Winterreifen sind, um bei Schnee und Eis den nötigen Grip zu liefern, deutlich anders aufgebaut als die Sommer-Versionen. Auf trockener Fahrbahn bei hohen Temperaturen liegen die Schwächen reiner Winterreifen vor allem im Bremsverhalten. Je nach Temperatur bedeutet das bei Tempo 100 einen zusätzlichen Anhalteweg von bis zu 16 Metern. Dies bestätigt auch der Luxemburger Automobilclub. „Erst bei sommerlichen Temperaturen von 25 oder mehr Grad Celsius würden sie, durch die Gummimischung, ebenfalls schneller abnutzen“, erklärt Frank Schmit des ACL.
Auch der ADAC hat Tests der Winterreifen bei unterschiedlichen Temperaturen und Wetterverhältnissen durchgeführt.
Beim Handling sind die Unterschiede der Winterreifen nicht so extrem wie beim Bremsverhalten. Während sie bei niedrigeren Temperaturen gute Ergebnisse erzielten, ließ das Grip-Niveau bei höheren Temperaturen im Schnitt um ein Dreiviertel Note nach.
Mit zunehmendem Fahrzeuggewicht, etwa durch Urlaubsgepäck, zeigt sich zudem eine deutliche Verschlechterung in der Fahrstabilität. Dies ist vor allem bei kleinen Lenkbewegungen in lang gezogenen Kurven und Autobahnausfahrten zu spüren.
Das Fazit des ADAC
Die – durchaus sicherheitsrelevanten – Defizite auf trockener Fahrbahn sprechen gegen eine Verwendung von Winterreifen im Sommer. Was nicht verwundert: Moderne Reifen sind Spezialisten für ihre jeweilige Jahreszeit.
Ganzjahresreifen schneiden etwas besser ab, allerdings gibt es den absoluten Ganzjahresreifen nicht. Nachdem sie als Winterreifen ausgelegt sind, verhalten sie sich im Sommer ähnlich wie Winterreifen. Ganzjahresreifen-Modelle mit einer schlechteren Wintertauglichkeit stehen im Sommer wiederum besser da als Winterreifen, jedoch haben auch sie einen deutlichen Nachholbedarf auf trockener Straße.
Weniger tauglich ab 4 mm
Winterreifen büßen ihre Tauglichkeit auf Schnee ab ca. 4 mm Profiltiefe spürbar ein – was zur Überlegung führt, sie im Sommer „aufzubrauchen“. Da sich die teilweise abgefahrenen Profilblöcke beim Bremsen nicht mehr so stark verformen, sind Handling und Bremsweg eher besser als im Neuzustand. Allerdings ist aufgrund der reduzierten Profiltiefe mit Sicherheitsrisiken auf nasser Fahrbahn zu rechnen.
„In meiner Region schneit es fast nie“, „ich fahre nur kurze Strecken, meist in der Stadt“. Klar, dass man unter diesen Gesichtspunkten überlegt, ob die Investition von einigen hundert Euro in einen Satz Winterreifen wirklich sein muss.
Winterreifen sind Pflicht
Jedoch das Gesetz schreibt vor, dass bei winterlichen Verhältnissen die Winterreifen Pflicht sind. „Man bemerkt allerdings, dass immer mehr Leute auch im Sommer mit Winterreifen unterwegs sind“, erklärt Frank Schmit weiter. Die Sicherheit auf den Straßen hat für den ACL Vorrang. Deshalb sind, laut ACL, Sommerreifen im Winter genauso gefährlich wie Winterreifen im Sommer.
Wissen sollte man: „Sommer“-Gummimischungen verhärten sich bereits bei niedrigen Plus-Graden, womit sich die Haftung auf der Straße spürbar reduzieren kann. Winter-Typen bleiben weich und verfügen zudem über ein spezielles Lamellen-Profil, das auf Schnee und Eis besonders gut greift – also bei Witterungsbedingungen, die überall in Luxemburg und auch durchaus schon um den Gefrierpunkt herum anzutreffen sind.
Montage
Wer Winterreifen montiert, sollte dies auf allen vier Rädern tun. Mit unterschiedlicher Bereifung kann der Wagen schon bei mäßig starkem Bremsen ins Schleudern geraten. Von Winter zu Winter sollte man die Reifen achsweise tauschen, um für gleichmäßigen Verschleiß zu sorgen.
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