Die Wettbewerbsfähigkeit der Großregion lässt zu wünschen übrig. Unter den 272 Regionen in der Europäischen Union nimmt sie nur Rang 82 ein. Dabei könnte dies völlig anders aussehen, wenn die sich bietenden Möglichkeiten besser genutzt würden. Aber immer noch gibt es zu viele Anlaufstellen statt «guichets uniques», immer noch zu viele Verwaltungshindernisse innerhalb der Region, der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden.
Dies unterstrich am Dienstag im Düdelinger «Centre national de l’audiovisuel» Alexandra Guarda-Rauchs. Sie ist Leiterin einer entsprechenden Arbeitsgruppe des Wirtschafts- und Sozialrates der Großregion, der gestern in Düdelingen zusammenkam.
Seit Januar wird Letztere für die nächsten zwei Jahre von Wallonien präsidiert. Rheinland-Pfalz hatte seine Anstrengungen in den letzten beiden Jahren auf die Fragen der Fachkräfte und der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit konzentriert. Als Ergebnis der Arbeit konnte im November letzten Jahres ein Rahmenabkommen über grenzüberschreitendende Berufsausbildung unterzeichnet werden.
Mobilität
Auch die Frage nach der Mobilität gehört zu diesem Themenkomplex. Mit 210.000 Grenzpendlern – drei Viertel davon, etwa 160.000 täglich, alleine nach und aus Luxemburg – stellt die Region den Arbeitsmarkt mit dem größten Bewegungsanteil in der EU. Was natürlich Auswirkungen auf die Verkehrslage hat. «Der Verkehrsinfarkt droht», so Mathias Schwalbach von der Arbeitsgruppe Mobilität. Diese empfiehlt dem Gipfeltreffen der Großregion u.a. den Ausbau der A31 zwischen Nancy und Luxemburg und den Lückenschluss der A1 in der Eifel auf der Strecke Richtung Bonn/Köln. Im Bereich Schiene sollte das Projekt Eurocaprail auf die Strecke Brüssel-Luxemburg-Straßburg ausgedehnt werden sowie die Hochgeschwindigkeitstrasse Baudrecourt-Saarbrücken-Mannheim kommen.
Im Gesundheitswesen müssten die grenzüberschreitenden Synergien ganz besonders vorangetrieben werden, unterstrich Henri Lewalle. Dabei sei es wichtig, nationale Hemmnisse abzubauen, so wie dies bereits entlang der französisch-belgischen Grenze der Fall ist. «Die Arbeit des Wirtschafts- und Sozialrates steht nicht in einem luftleeren Raum», erläuterte Wolfgang Lerch von der Begleitgruppe zum Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Großregion. «Unsere Aufgabe ist es, die Zahlen und Daten in politische Empfehlungen umzusetzen.»
Kein leichtes Unterfangen in einer Region, die Unterschiede in der Bevölkerungsstruktur, im Bildungsbereich oder bei den Lebensbedingungen z.B. aufweist, wie Hilke van den Elsen vortrug. Sie ging auf den regionalen Stand der Dinge ein, im Vergleich mit den Zielsetzungen der EU für 2020. Beispiel Beschäftigungsquote, wo die EU 75% bis 2020 erreichen will.
Problematik
Zwar liegt die Gesamtregion mit aktuellen 69,7% höher als der Durchschnitt der EU mit 68,4%. Doch liegen die Werte innerhalb des Raumes weit auseinander. So kommt Rheinland-Pfalz auf 77,6%, das Saarland auf 73,2% und Luxemburg auf 71,1%. Doch die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens mit 68%, Lothringen mit 65,2% und Wallonien mit nur 62,3% unterstreichen die Problematik innerhalb der Region.
Der neue Präsident der Großregion, Philippe Ledent, will die wallonische Präsidentschaft nutzen, um in Wirtschaftsfragen weiterzukommen. Dabei sollen auch die Möglichkeiten der sogenannten «Silver economy» ausgelotet werden – jenes Marktes, der sich gezielt auf den immer größer werdenden Anteil an älteren Menschen eingestellt hat.
(Serge Kennerknecht/Tageblatt.lu)
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