Luc Laboulle, Armand Hoffmann
Die Differdinger hatten sich aber nicht etwa im Datum geirrt, sondern den Besuchern der Pressekonferenz am Mittwoch eine kleine Inszenierung geboten. Wenn es nämlich nach den Gemeindeverantwortlichen der Eisenstadt ginge, soll das „Lycée Déifferdeng“ tatsächlich in fünf Jahren eröffnen. Die Regierung plant jedoch, 2015 erst mit dem Bau zu beginnen.
Gründe für ein Lyzeum in Differdingen findet Bürgermeister Meisch jedenfalls genug. Endlich bräuchten die Schüler sich nicht mehr in volle Busse und Züge zu quetschen, um dann in einer anderen Stadt in überfüllten Schulräumen zu sitzen.
Das kleine, überschaubare Lyzeum in Differdingen soll 1.000 Schülern Platz bieten und auf dem „Plateau du Funiculaire“, ganz nah am Stadtzentrum, entstehen. Durch die zentrale Lage könnten die Jugendlichen auch den Stadtkern wiederbeleben.Staat hat kein Geld
für Schulen
Auf Nachfrage des Tageblatt bestätigte ein Verantwortlicher vom „Département des travaux publics“ des Ministeriums für Nachhaltigkeit und Infrastruktur, dass das Projekt „Lycée Déifferdeng“ bis auf Weiteres auf Eis gelegt wurde. Nach dem Programm „pluriannuel“ könne frühestens 2015 mit dem Bau begonnen werden.
Zwar bestehe nach dem „plan sectoriel lycée“ eine Notwendigkeit, das Gymnasium zu bauen, doch die Staatsfinanzen würden es zurzeit nicht erlauben . Allerdings, so der hohe Beamte weiter, könne es sein, dass die Lage in einem Jahr anders aussehe, das hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab.
Die geplanten Kosten für das Projekt würden 95 Millionen Euro betragen. Es sei wegen der Sparmaßnahmen nicht möglich, diese Summe in ein solches Projekt zu stecken. Alle drei geplanten Gymnasien, in Mondorf, Clerf und Differdingen, seien derweilen bis 2014 auf Eis gelegt.
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„Das Lyzeum ist eine notwendige und logische Konsequenz der Bildungspolitik der Stadt Differdingen“, sagte Meisch. 2015 werde Differdingen rund 3.500 Grundschüler zählen, denen man gute Bildungschancen bieten und im Hinblick auf die Eröffnung der Universität auf Belval, das Tor zur Wissensgesellschaft öffnen möchte. Auch Differdingen sei vom Strukturwandel betroffen und das Lyzeum soll Teil des Differdinger Aufschwungs werden. In dieser Hinsicht biete es enormes Potenzial: Eine Schule schaffe viele Arbeitsplätze und erhöhe die Attraktivität der Stadt als Wohnort, insbesondere für Familien.
„E Mouvement fir ganz Déifferdeng ginn“
Seine kleine Zukunftsinszenierung schloss Claude Meisch mit den Worten: „Mir si frou, datt d’Déifferdenger Bierger deemols gesot hunn: Mir loossen eis dat net gefalen, mir wëllen eise Lycée. Di Déifferdenger Leit sinn opgestaan, soss wier dat hei net méigléch gewiecht.“
Alsdann übergab der Bürgermeister das Wort an die Anführerin der Aufständischen, die Präsidentin der „E Lycée fir Déifferdeng asbl.“, Michèle Faber. Die Regierung spare an der falschen Stelle, meinte sie, hier gehe es nicht um ein Fußballstadion oder ein Velodrom, sondern um eine Schule. Die Differdinger Bürger forderte Faber auf, zusammen aufzustehen: „Eis asbl. soll e Mouvement fir ganz Déifferdeng ginn.“ Das Differdinger Lyzeum sei ein „reelle Besoin a kee Luxus“, diese Botschaft wolle man der Regierung vermitteln. Am 11. Januar findet eine Informationsversammlung für alle Bürger statt.
Rat Georges Liesch („déi Gréng“) wies auf das Wachstum der Stadt Differdingen hin. 2007 seien 1.200 Differdinger aufs Gymnasium gegangen. 2015 werde die Gemeinde 25.000 Einwohner zählen, die Wachstumsrate liege bei sieben Prozent. Ein Grund mehr, weshalb Differdingen möglichst bald ein Lyzeum braucht.
Abschließend bekundeten auch die Oppositionsräte Erny Müller (LSAP) und Robert Mangen (CSV) ihre Solidarität mit dem Schöffenrat und der ganzen Differdinger Bevölkerung.
3 Fragen an Bürgermeister Claude Meisch
Tageblatt: Hatten Sie in den letzten Wochen Kontakt zu Minister Wiseler wegen des Baus des „Lycée Déifferdeng“?
Claude Meisch: „Vor einigen Monaten hat der Gemeinderat eine Motion gestimmt, in der der Forderung nach einem Lyzeum noch einmal Nachdruck verliehen wurde. Nachdem der Minister lange Zeit nicht reagiert hat, haben wir nun kürzlich doch einen Termin im Ministerium für Nachhaltigkeit und Infrastruktur erhalten. Im Januar werden wir uns mit der Regierung zusammensetzen, um zu besprechen, wie es weitergehen soll. 
Leider stellen wir fest, dass sich seit 2007 nicht viel in der Akte ’Lycée Déifferdeng‘ getan hat. Wir haben Grundstücke gekauft und klassiert und auch schon erste Verhandlungen mit dem Besitzer des ’Plateau du funiculaire‘, ArcelorMittal, geführt. Zudem werden wir 2011 ein Schwimmbad für den Schulsport bauen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Vom Staat kann man das nicht unbedingt behaupten.“
„T“: Ins Budget 2011 wird es das „Lycée Déifferdeng“ wohl nicht mehr schaffen.
C.M.: „Das Budget bietet aber die Möglichkeit, Planungen durchzuführen. Die Bauarbeiten werden in den nächsten beiden Jahren nicht beginnen, aber wenn wir sorgfältig planen, können wir 2013 damit anfangen. In dem Fall wäre eine Eröffnung im Jahr 2015 durchaus realistisch.“
„T“: Die öffentliche Kampagne für den Bau des Lyzeums wird von allen Parteien unterstützt. Haben Sie für die Durchführung dieser Werbeaktion ein spezielles Budget vorgesehen?
C.M.: „Der Gemeinderat ist damit einverstanden, gewisse finanzielle Mittel für die Kampagne bereitzustellen. Das ’Lycée Déifferdeng‘ ist für uns in doppelter Hinsicht von sehr großer Bedeutung. Einerseits erhöht es die Lebensqualität der Schüler und andererseits gibt es der Stadt Differdingen eine gewisse Dynamik zurück.“
Zu Demaart
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