt würden. „Unsere Lösung könnte die Lösung für Milliarden von Menschen sein.“

Geht es nach Boson Energy, sollen langfristig erneuerbare Kohlenwasserstoffe fossile Kohlenwasserstoffe ersetzen.

Rußfrei

Und noch einen Vorteil hat die Technologie von Boson Energy. Sie ist rußfrei. Auf dieses rußfreie Verfahren hat das Unternehmen auch ein Patent. Schließlich lässt sich so die Anfälligkeit der Verbrennungsanlage für Schäden enorm reduzieren, und die Anlage muss auch nicht wegen regelmäßiger Säuberungsarbeiten immer wieder zwischenzeitig stillgelegt werden.

Und Boson Energy ist auf Expansionskurs. „Im Moment arbeiten in Luxemburg zwei Leute, bis Ende des Jahres wollen wir aber noch weitere sechs bis acht Mitarbeiter einstellen“, so Grimbrandt. Das Hauptmodul für das Gemeinschaftsprojekt mit Kronospan würde von SAB auf „Potaschbierg“ gefertigt. Damit sei Boson Energy das erste Unternehmen, das „erneuerbare Energieanlagen vorwiegend in Luxemburg herstellt.“

„Think Blue Factory“

Doch auch die großen internationalen Konzerne wie Volkswagen arbeiten an einer effizienteren Nutzung von Energie. So stellte der Autobauer aus Wolfsburg auf der Hannover Messe seine „Think Blue Factory“ vor. VW kennzeichnet mit diesem Konzept seine Maßnahmen zu Ressourceneffizienz und Emissionsverringerung.

In allen VW-Werken soll so der Verbrauch von Energie, Material und Wasser reduziert werden, ebenso wie der Ausstoß von Schadstoffen. Der Konzern hat sich dabei zum Ziel gesetzt, die „Umweltbelastung in allen Werken bis 2018 um 25 Prozent zu reduzieren.“

Mobile Tests von Fotovoltaikmodulen

Andere Unternehmen aus Luxemburg haben sich ebenfalls die Nutzung regenerativer Energiequellen auf die Fahnen geschrieben. So etwa die Firma Soluxtec aus Wasserbillig. Sie vertreibt Fotovoltaiksysteme, die sich nahtlos in Gebäude integrieren lassen. So werden die Solarpanelen auf dem Dach anstelle der Ziegel angebracht, und sie seien extrem wetterbeständig. Durch ihre Oberflächenstruktur können sie auch schweren Unwettern und hohen Schneelasten widerstehen.

Die Firma Synerco aus Junglinster hingegen hat sich auf die Projektentwicklung, Planung und den Bau von Energiegewinnungsanlagen spezialisiert. Der Brennstoff für diese Anlagen kommt überwiegend aus der Nutzung von Biomasse.

Das Unternehmen Lionsystems aus Foetz bietet mobile Tests von Fotovoltaikmodulen an. Mit dem Verfahren könne man den elektrischen Zustand der Module vor Ort testen, so das Unternehmen in seiner Präsentation. Vor allem bei einer Serienverschaltung von Modulen sei das wichtig. Schließlich begrenze das leistungsschwächste Modul den Strom aller anderen angeschlossenen Module. Mit dem Verfahren von Lionsystems könne man die Module optimal anbringen.

(Stefan Osorio-König/Hannover/Tageblatt.lu)