Dienstag23. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

LuxemburgEine Stadt für alle: Aktions- und Sporttag für Menschen mit spezifischen Bedürfnissen

Luxemburg / Eine Stadt für alle: Aktions- und Sporttag für Menschen mit spezifischen Bedürfnissen
Schon die kleinste Kante kann für Rollstuhlfahrer zu einer störenden Hürde werden Foto: Editpress/André Feller

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Menschen mit spezifischen Bedürfnissen stoßen in ihrem Alltag auf viele Hürden. Mit dem Ziel, die Betroffenen besser zu integrieren, organisiert die Stadt Luxemburg seit mehreren Jahren Sensibilisierungswochen. Diese beinhalten Reflexionstage mit Vereinigungen und Betroffenen, aber auch öffentliche Veranstaltungen wie der Aktions- und Sporttag am Samstag.

Eine Vielzahl an Vereinigungen nahm anlässlich der zehnten Auflage der Sensibilisierungstage am Aktionstag am Samstag teil. Jede der teilnehmenden Vereinigungen vertrat die Interessen ihrer Mitglieder, sei es Menschen mit Parkinson, motorischen Einschränkungen, seltenen Krankheiten oder etwa Sicht- oder Höreinschränkungen.

Das Thema Handicap hat viele Gesichter, eigentlich so viele, dass sich gesunde Menschen kaum all die Hürden vorstellen können, mit denen es Personen mit spezifischen Bedürfnissen im Alltag zu tun haben. Bereits eine nur wenige Zentimeter hohe Bordsteinkante stellt für Rollstuhlfahrer ein beachtliches Hindernis dar. Um sich besser in diese Situation hineinzuversetzen, konnten sich am Samstag Erwachsene und Kinder im Rollstuhlfahren versuchen. So manch einer hatte dann auch viel Mühe, auf dem Rollstuhlparcours die auf den ersten Blick geringen Hürden zu überwinden.

Menschen mit Einschränkungen, sei es motorischer oder kognitiver Art, haben auch ein Bedürfnis, Sport zu treiben. Obwohl es in Luxemburg mittlerweile ein breit gefächertes Angebot gibt, ist es für viele Betroffene nicht immer einfach, darauf zurückzugreifen, wie Mathis Finke, Sport-Koordinator vom Luxembourg Paralympic Committee (LPC), erklärt. Erst einmal müsse man eine an seine Bedürfnisse angepasste Sportart finden. Erste Kontakte zu den jeweiligen Organisationen würden indirekt über das „Rehazenter“ führen. Dort ist u.a. auch das LPC ansässig. Mitglieder des Komitees können Interessierte nach einer ersten Bestandsaufnahme an die verschiedenen Vereinigungen weitervermitteln, so Finke. Radfahren, Rollstuhlbasketball, Rollstuhltanz oder neuerdings Curling sind nur einige der möglichen Sportarten.

Finanzielle Hürden

Spätestens beim Beschaffen von individuell angepassten Sportgeräten werde es aber kompliziert und vor allem teuer, so Finke. Sein Kollege Amsal Redzepovic etwa leidet seit seiner Geburt an einer schweren motorischen Einschränkung. Sport ist für den jungen Mann absolut wichtig, Bewegung ein Muss. Heute nimmt er mit einem sonderangefertigten Fahrrad sogar an Rennen teil. Oftmals müssten die Betroffenen etwa für spezielle Fahrräder oder teilweise für Prothesen selbst aufkommen, unterstreicht Finke. In manchen Fällen gestatte die Gesundheitskasse einen Zuschuss, in anderen seien Betroffene auf Sponsoring angewiesen, um überhaupt Sport treiben zu können. Da sei noch viel Luft nach oben, meint Finke.

Ein neues Angebot in Sachen Sport bietet derzeit der Tennisverein Spora an. Dieses richtet sich an Menschen im Rollstuhl, Menschen mit einer mentalen Beeinträchtigung oder mit einer Sehbehinderung. Unterstützt und finanziell ermöglicht werde dieses Angebot von der „Œuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte“, so Finke.

Die Stadt Luxemburg setze ebenfalls auf die Integration von Personen mit spezifischen Bedürfnissen, erklärt Madeleine Kayser, Koordinatorin der Dienststelle für Integration. Im Rahmen des „Sport pour tous“ versuche man auch hier Betroffene zu integrieren und Sportarten an spezifische Bedürfnisse anzupassen.

Die Vereinigung ALAN betreut Menschen mit seltenen Krankheiten. Auch sie bietet Freizeitsport wie etwa Schwimmen oder Yoga an. Die Angebote richteten sich aber nur an die eigenen Mitglieder, so ALAN-Präsidentin Anja Di Bartolomeo. Sie bedauert, dass man das Ganze nicht weiter ausbauen könne, mittlerweile führe man sogar Wartelisten.

Aus den geführten Gesprächen lässt sich eine Schlussfolgerung ziehen: Das Angebot ist, im Vergleich zum Ausland, nicht das schlechteste. Aber der Weg dorthin ist in bestimmten Fällen alles andere als barrierefrei.