Jetzt kommt ein neuer Versuch, der Fondsindustrie ein Korsett zu verpassen. Er heißt AIFM und soll die ungeregelten Fonds regulieren.
Marc Saluzzi ist Partner bei PwC. Er gilt als der Kopf, der den Rundumblick bei der Regulierung von Fonds hat. Saluzzi war am ersten Tag des Frühjahrskongresses des Luxemburger Investmentfondsverbandes der Redner, der Luxemburg mit einigen möglicherweise unbequemen Fakten konfrontierte. ALFI der Einleitungsredner, der es dem Kongress nicht ersparte, über eine deutlich beschriebene Situation nachzudenken.
„Vor 25 Jahren hat Luxemburg sehr schnell die Richtlinie Ucits umgesetzt. Daraus ergab sich ein Erfolg, an den zuvor niemand geglaubt hat“, sagte ALFI-Präsident Claude Kremer, der als Präsident im Mai ausscheidet und seinen letzten Kongress eröffnete. Saluzzi schloss daran an und stellte die Frage, ob eine neue Richtlinie, AIFMD, wohl mit einem ähnlichen Erfolg in Luxemburg praktiziert werden könnte.
„Ucits“, hatte Saluzzi in einem Tageblatt-Hintergrundgespräch in der vergangenen Woche gesagt, „ist mit der Fondsindustrie und allen Beteiligten sorgfältig bis ins Detail besprochen und dann verabschiedet worden. Bei der neuen Direktive ist das anders. Sie soll vor allem alternative Anlagen regeln. Darunter versteht man zum Beispiel Immobilienfonds, Risiko-Kapitalfonds, aber auch Hedgefonds.
Kurve bekommen
Hier bestand der politische Wunsch der Regelung. „Diese Direktive wurde durchgesetzt, ohne dass es eine große Konsultation gab. Wir merken jeden Tag, wie schwierig es ist, diese Direktive in die Tat umzusetzen. Aber diese Direktive treibt uns vorwärts, das Fonds-Management-Modell zu regulieren, das diesen Fonds unterliegt. Manager alternativer Fonds müssen nun die Kurve bekommen, um sich in einem regulierten Umfeld zu bewähren“, sagte Saluzzi.
Gut vier Prozent alternativer Anlagen sind in Luxemburg domiziliert. Das entspricht etwa 138 Milliarden Euro von 3,5 Billionen Euro, die weltweit angelegt worden sind. „Wenn es Luxemburg gelänge, bei den alternativen Anlagen den Marktanteil zu gewinnen, den es bei den regulierten Fonds hat, dann würden etwa 250 Milliarden Euro Anlagevermögen hinzukommen“, sagte Saluzzi. Allerdings wies er auch darauf hin, dass mit weitem Vorsprung die Cayman Islands oder der US-Staat Delaware bei diesen Anlagen vorne lägen.
Luxemburg, so Saluzzi, müsse sich an angelsächsische Modelle anpassen. Das Land habe mit der Einführung der Spezialfonds zwar bewiesen, welche Fähigkeiten es habe. Mit der Betreuung der alternativen Anlageformen bedürfe es aber auch einer Veränderung der Strukturen.
Saluzzi: „Kann Luxemburg eine Produkt-Plattform und eine Distributions-Plattform für Fondsmanager werden, die nicht in der Europäischen Union zuhause sind“?
Singapur zum Beispiel versucht Standort für kleinere Einheiten der alternativen Anlagen zu werden. Die Cayman Islands haben ihren Ruf und sind besonders in Asien populär. Es dürfte hart sein, so Saluzzi, australische oder japanische Fondsmanager von Luxemburg zu überzeugen.
Eine Chance
Die derzeitige Situation stelle immerhin eine gute Gelegenheit dar. Luxemburg hätte eine Chance bei Risikokapitalfonds, bei Immobilienfonds und bei Hedgefonds, sich mit der neuen Richtlinie zu etablieren.
„Wir müssen die besten Angebote unterbreiten. Das können wir derzeit im steuerlichen und im regulatorischen Bereich. Wir müssen die besten Dienstleister für die Anlageformen anziehen.
Wir müssen das bevorzugte Heim für institutionelle Investoren werden. Wir müssen die globale Distributionsplattform für diese Anlageformen werden, und dies sogar für Anbieter außerhalb Europas“, forderte Saluzzi. und er fügte an: „Die Direktive Ucits für die regulierten Fonds ist zu einem Markenzeichen geworden. Wir müssen uns darum bemühen, dass die Direktive AIFMD für die alternativen Anlageformen ebenfalls zu einem europäischen Markenzeichen wird.“
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